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medizin&technik 01.2024

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(Grafik: IMT)<br />

Fehler in der Stromversorgung: Die schematische Darstellung zeigt die Fehlerausbreitung mit und ohne Überstrombegrenzung<br />

nicht mehr funktioniert. Der von Consumerprodukten<br />

bekannte und gerne verwendete<br />

Trick, den Einschaltknopf 10 Sekunden<br />

gedrückt zu halten, ist praktisch<br />

und bei einigen Power Management ICs<br />

bereits integriert. In lebenserhaltenden<br />

Medizingeräten kann dies jedoch tödlich<br />

sein. Denn es reicht ein defekter Taster,<br />

Buffer oder IO-Pin, um das ganze System<br />

zurückzusetzen – je nach Implementation<br />

sogar ohne Alarm. Auch Anwendungsfehler<br />

sind zu beachten. Wird das Gerät gegen<br />

eine Wand geschoben, kann der Taster<br />

unbemerkt dauerhaft betätigt werden.<br />

Fällt eine Energiequelle unerwartet<br />

aus, muss das Power Management sehr<br />

schnell umschalten, damit die Systemspannung<br />

nicht zu weit absinkt. Bei suboptimaler<br />

Umsetzung sind große Kondensatoren<br />

erforderlich, um die Pause zu<br />

überbrücken. Kondensatoren im Milli -<br />

farad-Bereich sind jedoch nicht nur teuer,<br />

sondern benötigen auch Platz, der im mechanischen<br />

Design oft nicht eingeplant<br />

ist. Grund dafür: Das Verhalten kann erst<br />

mit dem lauffähigen Prototyp festgestellt<br />

werden. Bis dahin ist das mechanische<br />

Design meist weit fortgeschritten.<br />

Zudem müssen die Kondensatoren<br />

auch wieder geladen werden. Geschieht<br />

dies zu schnell, wird kurzzeitig mehr<br />

Energie verbraucht als im normalen Betrieb.<br />

Die muss ebenfalls berücksichtigt<br />

werden , um nicht eine Überstrombegrenzung<br />

zu triggern. Ein Hot Swap von Akkus,<br />

also ein Akku-Tausch im laufenden<br />

Betrieb, erzeugt große Stromspitzen, die<br />

durch lange Leitungen oder Filterinduktivitäten<br />

ihrerseits große Spannungsspitzen<br />

erzeugen. Ohne Varistor oder gleichwertige<br />

Schutzelemente kann die maximal zulässige<br />

Versorgungsspannung überschritten<br />

werden – mit katastrophalen Folgen.<br />

Zuverlässigkeit und Resilienz -<br />

durchdachtes Design hilft<br />

Doch auch das auf dem Papier ideale Design<br />

ist im Alltag unbrauchbar, wenn die<br />

Schaltung nach nur wenigen Jahren den<br />

Dienst versagt. Bauteile wie Akkus, Superund<br />

Elektrolytkondensatoren haben eine<br />

begrenzte Lebensdauer, die stark von der<br />

Temperatur beeinflusst wird. Zum Beispiel<br />

halbiert sich die Lebensdauer eines<br />

Superkondensators pro 10 °C höherer<br />

Temperatur. Hier hilft ein durchdachtes<br />

thermisches Design, um die kritischen<br />

Bauteile direkt mit der kühlen Umgebungsluft<br />

zu umströmen und nicht die<br />

warme Abluft von einem Prozessor oder<br />

anderen Leistungsbauteilen zu verwenden.<br />

Gerade bei Elektrolytkondensatoren<br />

kommt hinzu, dass diese für die beste<br />

Wirksamkeit möglichst nahe an einer Last<br />

wie einem DC/DC-Wandler platziert werden<br />

sollten. Erwärmt sich der DC/DC-<br />

Wandler im Betrieb, ist dieser über das<br />

PCB thermisch mit dem Kondensator verbunden,<br />

wodurch die Arbeitstemperatur<br />

des Kondensators weit über die Umgebungstemperatur<br />

ansteigen kann.<br />

Auch sollte das Design möglichst resilient<br />

gegenüber Anwenderfehlern sein. So<br />

kann es durchaus vorkommen, dass zum<br />

Beispiel verschmutzte Filtermatten nicht<br />

gereinigt oder einfach entfernt werden.<br />

Dadurch kann sich Staub und Schmutz<br />

auf der Leiterplatte ansammeln, welcher<br />

je nach Umgebung leitfähige Partikel enthält<br />

oder durch zu hohe Luftfeuchtigkeit<br />

leitfähig wird. Eine Beschichtung mit<br />

Lack für die kritischen Stellen kann hier<br />

Abhilfe schaffen.<br />

Die hier aufgezeigten Grundsätze sind<br />

nur ein selektiver Auszug aus den Anforderungen<br />

der IEC 60601-1 und den produktspezifischen<br />

Normen. Je nach Geräteklasse<br />

und Land können weitere Anforderungen<br />

hinzukommen oder wegfallen.<br />

Auf jeden Fall lohnt sich eine ausführliche<br />

Normenrecherche, bevor das Power-Management-Konzept<br />

erstellt wird. ■<br />

Stefan Zoller<br />

IMT Information Management Technology,<br />

Buchs/Schweiz<br />

Weitere Informationen<br />

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Produktentwicklung und<br />

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innovativen Medizingeräten :<br />

www.imt.ch<br />

01/2024 medizin&<strong>technik</strong> 31

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