KEM Konstruktion 03.2024
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bild: GfSE<br />
Zu berücksichtigen sind dabei auch Energie- und Informationsflüsse.<br />
Erst wenn ich mit solch einem Ansatz<br />
in die Produktentwicklung gehe, kann ein nachhaltiges<br />
Produkt entstehen. Denn jetzt geht es bei<br />
der Produktgestaltung nicht nur darum, Materialabfälle<br />
zu vermeiden, sondern das Produkt selbst wiederzuverwenden.<br />
Das mag sich trivial anhören, letztlich<br />
verändert sich damit aber fundamental der Blick<br />
auf den Produktentwicklungsprozess und den Produktlebenszyklus.<br />
Und diesen Gedanken gilt es nun in<br />
die Organisationen, die Unternehmen zu tragen und<br />
dort auch praktisch umzusetzen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Der Klimawandel<br />
oder die Verfügbarkeit von Rohstoffen erzeugen<br />
inzwischen ja einen gewissen Handlungsdruck.<br />
Welche Schritte können wir jetzt schon gehen, um<br />
zu nachhaltigeren Produkten und damit auch zu<br />
einer nachhaltigeren Produktion zu kommen?<br />
Daria Wilke (GfSE): In einem ersten Schritt gilt es,<br />
das Systemdenken generell als Kompetenz in den<br />
Unternehmen aufzubauen – weg von dem Silodenken<br />
der einzelnen Fachabteilungen. Das lässt sich an<br />
dem folgenden Beispiel gut verdeutlichen: Setzt man<br />
sich „nur“ zum Ziel, einen Kühlschrank mit dem Energielabel<br />
A++ zu entwickeln, greift das zu kurz – nicht<br />
nur, weil sich die Label ändern können. Ziel muss<br />
vielmehr sein, die Wärmeabgabe des Kühlschranks<br />
generell mit in dem System zu berücksichtigen und<br />
zu optimieren. Dazu muss ich die Zusammenhänge<br />
verstehen und abbilden – was sich gut mit dem modellbasierten<br />
Ansatz des Model-Based Systems Engineering<br />
(MBSE) erreichen lässt. Mit einigen Unternehmen<br />
läuft diesbezüglich aktuell ein Forschungsprojekt<br />
am Fraunhofer IEM, in dem es darum geht,<br />
Nachhaltigkeitsaspekte über den MBSE-Ansatz in die<br />
Produktentwicklung zu integrieren.<br />
Koch: Die Produkte selbst werden dabei übrigens<br />
nicht mehr nur von dem Unternehmen begleitet,<br />
welches das Produkt entwickelt und vielleicht verkauft<br />
– sondern nun kommen auch andere Organisationen<br />
mit ins Spiel, die beispielsweise über Service<br />
oder Recycling nachdenken. Sie müssen beteiligt<br />
werden.<br />
Die Frage im Sinne des Systems Engineering ist also,<br />
wie sich die unterschiedlichen Interessen all dieser<br />
Organisationen bereits frühzeitig in der Produktentwicklung<br />
berücksichtigen und zusammenbringen<br />
lassen. Anders formuliert: Es geht auch darum, nicht<br />
nur Ingenieure einzubinden, sondern alle, die im Laufe<br />
des Produktlebenszyklus mit dem Produkt zu tun<br />
haben werden.<br />
Daria Wilke, stellvertretende<br />
Vorsitzende und<br />
Dr.-Ing. Walter Koch, Vorsitzender<br />
des Vorstands<br />
der Gesellschaft für<br />
Systems Engineering e.V.<br />
(GfSE) – German Chapter<br />
of INCOSE (International<br />
Council on Systems Engineering).<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » 03 | 2024 13