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Austropack 2024/01

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RECYCLING, NACHHALTIGKEIT<br />

RECYCLING, NACHHALTIGKEIT<br />

AUTOR<br />

Harald Dutzler<br />

ist Partner bei Strategy& Österreich und Leiter des Bereichs Konsumgüter und Handel bei Strategy& in Europa.<br />

© Strategy&<br />

Um Finanz- und Nachhaltigkeitsziele durch Verpackungsoptimierung zu erreichen, müssen Lebensmittel- und<br />

Getränkeproduzenten acht interne und externe Faktoren berücksichtigen:<br />

1/3 Kosten und 1/4 Emissionen<br />

einsparen<br />

.............................<br />

Steigende Rohstoffpreise, verschärfte Regulatorik und neue Präferenzen der KundInnen setzen die<br />

Lebensmittelbranche unter Druck. Zugleich könnten Unternehmen bei Verpackungen durch Recycling,<br />

Wiederverwendung und effizientere Materialnutzung bis zu 30 Prozent Kosten und etwa 25 Prozent<br />

Treibhausgasemissionen sparen Viele Hersteller hinken den Vorgaben der Politik sowie eigenen Zielen<br />

allerdings noch hinterher, vor allem beim Thema Abfallmanagement.<br />

Die Lebensmittelbranche könnte mit effi zienteren und nachhaltigeren<br />

Verpackungskonzepten bis zu 30 Prozent ihrer Kosten<br />

sowie rund 25 Prozent Treibhausgasemissionen einsparen, was<br />

etwa 18 bis 23 Millionen Tonnen CO 2<br />

e (CO 2<br />

-Äquialent) pro Jahr<br />

entspricht. Das geht aus der aktuellen Studie „Mastering food<br />

and beverage packaging“ von Strategy&, der globalen Strategieberatung<br />

von PwC, hervor. Derzeit machen Verpackungen bis zu<br />

23 Prozent des Gesamtpreises von Lebensmittelprodukten aus<br />

und verursachen 25 bis 35 Prozent aller Treibhausgasemissionen<br />

von Lebensmittelproduzenten. Mit optimierten und effi zienteren<br />

Verpackungen könnten die Hersteller auf gleich mehrere<br />

aktuelle Entwicklungen reagieren. Einerseits sind die Preise für<br />

Verpackungsrohstoffe wie etwa Glas (+24 Prozent) oder Plastik<br />

(+35 Prozent) in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen.<br />

Unternehmen, die weniger Rohstoffe verbrauchen, sparen<br />

also erhebliche Kosten ein. Gleichzeitig beziehen KundInnen immer<br />

häufi ger Nachhaltigkeitskriterien in ihre Kaufentscheidung<br />

ein, ohne dafür allerdings einen Aufpreis zahlen zu wollen. Hinzu<br />

kommt steigender regulatorischer Druck: So soll die Recyclingrate<br />

für Verpackungen innerhalb der EU etwa bis 2030 auf 70<br />

Prozent steigen. Beim Abfallmanagement schreibt der Gesetzgeber<br />

bis 2040 eine Reduzierung der Abfälle um 15 Prozent vor.<br />

Unternehmen hinken den eigenen Zielen hinterher<br />

Trotz der enormen Potenziale optimierter Verpackungen hat die<br />

Lebensmittelbranche das Thema bislang nur in Teilen erkannt.<br />

Zwar arbeiten schon heute 85 Prozent aller Unternehmen auf<br />

selbst gesteckte Ziele im Bereich Recycling hin, laut Regulatorik<br />

müssen bis 2030 jedoch alle Unternehmen Zielvorgaben implementieren.<br />

Beim Beimischungsanteil recycelter Materialien<br />

haben bislang ein gutes Drittel aller Unternehmen Richtwerte<br />

etabliert, dabei wird auch hier der vorgeschriebene Anteil weiter<br />

steigen. Im Abfallmanagement ist die Kluft am größten. Aufgrund<br />

neuer Regularien könnte das Thema in Zukunft jedes<br />

Unternehmen betreffen, bislang hat sich jedoch erst ein Viertel<br />

