Jahresbericht 2010 - Diakonie Bayreuth
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Der Anteil der HIV-positiven i.v.Drogengebraucher (oder der Menschen, die<br />
früher drogenabhängig waren und sich über diesen Weg angesteckt haben)<br />
beträgt in der Beratungsstelle knapp 13%. Es handelt sich hierbei jedoch nicht<br />
um neue HIV-Infektionen. Ein Großteil der Drogenkonsumenten, zu denen wir<br />
Kontakt haben, lebt schon sehr lange - 15 Jahre und mehr - mit der HIV-<br />
Infektion und oftmals stehen neben dem Thema Aids weitere psychosoziale und<br />
medizinische Probleme im Vordergrund (z.B. auch Doppelinfektion mit Hepatitis<br />
C). Die Entwicklung ist jedoch durchaus zwiespältig. In Ost-Europa ist der Anteil<br />
der Drogenabhängigen mit ca. 70 % extrem hoch und in Einzelfällen spüren wir<br />
hier auch Auswirkungen. Es ist zu befürchten, dass wir nicht das ganze Bild<br />
wahrnehmen und eine nicht zu unterschätzende Dunkelziffer besteht, zumal für<br />
diese Betroffenengruppe der Zugang zum psychosozialen und medizinischen<br />
Versorgungssystem oftmals erschwert ist (Stichworte: soziokulturelle<br />
Unterschiede, Tabuierungsdruck, illegaler Aufenthalt, Sprachbarriere usw.).<br />
Etwa die Hälfte der unmittelbar betroffenen Männer und Frauen hat eine<br />
heterosexuelle Orientierung. Auch wenn wir weiter oben auf den hohen MSM-<br />
Anteil hingewiesen haben, so darf diese Feststellung nicht dazu führen, andere<br />
Felder aus dem Blick zu verlieren. Der ungeschützte heterosexuelle Kontakt<br />
spielt gerade in ländlichen Regionen eine bedeutsame Rolle (auch in Verbindung<br />
mit den Themen Prostitution, Sextourismus und Migration).<br />
Die Arbeit mit den ausländischen Klienten und Klientinnen fordert uns besonders,<br />
weil neben den Sprachschwierigkeiten auch soziokulturelle Unterschiede im<br />
Beratungskontakt eine Rolle spielen und bearbeitet werden müssen (vor allem bei<br />
den tabubesetzten Themen Sexualität, HIV/Aids und allgemeinem Krankheitsbild<br />
bzw. Krankheitsvorstellung, geschlechtsspezifische Unterschiede, Männer-Frauen-<br />
Bild usw.). Noch immer herrscht in Teilen der heterosexuellen Bevölkerung ein<br />
klassisches „Schwarz-Weiß-Denken“ vor („ich gehöre doch nicht zu einer<br />
Risikogruppe“).<br />
Die Telefonberatung nimmt mit ca. 59% - bezogen auf die Gesamtzahl der<br />
Beratungskontakte (1994) wieder einen relativ großen Anteil ein. Unter Einbezug<br />
des Kriteriums Kontaktdauer liegt der Schwerpunkt im Beratungsbereich dennoch<br />
bei den persönlichen Kontakten. Am anonymen Beratungstelefon nehmen in<br />
erster Linie die „sonstigen Ratsuchenden“ Kontakt zu uns auf. Anliegen sind hier<br />
in erster Linie das Abklären von bestimmten Risikokontakten, Fragen zur HIV-<br />
Infektion und den Schutzmöglichkeiten, Testberatung, Bearbeiten von z.T.<br />
unrealistischen Ansteckungsängsten, aber auch Beziehungs- und<br />
Partnerschaftsproblemen.<br />
Über das Beratungstelefon finden auch<br />
Beratungen mit Männern statt, die Sex<br />
unter der Rubrik „Modelle“ suchen. Unsere<br />
Anzeige Lust? - aber sicher! ist im<br />
Nordbayerischen Kurier oft direkt zwischen<br />
den Angeboten der Sexanbieterinnen zu<br />
finden. Wir haben hier eine gute<br />
Möglichkeit, Kontakt zu Freiern<br />
herzustellen, einer Gruppe, die sonst nur<br />
schwer erreichbar ist. Dem<br />
Nordbayerischen Kurier, <strong>Bayreuth</strong> für<br />
diese kostenlose Förderung unser<br />
Präventionsarbeit herzlichen Dank!