Jahresbericht 2010 - Diakonie Bayreuth
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Vorwort<br />
1<br />
„Das Erscheinungsbild von Aids wird von den medizinischen Fortschritten<br />
bestimmt. Mit der erfolgreichen antiretroviralen Therapie wird die HIV-Infektion<br />
zunehmend zu einer chronisch behandelbaren Erkrankung. Einfachere Therapie-<br />
Schemata erleichtern Betroffenen die konsequente Einnahme und die<br />
Nebenwirken können oftmals gut eingegrenzt werden. Medizinische Optionen<br />
werden auch für die Prävention diskutiert“.<br />
Diese optimistische Einführung des Sachberichts sollte auch unsere Jahresbilanz<br />
<strong>2010</strong> bestimmen. Und während wir den Text so übernehmen wird uns die dunkle<br />
Seite von Aids drastisch vor Augen geführt. Vor wenigen Wochen war das Team<br />
der Aidsberatungsstelle bei der Beerdigung einer Klientin, die wir über lange<br />
Jahre begleitet haben. Wir haben ihren Kampf mit dem HI-Virus, mit der Aids-<br />
Erkrankung, miterlebt, die Höhen und Tiefen, die medizinischen Komplikationen,<br />
die Erfolge und Rückschläge. Und nicht zuletzt auch die vielen alltäglichen<br />
Stolpersteine: Die Orientierung im Behördendschungel, der Spagat zwischen<br />
Grundsicherung und den Kosten, die vom Gesundheitssystem nicht (mehr)<br />
übernommen werden, der Umgang mit „dummen Sprüchen“, die<br />
Auseinandersetzung mit Ausgrenzung und Diskriminierung. Sie ist mit diesen<br />
vielfältigen Belastungen erstaunlich offen umgegangen, war in all dem Chaos<br />
eine starke Frau und hat sich als „junge Oma“ - soweit es im Rahmen ihrer<br />
Möglichkeiten stand - liebevoll um ihre Enkelkinder gekümmert.<br />
Diese Geschichte ist auch ein Mosaikstein im heutigen Aidsbild, ein Bild das von<br />
hellen, hoffnungsvollen und dunklen Farben bestimmt wird. Offensichtlich ist es<br />
schwer, beide Seiten zusammen zu beschreiben und dabei sowohl auf<br />
Dramatisierung und wie auf Banalisierung zu verzichten.<br />
Foto: Barbara Herbst<br />
Das tägliche Pilleneinmaleins: Aids ist mehr als eine<br />
medizinischeErkrankung – die psychischen Auswirkungen, in der<br />
Partnerschaft, im Freundeskreis und Arbeitsplatz, sind eine stetige<br />
Herausforderung und kosten Kraft und Energie.