Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
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fotolia.com © javarman; pixelio.de © magicpen<br />
spitzmarke kolumne � quadrat � quadrat 12 / 2011 12 303<br />
Allgemeine Besonderheiten dezember 2011<br />
Mamzilla's Welt<br />
Die Lichter brennen, der erste Advent liegt hinter uns<br />
und die Weihnachtsvorbereitungen sind in vollem Gange<br />
− jetzt geht der ganze Spaß in die Zielgerade: Festtagsschmaus<br />
wird in Form von Gänsen und Bratenstücken<br />
bestellt, letzte Geschenke müssen besorgt und verpackt<br />
werden. Für die meisten Sterblichen geht der Stress kurz<br />
vor den himmlischen Geburtstagsfesten erst richtig los.<br />
Ich verweigere mich so gut und so lange es eben geht.<br />
Schlichtheit weiß mitunter auch auf diesem Sektor durch<br />
stillen Glanz zu bestechen.<br />
Apropos Stille: Ich hab vor kurzem eine Freundin mit ih-<br />
ren zwei Kindern beim Besuch des hiesigen Weihnachts-<br />
marktes begleiten dürfen. Das Highlight war für alle Beteiligten<br />
eine Fahrt mit dem altgedienten Kinderkarussell,<br />
uns Erwachsenen noch bestens bekannt aus eigenen<br />
Jugendzeiten. Mädchen wollten entweder auf einem der<br />
drei Plastik-Pferde reiten oder Kutsche fahren. Bei Jungs<br />
gestaltete sich die Auswahl einfacher: Die haben alles<br />
genommen – außer den Pferdchen. Nachdem die beiden<br />
Mädchen nun mit zuckerverklebten Liebesäpfeln und<br />
Lebkuchenherzen versorgt auf die wartenden Pferdchen<br />
losstürmen, werden sie mit barschen Ellbogen vom grazilen<br />
weißen Schimmel gedrängt – und zwar von einem<br />
rücksichtslosen Mutterschiff, das mit ehrgeizigem Übereifer<br />
ihrer eigenen Brut diesen Platz an der Sonne sichern<br />
will. Schon wird das blonde Pummelchen energisch<br />
auf das Prinzenross gehievt und ersehnt mit verschämt<br />
gesenktem Blick den Beginn der Fahrt. Plötzlich<br />
klebt mir ein überdimensionierter weißer Zuckerwatte-<br />
Afro im wahrsten Sinne des Wortes am Hosenbein. Hinter<br />
diesem finde ich eine verschreckte Zweijährige, die heulend<br />
ins Feuerwehrauto bugsiert wird. Als das Alptraum-<br />
Mobil endlich vollständig besetzt seine Rundfahrt startet,<br />
schaffe ich es gerade noch rechtzeitig zur Seite zu<br />
springen, bevor mich eine hektisch winkende Mitläuferin<br />
über den Haufen rennen kann. Diese hat offensichtlich<br />
nicht mitgeschnitten, dass dieses Fahrgeschäft sicherheitsorientiert<br />
arbeitet und immer an derselben Stelle<br />
losfährt und anhält – schließlich würden Eltern ihre Kinder<br />
in dem Gewusel sonst niemals wiederfinden, schon<br />
gar nicht im Winter, eingepackt und vermummt zu namen-<br />
und geschlechtslosen Michelinmännchen. Da bietet<br />
sich auch für die Großen mit bestem Orientierungssinn<br />
ein Namensschild oder Blinklicht auf dem Kopf an.<br />
Am besten gleich beides, mit GPS.<br />
Als ich an jenem denkwürdigen Tag zur blauen Stunde in<br />
eine nahe Bar eile, um einen Beruhigungsabsacker zu<br />
trinken, dringt mir schon am Eingang empörtes Kleinkinderheulen<br />
entgegen. Im Eingang sehe ich mich konfrontiert<br />
mit einer Doppel-Kinderkarre, an der eine von den<br />
Genervten hängt − jene Art von meist weiblichen Erziehungsbeauftragten,<br />
die anderen gern an der Kasse ihren<br />
Gefechtswagen in die Hacken schieben. Laut entrüstet<br />
sich die Wagenfahrerin über die Fülle und Enge des<br />
Weihnachtsmarktes: da sei gar kein Durchkommen und<br />
das Kopfsteinpflaster sei auch eine Zumutung. Ich denke<br />
im Stillen, dass die Jahresendzeitfeste aber auch jedes<br />
Jahr wieder so plötzlich und unvermutet daherkommen.<br />
Ich, für meine Person, werde für ein friedfertigeres Miteinander<br />
in aller Stille einen Ballon ins neue Jahr gleiten<br />
lassen.<br />
In diesem Sinne, genießen Sie das Leben<br />
und bleiben Sie versonnen!