GartenträumeMagazin_2024
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Ein Reich, das die Frauen lieben<br />
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz scheint auf den<br />
ersten Blick eine männliche Erfindung. All die Fürsten,<br />
Architekten, Gärtner und Künstler erschufen eine<br />
unendlich schöne Kulturlandschaft. Aber sie allein?<br />
Dass Frauen dabei mehr als inspirierende Musen<br />
waren, wollen wir behaupten.<br />
Das konnte doch niemand ahnen! Dass das<br />
arg kleine und – sagen wir es ehrlich – national<br />
damals kaum bedeutende Fürstentum<br />
Anhalt-Dessau Jahrhunderte später im Jahr<br />
2000 als UNESCO-Weltkulturerbe in der Region<br />
Anhalt-Dessau-Wittenberg geadelt wurde,<br />
macht Hoffnung auf mehr. Mehr Mut und ja,<br />
auf mehr Frauen, die sich was trauen.<br />
Die Möglich-Macherin<br />
Sie hat sich etwas getraut. Seit 1516 ist<br />
Margarethe von Anhalt-Dessau die Regentin,<br />
ohne die das kleine Fürstenhaus<br />
in der Provinz zwischen Berlin und<br />
Leipzig vielleicht ohne Zukunft<br />
gewesen wäre. Zupackend, tief<br />
gläubig und überzeugte Kämpferin<br />
gegen die Reformation<br />
übernahm sie die Regierungsverantwortung,<br />
die ihre damals<br />
drei unmündigen Söhne Johann,<br />
Georg und Joachim noch nicht<br />
ausfüllen konnten. Für das Fürstenhaus<br />
ging es schlicht ums Überleben.<br />
Mit viel Pragmatismus, schmerzlicher Sparsamkeit<br />
und kluger Diplomatie wurde sie dieser<br />
Aufgabe gerecht. Bis heute eher unbemerkt<br />
hat sie durch einen geschickten Flächentausch<br />
von Arealen östlich von Wörlitz die künftige<br />
Planung des Gartenreiches Dessau-Wörlitz vielleicht<br />
erst möglich gemacht.<br />
Aufbruch in Anhalt<br />
Eine holländische Prinzessin sorgte für Aufbruch<br />
in Anhalt. Henriette Catharina Fürstin<br />
von Anhalt-Dessau hatte Heimweh. Aus dem<br />
stolzen niederländischen Königshaus der Oranier<br />
stammend, war sie durch Heirat mit Johann<br />
Georg II. von Anhalt-Dessau 1659 aus<br />
dem schönen Groningen nach Dessau gekommen.<br />
Zum Glück nicht so weit entfernt von der<br />
Verwandtschaft im nahen Preußen. Um in ihrer<br />
neuen Heimat Wurzeln zu schlagen, überraschte<br />
man sie mit einem sehr persönlichen<br />
Geschenk. Über Jahrhunderte hinweg nahm<br />
niemand eine Notiz von einer Siedlung namens<br />
Nischwitz entlang des Weges von Wittenberg<br />
nach Dessau. Bis auf einmal die holländische<br />
Prinzessin am Ortseingang stand. Das war also<br />
ihr Geschenk – ein ganzes Dorf! 1673 dann ein<br />
erstes Achtungszeichen: Aus Nischwitz wurde<br />
Oranienbaum. Henriette Catharina hatte einen<br />
Plan, mit dem sie mitten im kleinen Anhalt ein<br />
kleines Stück Holland errichten wollte. Und ihre<br />
Im Schlosspark<br />
Oranienbaum fühlt<br />
man sich in die Zeit<br />
von Henriette Catharina<br />
Gartenträume in Sachsen-Anhalt | DESSAU-WÖRLITZ | 12<br />
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