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screen verlangsamt die Zeit, so dass Dr. Stiles wertvolle Sekunden<br />
geschenkt bekommt, um schier h<strong>of</strong>fnungslose anmutende<br />
Situationen doch noch zum Guten zu wenden.<br />
Von diesen h<strong>of</strong>fnungslosen Situationen gibt es im Spiel reichlich<br />
zu bewältigen. In mehrere Chapter eingeteilt wird eine<br />
eher belanglose, streckenweise hochgradig absurde Geschichte<br />
über einen Superchirurgen zwischen berufl icher Selbstfi ndung<br />
und Rettungsmission erzählt. Die krude Geschichte ist<br />
rund um eine medizinische Bedrohung namens GUILT gestrickt,<br />
ein tödliches Virus, das bei einem fehlgeschlagenen<br />
Regierungsexperiment entstanden ist. Dummerweise dauert<br />
das Überspringen der langweiligen Gespräche zwischen den<br />
Figuren gelegentlich ziemlich lange, muss ihr Fortgang doch<br />
mit je einem nervigen Dauertippen auf das Touchpad vorangetrieben<br />
werden. Zum Glück kann die Story ohne weiteres vernachlässigt<br />
werden. Denn: Wichtig bei „Trauma Center: Under<br />
the Knife“ sind die Operationen.<br />
MINIMAL-INVASIVE BOMBENENTSCHÄRFUNG<br />
Geht es anfangs noch mit dem Entfernen einiger Glassplitter<br />
und dem Vernähen und Desinfi zieren der Wunden los, zieht<br />
der Schwierigkeitsgrad ziemlich schnell deutlich an. Die zu<br />
absolvierenden Aufgaben werden sukzessive immer herausfordernder<br />
und komplexer. Zwischendurch gibt es immer wieder<br />
„Entspannung“ – etwa, wenn Dr. Stiles eine fi ese Bombe<br />
minimal-invasiv entschärfen oder kleine Hex-Feld-Rätsel lösen<br />
muss. Die letzten Operationen lassen sich dann nur nach<br />
hartem Training und durch perfektionierte Instrumentenbehandlung<br />
lösen. Die Ausbildung zum DS-Facharzt kann je nach<br />
Qualifi kation locker mehrere Tage dauern. Erstaunlicher Nebeneffekt<br />
des Spiels: Am Ende ist man mit einem ordentlichen<br />
Repertoire medizinischer Fachbegriffe ausgerüstet.<br />
Kurz nachdem der anfangs beschriebene Tumorpatient erfolgreich<br />
von seinem Nintendo-Arzt behandelt war, setzte mein<br />
Flieger zur Landung in Berlin-Tegel an. Beim Anfl ug mussten<br />
natürlich alle elektronischen Geräte ausgeschaltet werden.<br />
Dazu gehörte auch der Nintendo DS. Entspannt sackte ich in<br />
meinen Sitz zurück und genoß die rumpelige Landung. So eine<br />
Operation über den Wolken, die ist schon anstrengend. (CG)<br />
POPWISSEN<br />
SIMULIERENDE ÄRZTE<br />
So absurd die Idee von Trauma Center anmuten mag, gänzlich neu ist sie<br />
beileibe nicht. Bereits im Jahr 1965 stellt MB in den USA mit „Operation“<br />
die erste vergleichbare Offl ine-Variante vor, ein elektronisches Chirurgenspiel.<br />
Das wird übrigens bis heute produziert und trägt in Deutschland<br />
mittlerweile den schönen Namen „Doktor Bibber“. Mit Plastikinstrumenten<br />
geht es einem empfi ndlichen Patienten ans Eingemachte, eine Kollektiverfahrung<br />
zahlreicher Kinder der Generation Golf. Im Jahr 1982 bringt<br />
Imagic den Shooter „Microsurgeon“ heraus, eine Reise ins Ich sozusagen.<br />
Blutdurstige Amiga-Fans macht Mindscape im Jahr 1991 mit „Life &<br />
Death“ zu Medizinern. Ein Jahr später dürfen PC-Spieler bei „Life & Death:<br />
The Brain“ gar in die Rolle eines Gehirnchirurgen schlüpfen, Operationen<br />
am <strong>of</strong>fenen Schädel inklusive. (CG)<br />
CHRISTIAN GACA<br />
NUR OBERFLÄCHLICH BETRACHTET ABSURD<br />
„Trauma Center: Under the Knife“ ist ein perfektes Beispiel dafür, warum<br />
der Nintendo DS das zurzeit beste mobile Spielgerät ist. S<strong>of</strong>tware<br />
sells a system – und möge sie noch so absurd sein. Wobei sich die Idee<br />
von „Trauma Center: Under the Knife“ nur oberfl ächlich betrachtet absurd<br />
anhört. Spielerisch ist der Titel erstklassig. Die Operationen machen<br />
Spaß, sind extrem fordernd und motivierend, ohne dass sie zu<br />
schwer werden. Und eklig sind sie zum Glück auch kein bisschen, also ist<br />
das Ganze durchaus als Lernspaß für kleine (und große) Kinder einsetzbar.<br />
Gut, die erzählte Geschichte ist leider einfach nur großer Müll, spielt<br />
aber ohnehin nur eine Nebenrolle. Wichtiger ist, dass der Touchscreen<br />
des DS perfekt zum Einsatz gebracht wird (lediglich die Lupen-Zoom-<br />
Funktion treibt motivierte Ärzte durch die etwas haklige Handhabung<br />
manches Mal an den Rand der Verzweifelung).<br />
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FOKUS: KRITIK