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10 Titelthema: Ausbildung & Qualifizierung Volker Linde von der IHK im Interview „Es bewegt sich viel“ Volker Linde Ausbildung und Qualifizie- rung ist ein Kernthema der IHK. Der IHK Bereichsleiter für Aus- und Weiterbildung, Vol- ker Linde, stellte sich im Interview den Fragen des Gifhorner Wirt- schaftsspiegels. Er verdeutlicht in seinem Statement die Rolle der Unternehmen und ihrer Mitarbei- ter und auch der Politik bei dem Bemühen, durch Qualifizierungs- maßnahmen dem Fachkräfteman- gel entgegenzuwirken. WS: Fehlende Fachkräfte gelten als limitierender Faktor für wirt- schaftliches Wachstum. Was sind aus Sicht der IHK die Ursachen? h Linde: Fachkräfte werden immer knapper, weil die Konjunktur seit Jahren gut läuft, die Erwerbspersonenzahl demografisch bedingt nicht wie notwendig zu- nimmt und auch die Anforderungen der Wirtschaft insbesondere in hochqualifizierten Berufen von den Bewerbern oft nicht erfüllt werden. WS: Lässt sich mit dem Bemühen um fortlaufende Qualifikationen der Mitarbeiter die drohende Fachkräftelücke vorbeugen? h Linde: Die Erwerbspersonen- zahl wird stark abnehmen. Die Belegschaften werden altern. Insofern kann über engagierte Aus- und Weiterbildung der Fachkräftelücke entgegengewirkt werden. Die Maßnahmen reichen aber nicht aus. Wir brauchen ein Mix aus einer Steigerung der Frauenerwerbsquote, längerer Lebensarbeitszeit und mehr Qualifizierung. Potenziale dürfen nicht mehr verschenkt werden. WS: Schöpfen die Unternehmen der Region die Möglichkeiten von Aus- und Weiterbildung aus, um der Entwicklung entgegenzuwirken? h Linde: Die Bedeutung der Aus- und Weiterbildung bei den Unternehmen hat in den letzten Jahren eher noch zugenommen. Seit 1996 zählten wir im IHK- Bezirk jedes Jahr gut 2.600 Ausbildungsstarter. Heute liegt der Wert bei fast 4.700. Damals gab es 20 Studierende im Praxisverbund, heute liegt die Zahl sicher bei 300. Die Weiterbildungsförderprogramme werden immer stärker in Anspruch genommen. Die Mittelabrufe aus dem Programm IWiN (Individuelle Weiterbildung in Niedersachsen) haben sich seit 2008 in der Region fast vervierfacht. Es bewegt sich also unwahrscheinlich viel. WS: Qualifizierung und Weiterbildung im betrieblichen Alltag ist für Unternehmen meist kostenintensiv. Vom Arbeitnehmer erfordert die kontinuierliche Weiterbildung ebenfalls Motivation und Aufwand. Wird die Verantwortung zur Lösung des Fachkräfteproblem der Initiative des Mittelstands überantwortet? h Linde: Die Besserung des Qualifikationsniveaus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die die Unternehmen und jeden Einzelnen fordert. Wir beobachten, dass unsere Mitgliedsunternehmen die Herausforderungen annehmen und sich zunehmend auf die veränderte Marktsituation einstellen. Das heißt auch, dass die Unternehmen – egal, ob groß oder klein – freiwillig mehr Verantwortung übernehmen. WS: Was kann die Politik tun, um Unternehmen in dieser Situation zu unterstützen? h Linde: Die Politik muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Zentrale Aufgabenfelder sind die Verbesserung der frühkindlichen Bildung, der schulischen Leistungsfähigkeit und nicht zuletzt auch das Weiterpfeilen an der Qualität unserer Hochschulen. Dies alles geschieht. Zusätzlich werden auch Impulse zur Weiterbildungsförderung über entsprechende Programme gesetzt. Und: Sprachförderung und Kinderbetreuung sind kontinuierlich verbessert worden. Es muss aber auch deutlich gesagt werden, dass wir mit dem erreichten