Austropack 2024/01
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RECYCLING, NACHHALTIGKEIT<br />
RECYCLING, NACHHALTIGKEIT<br />
Neuer Standard für zirkuläre Kunststoffe<br />
Cirplus, Europas größte digitale Beschaffungsplattform für recycelte Kunststoffe, hat gemeinsam mit , dem IKK –<br />
Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik und dem Kunststoff-Institut Lüdenscheid einen neuen Standard für den<br />
Einsatz recycelter Kunststoffe entwickelt. Mit der DIN SPEC 91481 wird die Qualitätssicherung von Rezyklaten auf<br />
Polyamidbasis verbessert, indem sie die bisher mangelnde Datenqualität behebt. Sie gibt klare Richtlinien für die<br />
Klassifizierung und Beschreibung von Abfällen und Rezyklaten vor und vereinfacht somit den Handel mit recycelten<br />
Kunststoffen. Darüber hinaus haben die Kooperationspartner ein Konzept für einen digitalen Produktpass für<br />
Kunststoffrezyklate und Abfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickelt, der auch auf europäischer<br />
Ebene umgesetzt werden kann.<br />
Mit dem digitalen Produktpass gemäß<br />
DIN SPEC 91481 kann eine umfassende<br />
Datenerfassung und -verarbeitung<br />
von Rohstoffen bis hin zum Compound<br />
sichergestellt werden. Ziel ist es, die<br />
Datenqualität des Materials über seinen<br />
gesamten Lebenszyklus zu gewährleisten<br />
und die oft fehlenden Informationen auf<br />
der Ebene der Rohstoffe zu erstellen und<br />
rechtssicher weiterzugeben.<br />
„Qualitätsschwankungen und Preisunterschiede<br />
zwischen Neuware und recycelten<br />
Kunststoffen erschweren aktuell den<br />
Ausbau des Rezyklatmarktes. Standards<br />
erleichtern den Einsatz und die Beschaffung<br />
von zirkulären Kunststoffen und<br />
sind daher eine Grundvoraussetzung für<br />
die Skalierung der Recyclingindustrie. Die<br />
DIN SPEC 91481 schafft hier mehr Klarheit<br />
für Abfälle und Rezyklate auf Polyamidbasis<br />
und liefert einen wichtigen<br />
Impuls für eine tiefergehende Digitalisierung<br />
der Kunststoff- und Abfallindustrie.”,<br />
so Christian Schiller, Gründer und<br />
Geschäftsführer von Cirplus.<br />
„Die neue DIN SPEC ist eine Chance für<br />
alle Stakeholder in den Wertschöpfungskreisläufen<br />
des Recyclings, auch im Bereich<br />
technischer Kunststoffrezyklate,<br />
aktuelle Hemmnisse sowohl in quantitativer<br />
als auch in qualitativer Hinsicht zu<br />
beseitigen. Damit kann ein wesentlicher<br />
Beitrag zur Defossilisierung und einer<br />
CO2-neutraleren Kreislaufwirtschaft der<br />
Kunststoffi ndustrie geleistet werden.”,<br />
so Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres, Leiter<br />
des IKK an der Universität Hannover<br />
und Konsortialleiter der DIN SPEC 91481<br />
sowie auch der vorangegangenen<br />
DIN SPEC 91446.<br />
Kombiniert mit der großen Reichweite und<br />
einfachen Anwendbarkeit digitaler Plattformen<br />
ebnet die DIN SPEC 91481 den<br />
Weg für einen Paradigmenwechsel hin zu<br />
einer wirklich kreislauforientierten Kunststoffi<br />
ndustrie, die durch Standardisierung<br />
und Digitalisierung katalysiert wird.<br />
Die DIN SPEC 91481 baut auf der ebenfalls<br />
von Cirplus initiierten DIN SPEC 91446<br />
auf und überträgt die dort defi nierten<br />
Datenqualitätslevel auf die spezifi schen<br />
Anforderungen von Polyamiderezyklaten.<br />
Dieser vorangegangene Standard fi ndet<br />
bereits in der Verpackungs- und Bauindustrie<br />
Anwendung und wurde Anfang<br />
2023 vom Verband der Automobilindustrie<br />
e.V. (VDA) in die VDA-Empfehlung 284<br />
übernommen - eine wegweisende Richtlinie<br />
zum Einsatz von Kunststoffrezyklaten<br />
im Automobil.<br />
Interview<br />
Max Meister, Founder‘s Associate Cirplus,<br />
sprach mit austropack über die<br />
Entwicklung des neuen Standards, Bewertung,<br />
Qualitätssicherung und Einsatz<br />
von Rezyklaten.<br />
Wie kam es zu der Entwicklung dieses<br />
Standards?<br />
Die Menge an eingesetztem Rezyklat<br />
bleibt aktuell weit hinter dem zurück,<br />
was von kommender Regulatorik auf<br />
EU-Ebene gefordert wird, denken Sie an<br />
die neue Packaging & Packaging Waste<br />
Regulation. Neben den technischen Herausforderungen<br />
