Jahresbericht 2010 - Diakonie Bayreuth
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Die Inhalte der Beratungen werden zunächst vom Thema HIV/Aids bestimmt.<br />
Wir nehmen aber auch allgemeine Anliegen auf, die davon berührt werden.<br />
Während bei den einmaligen Beratungen (sonstigen Ratsuchenden) die<br />
Prävention den zentralen thematischen Schwerpunkt bildet, werden die Inhalte<br />
der längerfristigen Beratungen/Beleitungen von der unterschiedlichen<br />
Lebenssituation der betroffenen Klientinnen und Klienten bestimmt.<br />
Ein Großteil der Menschen mit HIV und Aids, die wir längerfristig begleiten und<br />
unterstützen, kann nicht auf ein funktionierendes Familien- und/oder<br />
Freundschafts-Netz zurückgreifen und kämpft oftmals - neben den materiellen<br />
Einschränkungen - mit einer Reihe von Zusatzproblemen (Sucht, psychische<br />
Erkrankung, depressive Spirale etc.).<br />
Die medizinischen Themen (z.B. die Kombinationstherapie und<br />
Nebenwirkungen, Versorgungsnetz, Arzt-Patienten-Beziehung, Compliance)<br />
haben weiterhin ein großes Gewicht. Es zeigt sich immer wieder, wie eng<br />
zunächst medizinische Fragen mit psychosozialen Themen verknüpft sind<br />
(Umgang mit Therapieversagen/Rückschlägen, subjektive Einschätzung von<br />
Nebenwirkungen, Hilflosigkeit vs. Kontrollüberzeugung, Selbstsicherheit, die<br />
„Magie“ der Laborwerte usw.).<br />
Mit der medizinischen Stabilisierung treten oftmals auch wieder stärker die<br />
psychosozialen Probleme in den Vordergrund, die bisher u.U. aus dem<br />
Blickfeld verschwunden sind (Partnerschaft und Sexualität, Arbeitswelt,<br />
Neuorientierung und Lebensziele, Kinderwunsch). Neben dieser eher<br />
psychotherapeutischen Arbeit spielen aber auch ganz konkrete<br />
lebenspraktische Fragen und sozialrechtliche Themen eine wichtige Rolle. Wir<br />
erleben immer wieder, dass eingeschränkte materielle Ressourcen auch die<br />
psychischen Bewältigungsmöglichkeiten behindern. Menschen, die von<br />
Grundsicherung/Sozialhilfe, einer kleinen Rente oder Krankengeld leben, stoßen<br />
bei jeder Zusatzbelastung schnell an ihre finanziellen Grenzen. Wir sind deshalb<br />
froh, dass wir in Notfällen aus eigenen Spendenmitteln bzw. über<br />
Einzelfallhilfe-Anträge bei der Deutschen Aids-Stiftung Bonn und/oder dem<br />
Diakonisches Werk Bayern/Aids-Referat (Nürnberg) zumindest teilweise<br />
einen Ausgleich schaffen können. Ein Beispiel ist die Übernahme von Fahrtkosten<br />
zum Schwerpunktarzt oder die Bezuschussung von Medikamenten/Hilfsmitteln und<br />
Ernährungsbeihilfen (Mehrbedarf).<br />
„Ich brauche kein Pseudo-Mitleid. Mir ist wichtig, dass die<br />
Menschen verstehen, dass HIV-Positive auch keine anderen<br />
Menschen sind“<br />
Thomas*, 24, HIV-positiv seit 3 Jahren (Name wurde verändert)