Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
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Im chronisch verarmten<br />
Clausthal-Zellerfeld entschloss<br />
man sich jüngst, an<br />
der Pflege des Marktkirchenplatzes<br />
zu sparen. Rasenflächen, die gemäht werden<br />
müssen und Bäume, deren Laub alljährlich aufgesammelt<br />
werden muss, wird einfach zugunsten eines<br />
pflegeleichten Pflasters wegreduziert. Die Bürger der<br />
Oberharzer Kleinstadt fanden diese Idee ziemlich<br />
suboptimal und gingen auf die Barrikaden. Leider<br />
erfolglos, Bäume und sonstige Stücke wuchernder<br />
Natur wurden radikal eliminiert.<br />
Nun wartet die Fläche um die hellgraue Kirche mit<br />
ebenem, dunkelgrauen Schotter auf. Dieser stellt<br />
das Bett für einen künftigen hell- und dunkelgrau<br />
gesprenkelten Granitbelag individualitäts- und<br />
arbeitsfrei, wie alle gepflasterten Plätze. Billig ist’s<br />
auch nicht, aber da tauchten ja plötzlich 1,6 Millionen<br />
Euro Fördermittel für die Stadterneuerung auf.<br />
Die müssen natürlich irgendwie unters Volk gebracht<br />
werden. Und unter welches Volk? Chinesen! Hurra!<br />
Die nämlich sind auserkoren, die Steine für den<br />
künftigen Marktplatz zu liefern.<br />
So traten tatsächlich vor einiger Zeit chinesische<br />
Granitsteine eine Reise rund um den Globus an, um<br />
ein deutsches Mittelgebirge mit Steinen zu versorgen.<br />
Komisch? Nun, zwar haben wir Harzer auch<br />
Steine, aber da steht erstens nicht „Made in China“<br />
drauf und mit Harzer Grauwacke kriegt man keine<br />
1,6 Milliönchen weg. Also wartet man in Clausthal<br />
lieber auf Chinasteine. Ein paar sind auch schon da.<br />
Und der Rest? Möglicherweise gehen die gerade mit<br />
dem bedauernswerten Containerschiff „Rena“ vor<br />
Neuseeland unter, aber die Chinesen haben genug<br />
davon. Sicher kommt der Rest irgendwann.<br />
Recherchiert<br />
von tv und ck<br />
Clausthal wartet auf China<br />
Pflastersteine sind nicht nur pflegeleicht und teuer,<br />
sie werden auch liebend gern von verstimmten Bürgern<br />
als Argumentationshilfen benutzt. Es gibt derzeit<br />
1.943 sehr zornige, weil ignorierte Bürger in<br />
Clausthal, die sich mit ihrer Unterschrift gegen die<br />
Fällung der Linden, Buchen und Ahorne ausgesprochen<br />
hatten. Ist doch eigentlich ganz gut, dass noch<br />
nicht alle Pflastersteine da sind … •<br />
Weltkulturerbe der<br />
Menschheit oder<br />
kommunaler Zankapfel<br />
– Kreisklasse<br />
statt Weltliga<br />
Eigentlich können wir uns<br />
alle glücklich schätzen: Die Leistungen früherer<br />
Generationen wurden dank einer hervorragenden wissenschaftlichen<br />
Aufbereitung von der UNESCO als<br />
Weltkulturerbe der Menschheit anerkannt und uns<br />
zur Sicherung für spätere Generationen anvertraut.<br />
Das Glück schien perfekt, als der Harz durch eine<br />
Erweiterung des Weltkulturerbes Erzbergwerk Rammelsberg<br />
und Altstadt <strong>Goslar</strong> um die Oberharzer<br />
Wasserwirtschaft erneut in das Licht der Weltöffentlichkeit<br />
gerückt wurde.<br />
In Abwandlung des Zitats von Ernst Reuter war man<br />
schon geneigt zu rufen : „Völker der Welt schaut auf<br />
diesen Harz. Schaut auf das, was unsere Vorfahren<br />
geleistet haben“. Wenn, ja wenn da nicht wieder der<br />
peinliche kleinkarierte Streit, den man im Harz gern<br />
mit Kommunalpolitik verwechselt, die Oberhand<br />
gewonnen hätte.<br />
Nun fragen sich alle Außenstehenden verwundert,<br />
wie im Mittelalter mit den Gräben und Teichen der<br />
Wasserwirtschaft eine harzübergreifende Infrastruk-