ist das auch wesentlich<br />
auf die Herausforderungen im Rezyklat-<br />
Markt zurückzuführen: intransparent,<br />
fragmentiert und weitgehend nicht digital.<br />
Was hindert den Markt digitaler und<br />
damit effi zienter und zugänglicher zu werden?<br />
Fehlende gemeinsame Standards.<br />
Diese Lücke haben wir zusammen mit<br />
Konsortialpartnern erkannt und daraus<br />
die DIN SPEC 91446 und 91481 entwickelt.<br />
Die DIN SPEC 91446, die aktuell<br />
auf die europäische Ebene angehoben<br />
wird, fi ndet bereits Anwendung, zum Beispiel<br />
in der Verpackungs und Baubranche<br />
und wurde vom Verband der deutschen<br />
Automobilindustrie als Basis für<br />
die VDA-Richtlinie 284 zum Einsatz von<br />
Razyklaten im Automobil herangezogen.<br />
Wie funktioniert die Bewertung?<br />
Die Bewertung innerhalb der<br />
DIN SPEC 91446 und 91481 hangelt<br />
sich entlang der 4 DQLs, Datenqualitätslevel.<br />
Dabei erfolgt keine Bewertung des<br />
Materials selbst, sondern vielmehr eine<br />
Beurteilung anhand des Umfangs an Informationen,<br />
die uns über dieses Material<br />
vorliegen. Denn je umfassender die<br />
Informationen sind, desto präziser kann<br />
das Material die optimale Behandlung<br />
oder Anwendung fi nden und lässt sich<br />
dementsprechend gezielter handeln. Im<br />
Rahmen des niedrigsten DQL genügen<br />
grundlegende Informationen für eine<br />
grobe Einschätzung des Materials, während<br />
für die höheren DQLs spezifi sche<br />
Materialeigenschaften erforderlich sind.<br />
Diese Eigenschaften werden durch Kooperationslabore<br />
(darunter UL, dem SKZ,<br />
Fraunhofer und dem Kunststoffi nstitut<br />
Lüdenscheid) getestet, und wir koordinieren<br />
diese Tests als Service.<br />
Wie wird die Qualität gesichert, aus Abfällen<br />
werden doch Rezyklate in unterschiedlichen<br />
Zusammensetzungen gewonnen?<br />
Hier gibt es mehrere Hebel: Besserer Input<br />
für die Recycler, sprich gutes Design<br />
for Recycling, leistungsstarke Sortierung<br />
des Abfalls auf der einen Seite und Transparenz<br />
durch kontinuierliches Testen mit<br />
standardisierter Qualifi zierung der Rezyklate<br />
auf der anderen Seite. Und genau<br />
hier setzen wir mit unserem Testing as a<br />
Service Angebot, gepaart mit den Datenqualitätsleveln<br />
der DIN SPEC 91446 an.<br />
Wofür eigenen sich die so bewerteten<br />
Rezyklate?<br />
Rezyklate können prinzipiell in sämtlichen<br />
Anwendungen verwendet werden<br />
in denen auch Neukunststoffe eingesetzt<br />
werden. Voraussetzung ist, dass die Materialanforderungen<br />
nach der Aufbereitung<br />
des vorausgehenden Kunststoffabfalls<br />
erfüllt werden. Die Bewertung<br />
gemäß der DIN SPEC schafft hier Klarheit<br />
darüber, inwiefern ausreichend Informationen<br />
verfügbar sind und ob das Material<br />
sich daher für einen speziellen Verwendungszweck<br />
eignet. Prinzipiell sind<br />
dem Einsatz von Rezyklaten also durch<br />
die Bewertung keine Grenzen gesetzt,<br />
sondern im Gegenteil eröffnen sich durch<br />
die Bewertung nach den DQLs neue Möglichkeiten,<br />
die zuvor möglicherweise nicht<br />
in Betracht gezogen wurden.<br />
Die Lizenz zum Recycling.<br />
Wir sammeln und recyceln rund 260.000 Tonnen Altglas pro Jahr.<br />
Wir tun dies nach höchsten Umweltstandards und sozialen Benchmarks.<br />
Was tut der Produktpass?<br />
Der Produktpass trägt digital Information<br />
auf Produkt-/Bauteil-/ Materialebene mit<br />
und liefert wichtige Informationen für Beteiligte<br />
im Lebenszyklus. Ziel ist es, die<br />
Datenqualität des Materials über seinen<br />
gesamten Lebenszyklus und Wertschöpfungsketten<br />
zu gewährleisten und die oft<br />
fehlenden Informationen auf der Ebene<br />
der Rohstoffe zu erstellen und sicher weiterzugeben.<br />
So erhält jeder Beteiligte in<br />
der Wertschöpfung die benötigten Informationen,<br />
um die optimale Handhabung<br />
des Materials sicherzustellen.<br />
Max Meister,<br />
Founder’s Associate Cirplus<br />
1|<strong>2024</strong><br />
1|<strong>2024</strong><br />
22 Das ist Circular Economy mit Mehrwert.<br />
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