medizin&technik 01.2024
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kung, gemessen in CO 2 -Äquivalenten,<br />
auf, sowie einen geringeren Energie- und<br />
Wasserverbrauch. Gemäß interner Berechnungen<br />
ist beispielsweise der CO 2 -<br />
Fußabdruck eines Pharmaguard-Blisters<br />
aus PP um fast 50 % niedriger als der eines<br />
herkömmlichen PVC/PVdC-Blisters.<br />
Diese Zahlen lieferte ein Screening<br />
Life-Cylce-Assessment von Sphera. Dabei<br />
werden die Umweltwirkungen grob abgeschätzt,<br />
in dem man die relevantesten<br />
Materialien betrachtet und mit Durchschnittsdaten<br />
arbeitet – was mit weniger<br />
Aufwand zu Erkenntnissen führt als eine<br />
vollständige Ökobilanz.<br />
Mehr über die PPWR<br />
PP-Blister-Verpackungskonzept<br />
mit breiterem Prozessfenster<br />
Dass das neue Verpackungskonzept den<br />
Nerv trifft, zeigt die steigende Nachfrage.<br />
Aktuell stellt Südpack Medica bereits eine<br />
weitere Variante zur Verfügung, die im<br />
Bereich Tiefziehen und Siegeln ein breiteres<br />
Prozessfenster aufweist. Das bietet<br />
Vorteile gegenüber marktüb lichen PP-Folien:<br />
Für Unternehmen mit unterschiedlichen<br />
Blisteranlagen, wie beispielsweise<br />
Contract Development and Manufacturing<br />
Organization (CDMO), erleichtert es<br />
die Verarbeitung der PP-Blister.<br />
Inzwischen hat Südpack sein eigenes<br />
LCA-Software-Tool entwickelt. Damit lassen<br />
sich die tatsächlichen Umweltauswirkungen<br />
von Verpackungslösungen wie<br />
auch deren Kreislauffähigkeit ganzheitlich<br />
bewerten. Das ermöglicht es Südpack,<br />
entlang der Prozesskette auf Fakten<br />
zurückzugreifen und sich für Verpackungskonzepte<br />
zu entscheiden, die die<br />
tech nischen Anfor derungen erfüllen und<br />
zugleich ökologisch sinnvoll sind. Dabei<br />
modellieren die Fachleute im Unternehmen<br />
auch unterschiedliche End-of-Life-<br />
Szenarien, denn bei flexiblen Folien gehen<br />
rund 15 % des CO 2 -Fußabdrucks auf<br />
die Phase nach ihrer Nutzung zurück.<br />
Das Instrument wird im Entwicklungsprozess<br />
für eigene Produkte eingesetzt, es<br />
steht aber auch für Kundenprojekte zur<br />
Verfügung. Diese können damit bestehende<br />
Verpackungslösungen auf den Prüfstand<br />
stellen lassen und auch nachhaltigere<br />
Alternativen vergleichen.<br />
Enthalten Verpackungsabfälle beispielsweise<br />
unterschiedliche Materialien<br />
oder erweisen sich als kontaminiert, lassen<br />
sie sich bis dato mechanisch nicht recyceln.<br />
In solchen Fällen ist das chemische<br />
Recycling eine interessante Verwertungsoption.<br />
„Wir gewinnen dadurch die<br />
wichtige Ressource Kohlenwasserstoff in<br />
Neuware qualität zurück und können diese<br />
erneut in den Kreislauf einbringen“, betont<br />
Dirk Hardow, der die Business Unit<br />
FF&C bei Südpack leitet. Er ist auch für<br />
die Implementierung von Kreislaufmodellen<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
von Südpack verantwortlich.<br />
In seiner Rolle als Geschäftsführer der<br />
Carboliq GmbH treibt Hardow zudem die<br />
Technologie des chemischen Recyclingverfahrens<br />
für Südpack voran. Das Remscheider<br />
Unternehmen nutzt eine eigene<br />
Depolymerisationstechnologie, die zu einer<br />
hochwertigen flüssigen Ressource<br />
führt, aus der sich neue Polymere herstellen<br />
