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KEM Konstruktion 03.2024

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Bild: GfSE<br />

Zu berücksichtigen sind dabei auch Energie- und Informationsflüsse.<br />

Erst wenn ich mit solch einem Ansatz<br />

in die Produktentwicklung gehe, kann ein nachhaltiges<br />

Produkt entstehen. Denn jetzt geht es bei<br />

der Produktgestaltung nicht nur darum, Materialabfälle<br />

zu vermeiden, sondern das Produkt selbst wiederzuverwenden.<br />

Das mag sich trivial anhören, letztlich<br />

verändert sich damit aber fundamental der Blick<br />

auf den Produktentwicklungsprozess und den Produktlebenszyklus.<br />

Und diesen Gedanken gilt es nun in<br />

die Organisationen, die Unternehmen zu tragen und<br />

dort auch praktisch umzusetzen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Der Klimawandel<br />

oder die Verfügbarkeit von Rohstoffen erzeugen<br />

inzwischen ja einen gewissen Handlungsdruck.<br />

Welche Schritte können wir jetzt schon gehen, um<br />

zu nachhaltigeren Produkten und damit auch zu<br />

einer nachhaltigeren Produktion zu kommen?<br />

Daria Wilke (GfSE): In einem ersten Schritt gilt es,<br />

das Systemdenken generell als Kompetenz in den<br />

Unternehmen aufzubauen – weg von dem Silodenken<br />

der einzelnen Fachabteilungen. Das lässt sich an<br />

dem folgenden Beispiel gut verdeutlichen: Setzt man<br />

sich „nur“ zum Ziel, einen Kühlschrank mit dem Energielabel<br />

A++ zu entwickeln, greift das zu kurz – nicht<br />

nur, weil sich die Label ändern können. Ziel muss<br />

vielmehr sein, die Wärmeabgabe des Kühlschranks<br />

generell mit in dem System zu berücksichtigen und<br />

zu optimieren. Dazu muss ich die Zusammenhänge<br />

verstehen und abbilden – was sich gut mit dem modellbasierten<br />

Ansatz des Model-Based Systems Engineering<br />

(MBSE) erreichen lässt. Mit einigen Unternehmen<br />

läuft diesbezüglich aktuell ein Forschungsprojekt<br />

am Fraunhofer IEM, in dem es darum geht,<br />

Nachhaltigkeitsaspekte über den MBSE-Ansatz in die<br />

Produktentwicklung zu integrieren.<br />

Koch: Die Produkte selbst werden dabei übrigens<br />

nicht mehr nur von dem Unternehmen begleitet,<br />

welches das Produkt entwickelt und vielleicht verkauft<br />

– sondern nun kommen auch andere Organisationen<br />

mit ins Spiel, die beispielsweise über Service<br />

oder Recycling nachdenken. Sie müssen beteiligt<br />

werden.<br />

Die Frage im Sinne des Systems Engineering ist also,<br />

wie sich die unterschiedlichen Interessen all dieser<br />

Organisationen bereits frühzeitig in der Produktentwicklung<br />

berücksichtigen und zusammenbringen<br />

lassen. Anders formuliert: Es geht auch darum, nicht<br />

nur Ingenieure einzubinden, sondern alle, die im Laufe<br />

des Produktlebenszyklus mit dem Produkt zu tun<br />

haben werden.<br />

Daria Wilke, stellvertretende<br />

Vorsitzende und<br />

Dr.-Ing. Walter Koch, Vorsitzender<br />

des Vorstands<br />

der Gesellschaft für<br />

Systems Engineering e.V.<br />

(GfSE) – German Chapter<br />

of INCOSE (International<br />

Council on Systems Engineering).<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » 03 | 2024 13

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