Der «KoBo - Gemeinde Bonstetten
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Persönlichkeiten aus <strong>Bonstetten</strong>: Paul Hedinger, Schwinger<br />
«Die Feste von früher – wunderbar!»<br />
Paul Hedinger. (Bilder: Ute Ruf)<br />
Schöner kann man nicht wohnen als auf<br />
dem Gibel! Er sitzt auf seiner Bank in<br />
der Sonne und hat den Weitblick links<br />
nach <strong>Bonstetten</strong>, rechts zu den Alpen<br />
hin. Ein Giebel (richtig geschrieben mit<br />
ie) ist ein Dachfirst. <strong>Der</strong> Name passt<br />
perfekt zu dieser Anhöhe kurz vor Islisberg<br />
und zu Paul Hedinger. Man<br />
nennt ihn ‚de Gibel-Paul‘. Hier ist auch<br />
die Wasserscheide: Richtung Hedingen<br />
fliesst das Wasser in die Reuss, hinterm<br />
Haus fliesst es in die Limmat.<br />
Er ist ein wuchtiger Mann. Schon als<br />
Kind habe man ihm prophezeit: «Du<br />
gisch emol en richtige Schwinger!»<br />
Aber zuerst musste das Kind in die<br />
Schule gehen und der Weg war weit,<br />
auch wenn damals die Bonstetter Primarschule<br />
noch im Dorfkern stand.<br />
Zwei Kilometer hinab und zwei Kilometer<br />
wieder nach Hause, meist ohne<br />
seine drei Schwestern. Ja, und jeden<br />
Abend musste er noch mit einem Veloanhänger<br />
die Milch runterbringen in<br />
die Sennerei. Zwischen 40 und 70 Liter<br />
waren es; sie hatten 14 Kühe. In der 5.<br />
Klasse erhielt er endlich ein Velo.<br />
Durch den militärischen Vorunterricht,<br />
den es damals gab, kam er zum<br />
Turnverein, dem er 30 Jahre lang treu<br />
blieb. Später trat er auch dem Schwingclub<br />
bei. Volles Sportprogramm: dienstags<br />
und freitags war Turnen, mittwochs<br />
Schwingen und donnerstags im Sihlhölzli<br />
Ringen, und dies, nachdem er den ganzen<br />
Tag geschuftet hatte.<br />
Von einem achtmonatigen Einsatz bei<br />
einem Bauern in Dänemark war er zurück<br />
gekommen und hatte zwei Winter<br />
lang die landwirtschaftliche Schule<br />
absolviert, in der Sägerei gearbeitet und<br />
beim Gipser, hat Häuser abgerissen, ganze<br />
Fabriken, 15 Wochen lang die Toni-<br />
Molkerei. Abends wurde auf dem elterlichen<br />
Bauernhof weitergearbeitet. Diesen<br />
hat er später übernommen.<br />
<strong>Der</strong> Sport hat sein Leben bestimmt.<br />
Gewonnen hat er 34 Ringer-Schwingerund<br />
Nationalturnerkränze. Das beste war<br />
natürlich der eidgenössische Schwingerkranz<br />
anno 1966. Seit der Schwingclub<br />
am Albis besteht, also seit hundert Jahren,<br />
ist er der einzige, der das geschafft hat.<br />
Jedes zweite Jahr seit 1974 findet das<br />
Gibel-Schwingfest auf seinem Gelände<br />
statt. Nur zweimal hatte er eine Verletzung,<br />
einen nach hinten «gelitzten» Dau-<br />
De Gibel-Paul erinnert sich …<br />
Persönlichkeit KoBo<br />
men. Aber eine Daumenschiene bedeutete<br />
vier Wochen Arbeitsausfall, und das<br />
konnte man sich nicht leisten, deshalb<br />
ging er nicht zum Arzt, sondern hat den<br />
Finger selber nach vorne gebogen.<br />
Ringermatchs besucht er übrigens<br />
heute nicht mehr. Wegen der Frauen.<br />
Das Gekreische nervt ihn.<br />
2007 gab Gibel-Paul die Viehwirtschaft<br />
auf, weil er als Auflage vom Gewässerschutz<br />
ein grösseres Gülleloch<br />
gebraucht hätte. Ackerbau betreibt er<br />
aber immer noch.<br />
Ja, die Feste von früher. An die erinnert<br />
er sich sehr gern. Lustig war das!<br />
Und auch die Abende mit Kollegen.<br />
Nach Beizenschluss ging man oft noch<br />
zu diesem oder jenem nach Hause. Zum<br />
Probieren einer dünnen Spezialität. Zu<br />
ihm auf den Gibel seien sie auch gerne<br />
gekommen, meint Paul Hedinger, denn<br />
da oben konnte man grölen, ohne dass<br />
es jemanden störte.<br />
Ute Ruf<br />
KoBo 05/12 11