lassen.<br />
Das zusätzliche Verfahren ist wichtig,<br />
denn nach heutigem Stand der Technik<br />
Den ersten Entwurf für die Packaging &<br />
Packaging Waste Regulation (PPWR) gab<br />
es in der EU im November 2022. Die Verordnung<br />
soll die Verschmutzung durch<br />
Verpackungen senken und eine Kreislaufwirtschaft<br />
für Verpackungen fördern.<br />
Dafür werden Anforderungen an das Design<br />
von Verpackungen definiert: Diese<br />
sollen recyclingfähig gestaltet sein und<br />
Recyclingmaterialien enthalten. Unternehmen,<br />
die in der EU produzieren oder<br />
Verpackungen in die EU liefern, sind von<br />
den Regelungen betroffen.<br />
Fachleute rechnen damit, dass eine endgültige<br />
Version der Verordnung bis 2024<br />
vorliegen könnte. Die Umsetzung könnte<br />
dann 2025 beginnen. Allerdings sind dafür<br />
Fristen vorgesehen.<br />
Bis zum Jahr 2030 zum Beispiel müssten<br />
dann alle Verpackungen auf dem EU-<br />
Markt recycelbar sein – und einen Mindestanteil<br />
an Post-Consumer-Recyclingmaterial<br />
(PCR) enthalten. Als PCR wird<br />
Material bezeichnet, das aus den Abfällen<br />
der Endverbraucher hergestellt wird.<br />
Der vorgeschriebene Anteil an PCR ist unterschiedlich<br />
und hängt vom Material<br />
selbst ab sowie von der Art der Verpackung.<br />
Weitere fünf Jahre später, also<br />
2035, müssten Hersteller auch nachweisen,<br />
dass ihre Verpackungen recycelt werden<br />
können.<br />
Um Recycling-Material in ausreichender<br />
Menge und Qualität zur Verfügung zu<br />
haben, sind Investitionen in moderne Recyclingtechnologien<br />
erforderlich. Auch<br />
müssen Abfälle effizient gesammelt und<br />
sortiert werden. Wer Verpackungen herstellt<br />
oder in Verkehr bringt, soll dafür in<br />
finanzieller Hinsicht Verantwortung<br />
übernehmen und einen Teil der Kosten<br />
für Sammlung, Sortierung und Recycling<br />
mittragen. Bestimmte Verpackungen sollen<br />
ganz verboten werden, zum Beispiel<br />
solche für frisches Obst und Gemüse<br />
oder Hotelverpackungen für Kosmetika.<br />
Bisher gilt die EU-Verpackungsrichtlinie,<br />
der zu Folge jedes EU-Land eigene Maßnahmen<br />
definiert, um Verpackungsabfälle<br />
zu reduzieren.<br />
https://hier.pro/eGlZJ<br />
sind die in der PPWR geforderten Rezyklateinsatzquoten<br />
nur zu erreichen, wenn<br />
auch chemisches Recycling durchgeführt<br />
wird. „Im europäischen Binnenmarkt jedenfalls<br />
stehen derzeit keine ausreichenden<br />
Rezyklatmengen zur Verfügung, die<br />
auch für den Kontakt mit Lebensmitteln<br />
sowie Pharma- und Medizinprodukten<br />
zugelassen sind“, sagt Hardow.<br />
Trotz aller Anstrengungen steht aber<br />
die Gesundheitsbranche erst am Anfang<br />
in Fragen der Nachhaltigkeit. Doch ganz<br />
gleich, ob es sich um eine Produktver -<br />
packung mit weniger schädlichen Auswirkungen<br />
oder eine ökologisch wie öko -<br />
nomisch sinnvolle Verwertungsoption<br />
handelt: Jeder Schritt zählt – darin sind<br />
sich die Fachleute bei Südpack einig.<br />
Auf den „Zauberstoff“ Kunststoff könne<br />
man auf absehbare Zeit aus unterschiedlichen<br />
Gründen nicht verzichten, insbesondere<br />
in der Medizingüter- und Pharmaindustrie.<br />
■<br />
Vera Sebastian<br />
Fachjournalistin in München<br />
www.suedpack-medica.com<br />
01/2024 medizin&<strong>technik</strong> 41