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medizin&technik 01.2024

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■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

Über die Bildgebung mittels DBRI<br />

Das Herzstück des Dynamic Imaging<br />

Center (DIC) am Sitem in Bern ist ein<br />

dyna misches Röntgen-basiertes Hochgeschwindigkeitsbildgebungssystem,<br />

das<br />

als Dynamic Biplane Radiographic Imaging<br />

(DBRI) bezeichnet wird.<br />

Bis zu 1000 Röntgenbilder pro Sekunde<br />

nimmt es in zwei verschiedenen Ebenen<br />

auf. Damit lassen sich nach Angaben der<br />

Betreiber Bewegungen auf den Submillimeter<br />

genau messen und auch feinste<br />

Roll- und Gleitbewegungen im Gelenk<br />

feststellen.<br />

Während der Aufnahme bewegen sich<br />

Probandinnen und Probanden entweder<br />

auf einem Laufband, das mit Kraftsensoren<br />

ausgestattet ist, oder auf Kraftmessplatten.<br />

16 Infrarot-Bewegungserfassungskameras<br />

nehmen die Bewegungen<br />

auf, parallel wird auch noch ein Muskel-<br />

Elektrogramm (EMG) aufgezeichnet.<br />

Die bewegten Röntgenbilder sollen dreidimensionale<br />

Bilder aus MRT- und CT-Geräten<br />

nicht ersetzen, sondern ergänzen.<br />

Durch alle Aufnahmen zusammen entsteht<br />

nach Angaben der Fachleute vom<br />

DIC ein umfassendes Bild der Situation<br />

im Knochen oder im Gelenk.<br />

Das Universitätsinstitut für Diagnostische,<br />

Interventionelle und Pädiatrische<br />

Radiologie (DIPR) am Inselspital, Universitätsspital<br />

Bern, ist Eigentümerin des Labors.<br />

Das DIPR gewährt der Empa im<br />

Rahmen einer zehnjährigen Koopera -<br />

tionsvereinbarung besondere Zugangsrechte<br />

und Nutzungsrechte.<br />

Zum DIPR: www.radiologie.insel.ch/de/<br />

Zur Empa: www.empa.ch<br />

Das neue Dynamic Imaging Center (DIC) ist in Bern in den Räumlichkeiten des<br />

Sitem untergebracht. Zu den Partnern, die es gemeinsam aufgebaut haben,<br />

gehört auch die EMPA<br />

Das DIC bietet erstmals die Möglichkeit,<br />

die Belastung, die auf ein Implantat<br />

im Körper wirkt, während der Bewegung<br />

zu untersuchen. Mit den Ergebnissen<br />

lassen sich die heute üblichen<br />

Formen von Implantaten besser bewerten<br />

und vielleicht auch optimieren. Das<br />

(Bild:Sitem )<br />

ist für Implantathersteller sehr interessant.<br />

■ Haben Unternehmen schon Interesse<br />

bekundet?<br />

Schon als wir mit dem Aufbau begonnen<br />

haben, kamen zahlreiche Anfragen<br />

von Verbänden und Unternehmen. Allein<br />

diese zu sichten und gegebenenfalls<br />

Forschungsprojekte dazu zu formulieren,<br />

wird einige Monate in Anspruch<br />

nehmen. Realistisch wäre wohl<br />

die Annahme, dass wir mit den ersten<br />

Projekten 2025 starten können. Es zeigt<br />

sich aber schon jetzt, dass wir an der einen<br />

oder anderen Stelle auch die Wünsche<br />

an die Realität werden angleichen<br />

müssen.<br />

■ Wo sind heute die Grenzen des<br />

Dynamic Imaging?<br />

Wir haben aktuell eine Bildgröße von<br />

etwa 40 mal 40 Zentimetern, die wir<br />

darstellen können. Ein weiterer Punkt<br />

ist, dass ein Proband oder später der<br />

Patient in der Lage sein muss, selbstständig<br />

und ohne Begleitung auf dem<br />

Laufband im DIC zu gehen, während die<br />

Aufnahmen entstehen.<br />

■ Wie ließe sich diese Art der Bildgebung<br />

eventuell noch weiterentwickeln?<br />

Das ist bisher noch schwierig zu sagen,<br />

wir tasten uns ja zunächst an die Möglichkeiten<br />

des heutigen Systems heran.<br />

Dabei kooperieren wir auch mit den<br />

Fachleuten aus Pittsburgh. Da wir das<br />

DIC gerade neu aufgebaut haben, ist<br />

unser System derzeit, was Schnelligkeit<br />

und Auflösung angeht, sogar noch weiter<br />

vorn. Die ETH Zürich hat allerdings<br />

schon Kontakt zu uns aufgenommen<br />

und wäre der richtige Ansprechpartner,<br />

um bei Bedarf die Technik weiterzuentwickeln.<br />

■ Welche Perspektiven sehen Sie für das<br />

Dynamic Imaging mit dem DBRI-Verfahren?<br />

Wenn wir mit unserem System zeigen<br />

können, dass wir Aufnahmen erhalten,<br />

die uns für die Therapie weiterhelfen,<br />

könnte so ein Verfahren die Diagnosemöglichkeiten<br />

auch in anderen Kliniken<br />

erweitern. Dann allerdings werden wir<br />

abgespeckte Versionen brauchen, denn<br />

die gesamte technische Ausrüstung<br />

wird für einen Einsatz in der Breite<br />

wohl zu teuer sein.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

14 medizin&<strong>technik</strong> 01/2024

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