Leistungsniveau noch immer nicht zufrieden sein können. Um unseren hohen Standard auch nur zu sichern, müssen wir künftig noch mehr als bisher für Bildung tun. WS: Was sind Ihre Forderungen an die Regionalentwicklung, um die strukturellen Voraussetzungen der Region zu stärken und damit das Interesse von Fachkräften für den Wirtschaftsstandort zu wecken? h Linde: Die Region ist attraktiv. Wolfsburg erreicht in fast allen nationalen Benchmarks inzwischen Spitzenplätze. Auch Gifhorn ist recht ordentlich aufgestellt. Richtig ist, den Bildungsstandort - angefangen in den Kitas - weiter zu verbessern. Wichtig ist dabei vor allem, dass das Angebot allgemein bildender und beruflicher Schulen auch bei rückläufigen Schülerzahlen möglichst wohnortnah erhalten wird. Was einmal weg ist, kommt meist nicht wieder. $
Das BNW hilft Jugendlichen bei der Berufsorientierung Mehr als ein Bildungswerk Schulabschluss, und noch kein Berufsziel in Sicht – das könnte im Landkreis Gifhorn schon bald der Vergangenheit angehören, denn das Kultusministerium und die Agentur für Arbeit haben 2011 ein Projekt ins Leben gerufen, das das BNW, das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft, umsetzte. Das Ziel: Schulen und Wirtschaft werden zusammen geführt, um Jugendlichen die Berufsorientierung zu erleichtern. Über die bereits bestehenden Betriebspraktika hinaus, basiert diese vom BNW koordinierte Maßnahme auf einem umfassenden strategischen Konzept, das viel effektiver an einen möglichen Berufsweg heran führt. Nah an der Praxis „Durch unser sehr gut ausgebautes Netzwerk verfügen wir über Ihr Bildungsdienstleister Titelthema: Ausbildung & Qualifizierung beste Kontakte zu den lokalen sind ja auch daran interessiert, Unternehmen. Das erleichtert sich potentiellen Auszubilden uns die Vermittlung von Ver- zu präsentieren“, bilanziert die tretern eines Betriebes an die BNW-Teamleiterin Leonie Jürges. Schulen“, sagt Christina Lüdde, Ein weiteres Modul des Projekts Geschäftsstellenleiterin des richtet sich an die Abgangsklas- BNW Gifhorn. An einem Schulsen und konzentriert sich auf tag besuchen Experten aus der die Bewerbungen. Hier sind in Praxis die Schulen und stellen fünf mal fünf Unterrichtsstun- ihre Branche, ihr Unternehmen den Personalexperten aus den und die Tätigkeitsbereiche vor Betrieben für das Teamteaching – eine wichtige Orientierungshilfe bei der Frage, wo es sinnvoll ist, Kurzpraktika zu absolvieren. Die nämlich sind als Ein-Tages- Praktikum in einem regionalen Betrieb eine ganze Schulwoche lang vorgesehen. So kann ein Arbeitsalltag hautnah miterlebt werden. „Wir haben Anfang <strong>2012</strong> mit dem Projekt in Gifhorn begonnen und sehr gute Christina Lüdde und Leonie Jürges Erfahrungen gemacht, denn die Unternehmen gefragt. Dabei, wie übrigens bei allen anderen Bausteinen dieser Berufsorientierungs- Maßnahme, stehen die ganze Zeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BNW, überwiegend Sozial- und Diplompädagogen, zur Verfügung. Appell an die Wirtschaft Momentan läuft die Koordinie- rung der nächsten Projektzeit. Parallel dazu geht das BNW auf weitere Schulen und Betriebe zu, um für diese Maßnahme zu werben. „Es ist eine klassi- sche Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Deshalb kann ich nur dazu ermuntern, sich an uns zu wenden und mitzumachen“, appelliert Christina Lüdde. $ Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH Frau Christina Lüdde Eyßelheideweg 12 38518 Gifhorn www.bnw.de 11
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