Jahresbericht 2010 - Diakonie Bayreuth
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In Deutschland gab es nach Angaben des Robert-Koch-Insituts (Berlin) im Jahr<br />
<strong>2010</strong> keine nennenswerte Veränderung bei der Gesamtzahl der HIV-<br />
Neudiagnosen. Nach einem stetigen Anstieg in den letzten Jahren hat sich die<br />
Rate inzwischen auf einem hohen Niveau stabilisiert. Mit 2928 neuen Meldungen<br />
liegt die Zahl nur leicht über der des Vorjahrs. Im Vergleich zum Jahr 2001 hat<br />
sich die Zahl jedoch mehr als verdoppelt.<br />
Auch Oberfranken ist kein weißer Fleck auf der Aids-Landkarte. Im<br />
Berichtszeitraum haben 615 Menschen Kontakt zur Aids-Beratungsstelle<br />
Oberfranken aufgenommen, davon 86 Männer und Frauen mit bekanntem HIVpositivem<br />
Testergebnis. Bemerkenswert ist - im Vergleich zur bundesweiten<br />
Statistik – die unterschiedliche Gewichtung innerhalb der einzelnen<br />
Betroffenengruppen. Wir registrieren – wie in anderen bayerischen<br />
Flächenbezirken auch – einen höheren Frauen-Anteil bei den Menschen mit<br />
HIV/Aids (ca. 30 %). Der Anteil der Männer, die Sex mit Männern haben (ca. 45<br />
%), ist im Vergleich zu den großstädtischen Zentren hingegen geringer, darf aber<br />
auch in ländlichen Regionen nicht aus dem Blickfeld verschwinden.<br />
Generell ist der Tabuisierungsdruck nach wie vor hoch. Ein „positves Outing“<br />
findet aus unterschiedlichen Gründen nur selten statt. Kaum jemand kennt einen<br />
HIV-positiven Kollegen, Nachbarn. Die Information bleibt als Geheimnis in der<br />
Familie, in der Partnerschaft oder im engsten Freundeskreis. Manchmal weiß nur<br />
der behandelnde Arzt vom Positiv-Sein bzw. die Aidsberatung bleibt der einzige<br />
Schonraum, in dem die Betroffenen sich offen austauschen. Im Alltag<br />
verschwindet das Thema Aids dann oftmals hinter einer Maske.<br />
Umso wichtiger ist es, Aids weiterhin zum Thema zu machen, ein realistisches<br />
Bild zu zeichnen. Wir hoffen, dass die vorliegende Aids-Bilanz Oberfranken hierzu<br />
einen Beitrag leisten kann. Ein Anliegen, das auch die Broschüre „Der lange Weg<br />
– Leben mit HIV und Aids heute“ verfolgt. In dieser Broschüre haben die drei<br />
diakonischen Aidsberatungsstellen in Bayern gemeinsam mit dem Aids-Referat<br />
des Diakonischen Werks Bayern, Menschen mit HIV/Aids aus <strong>Bayreuth</strong>, Bamberg,<br />
Nürnberg und Passau das Wort gegeben. Sie geben Einblick in ihre seelische<br />
Situation vom Leben mit HIV und regen damit auch zum Nachdenken an.<br />
Niemand würde gerne mit den Protagonisten der Broschüre tauschen, d.h.<br />
Prävention bleibt wichtig und es gibt viele Gründe sich vor HIV zu schützen.<br />
„Den Leuten ist nicht klar, HIV ist – wenn du’s hast – immer da. Ich<br />
würde mir einen einzigen Tag wünschen, an dem ich nicht an Aids<br />
denken muss“<br />
Joachim*, 35, HIV-Diagnose 2005 (*Name wurde verändert)<br />
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Anmerkung: Die Broschüre wurde inzwischen auch textgleich von der Landeszentrale für Gesundheit in<br />
Bayer e.V. übernommen und kann unter www.lzg-bayern.de/lzg/bestell/index.htm bestellt werden