entsprechende Leitplanken gesetzt.<br />

„Die Lebensmittelbranche gerät seit Jahren von ganz unterschiedlichen<br />

Seiten immer stärker unter Druck und benötigt<br />

mehr denn je innovative und kreative Lösungen, um sich wieder<br />

vor die Welle zu setzen. Verpackungen können dafür ein wirkmächtiges<br />

Werkzeug sein“, sagt Harald Dutzler, Co-Autor der<br />

Studie und Leiter des Bereichs Konsumgüter und Handel bei<br />

Strategy& in Europa. „Viele in der Branche fangen allerdings erst<br />

an, nachhaltige Verpackungslösungen nicht nur als regulatorische<br />

Notwendigkeit anzusehen, sondern auch die wirtschaftlichen<br />

Vorteile für sich zu nutzen.“<br />

Vier Hebel für weniger Kosten und mehr Nachhaltigkeit<br />

Um die Möglichkeiten innovativer Verpackungen voll ausschöpfen<br />

zu können, hat die Studie vier elementare Hebel für Einzelhandels-<br />

und Konsumgüterunternehmen identifi ziert. Demnach<br />

sollten sie zunächst ihre Produkt- und Portfoliogestaltung überdenken<br />

(„Rethink“). Das schließt auch die Analyse etablierter<br />

Verpackungsdesigns und Beschaffungsprozesse ein. Zugleich<br />

könnte es sich für manche Unternehmen lohnen, in andere<br />

Segmente der Wertschöpfungskette, etwa den Recyclingmarkt,<br />

zu expandieren. Ein weiterer wichtiger Baustein ist der Rohstoffverbrauch<br />

(„Reduce“). Durch Leichtbauweise und neue Designs<br />

lassen sich etwa enorme Mengen Material einsparen. Gleichzeitig<br />

schlummern Effi zienzpotenziale und Hebel für geringere<br />

Emissionen bei Energie- und Transportkosten und im Bereich<br />

Verpackungsabfall.<br />

Eine dritte Maßnahme können mehrfach verwendbare Verpackungen<br />

sein („Reuse“). Sie reduzieren nicht nur Abfall, sondern<br />

können, klug entworfen, auch KundInnen binden. Dabei kommt<br />

es vor allem auf individuelle Planung, etwa beim Thema Hygiene<br />

und Logistik an. Schließlich besitzt auch der Bereich Wiederverwertung<br />

enormes Potenzial – wenn es richtig durchgeführt wird<br />

(„Recycle“). So sollten Hersteller schon beim Verpackungsdesign<br />

Materialien nutzen, die in bestehende Recycling-Kreisläufe<br />

integriert werden können. Im Idealfall vermeidet Recycling nicht<br />

nur enorme Mengen Müll, sondern sichert konstanten Zugang<br />

zu Rohstoffen und verringert Volatilität beim Preis.<br />

„Viele Unternehmen begegnen dem Thema Verpackungen bisweilen<br />

mit großem Respekt und es fehlt oft sowohl an Ressourcen<br />

als auch an Teams, die das Thema vorantreiben. Unsere<br />

Erfahrung zeigt jedoch, dass es am Anfang nicht immer der große<br />

Wurf sein muss, sondern sich auch mit Quick Wins bereits<br />

enorme Fortschritte erzielen lassen“, ergänzt Harald Dutzler.<br />

„In jedem Fall empfi ehlt es sich, möglichst früh alle beteiligten<br />

Abteilungen einzubinden, in einer Task Force zu bündeln, und<br />

klare Ziele für sie zu defi nieren. Zudem ist es sinnvoll, sich am<br />

Anfang auf Bestseller mit hohem Volumen zu fokussieren. So<br />

oder so sollten sich die Unternehmen lieber heute als morgen<br />

mit dem Thema beschäftigen. Denn der Druck von Politik und<br />

KundInnen wird weiter steigen. Wer jetzt Tempo macht, kann<br />

sich also noch vom Wettbewerb absetzen.“<br />

Vier Materialien sind vorherrschend bei Lebensmittel- und<br />

Getränkevrepackungen.<br />

1|<strong>2024</strong><br />

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