KEM Konstruktion 03.2024
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KOMPONENTEN » Maschinenelemente<br />
Stoßdämpfer im E-Rollstuhl<br />
Sitzkomfort bei E-Rollstühlen<br />
In der <strong>Konstruktion</strong> von Rollstühlen gibt es noch viel Luft nach oben. Das zeigt ein einachsiger,<br />
auf der Basis eines Segways entwickelter E-Rollstuhl. Damit der Komfort für in ihrer Mobilität<br />
eingeschränkte Menschen auf jedem Untergrund stimmt, verbaut Hoss Mobility als Stoßdämpfer<br />
Strukturdämpfer von ACE, die besondere Eigenschaften für die Anwendung mitbringen.<br />
Robert Timmerberg, Fachjournalist, plus2 GmbH, Düsseldorf<br />
Das Besondere am „Hoss“ getauften Rollstuhl und<br />
der Schlüssel zu dessen intuitivem Fahrverhalten<br />
ist die Fähigkeit des Einachsfahrzeugs, sich dynamisch<br />
zu stabilisieren. Lukas Rigler, Gründer von Hoss<br />
Mobility und Elektrotechnikingenieur, zieht als Erklärung<br />
dafür einen Vergleich mit dem uns wohl am<br />
meisten vertrauten intuitiven Fortbewegungsmittel,<br />
unserem Körper: „Lehnt sich ein Mensch nach vorne,<br />
ohne die Beine zu bewegen, würde er auf die Nase<br />
fallen. Um den Sturz zu verhindern, befiehlt das<br />
Gehirn in diesem Moment, ein Bein nach vorne zu<br />
bewegen. Wenn du dich also vorlehnst, bewegst du<br />
dich unweigerlich vorwärts, immer einen Schritt<br />
nach dem anderen. Unser Hoss macht es<br />
ebenso, aber mit Rädern statt Beinen. Die<br />
Funktion von Gehirn und Muskeln<br />
übernehmen in unserem Fahrzeug<br />
leistungsstarke Prozessoren sowie<br />
Elektromotoren. Und vor dem Umfallen<br />
schützen Bewegungs- und<br />
Neigungssensoren.“ Diese haben<br />
die Aufgabe, ständig das Fahrverhalten<br />
zu analysieren, wobei ein<br />
unabhängiges mechanisches Stützsystem<br />
den Rolli bei Bedarf mit Rädern an der Vorder-<br />
und Hinterseite stabilisiert. Ein Klappmechanismus<br />
fährt bei Systemversagen sofort aus und bringt<br />
den Hoss zum Stehen. Während sich ein konventioneller<br />
elektrischer Rollstuhl in der Regel mit etwa<br />
6 km/h fortbewegen lässt, kann der Hoss Mobility<br />
Geschwindigkeiten von 15 km/h erreichen.<br />
Anwender von Strukturdämpfern<br />
von ACE<br />
Stoßdämpfer: Elektrotechnikingenieur<br />
Lukas<br />
Rigler (rechts), Gründer<br />
von Hoss Mobility,<br />
mit Geschäftspartner<br />
und Antriebstechniker<br />
Dominik Lorenz, dem<br />
CTO des Unternehmens.<br />
Bild: Hoss Mobility<br />
Geeignete Stoßdämpfer<br />
Eine Herausforderung, vor der das Team stand, waren<br />
diese vergleichsweise hohen Geschwindigkeiten, die<br />
ein Hoss Mobility auf ebener Strecke erzielen kann.<br />
Diese stellen auf Dauer hohe Belastungen für die Anatomie<br />
der Fahrenden dar, vor allem auf unwegsamerem<br />
Gelände. Auf diese konstruktionstechnische Aufgabe<br />
stieß Lukas Rigler bei der Entwicklung hin zur Serienreife<br />
ebenfalls eher zufällig und merkt an: „Bei der<br />
Recherche, etwa auf Messeständen, hat interessanterweise<br />
kaum jemand in einem Rollstuhl mir gegenüber<br />
das Anliegen einer besseren Dämpfung zur Sprache<br />
gebracht. Der Eindruck war eher, Rollstühle sind wie sie<br />
sind und daran muss man sich gewöhnen. Erst als einmal<br />
ein Interessent zu Besuch kam, wurde ich auf die<br />
Dämpfung aufmerksam. Der Herr hatte einen manuell<br />
angetriebenen Rollstuhl, welcher aussah, als hätte<br />
Angus MacGyver daran geschraubt, und eine wich -<br />
tige Änderung, die sich der Anwender selbst gebaut<br />
hatte, war seine Dämpfung.“<br />
Während Lukas Rigler an Einzelradaufhängungen, an<br />
Stoßdämpfer und an Gasfedern gedacht<br />
hatte, brachte ihn der Mann auf die<br />
Idee, fortan die Sitzfläche als<br />
ganzes zur Dämpfungs- und<br />
Komfortzone zu machen. Für<br />
Bild: ACE Stoßdämpfer<br />
Die Tubus-TR-Strukturdämpfer<br />
von ACE Stoßdämpfer im Detail:<br />
Die TR-Typen leisten unter anderem<br />
dynamische Kraftaufnahmen<br />
von 218 N bis 7.500 N.<br />
60 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » 03 | 2024