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pdf Seite 65–117 - terramare - Archäologische Dienstleistungen

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Die Elbe fließt in ihrem Mittellauf durch Sachsen-Anhalt<br />

und definiert im Norden des Landes<br />

die Grenze nach Brandenburg. Der Strom der<br />

Elbe ist in seinem Verlauf gleichzeitig eine Grenze,<br />

aber auch ein verbindender Verkehrsweg, der<br />

seit alters her genutzt wurde.<br />

Ein Relikt aus der Verkehrsgeschichte der Elbe<br />

wurde 2007 durch das Landesamt für Denkmalpflege<br />

und Archäologie Sachsen-Anhalt dokumentiert<br />

und geborgen.<br />

Zum Jahresbeginn 2007 haben Stefanie und<br />

Ringo Klooß bei Ihrem Neujahrsspaziergang<br />

vom Elbdeich bei Neukirchen aus in einem Altarm<br />

der Elbe ein Holzobjekt entdeckt, dass ein<br />

Stück aus dem Wasser herausragte. Dieses Holzobjekt<br />

ließ sich bei genauerem Hinsehen als ein<br />

im Altarm liegender Einbaum identifizieren.<br />

Dank einer schnell erfolgten Fundmeldung mit<br />

einer guten Beschreibung der Fundstelle, konnte<br />

das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie<br />

Sachsen-Anhalt umgehend tätig werden.<br />

Die Fundstelle wurde bereits am 08. Januar besichtigt.<br />

Eine Dokumentation des Wasserfahrzeugs<br />

konnte bereits am folgenden Tag durch<br />

Dieter Nothnagel, Dr. Christoph Rinne und<br />

den Verfasser realisiert werden.<br />

Die Fundstelle liegt nördlich der Ortschaft Neukirchen,<br />

Altmark, im Deichvorland der Elbe in<br />

einem Altarm, dem Schwarzen Wehl. Der Altarm<br />

verläuft Ost–West orientiert in einer lang<br />

gezogenen Biegung und ist teilweise verlandet.<br />

Die Fundstelle selbst liegt auf der Nordseite in<br />

einer sichelförmigen Bucht an einem sandigen<br />

Steilufer.<br />

Zwischen dem Altarm und dem Elbelauf liegt<br />

flaches Grünland, das als Weide genutzt wird.<br />

Vereinzelt stehende Bäume vermitteln einen<br />

parkähnlichen Charakter der Elbauen. Inmitten<br />

dieser Vorlandweiden liegt der Altarm wie<br />

ein langgezogener Teich mit tiefen und flachen<br />

Bereichen. Im Süden verläuft der Altarm bis an<br />

den Deich und wird durch einen Feldwegdamm<br />

zweigeteilt.<br />

Die Elbe fließt in diesem Bereich in einem Bogen<br />

nach Norden, bevor sie nach einer weiteren<br />

sanften Biegung direkt nach Westen fließt. Nach<br />

Osten liegt der Hauptarm der Elbe etwa 500 m<br />

entfernt, nach Norden etwa 750 m. Eine direkte<br />

Verbindung zwischen dem Altarm und der Elbe<br />

gibt es nur bei Hochwasser.<br />

Der Einbaum fand sich in Fundlage rechtwinklig<br />

zum etwa 1 m hohen, steilen Ufer und ragte<br />

mit einem Ende ein Stück aus dem Wasser heraus.<br />

Wäre es ein flaches Ufer, wäre der Eindruck<br />

entstanden, das Boot wäre auf das Ufer gezogen<br />

worden. Abgesehen von etwas Sand und Sedi-<br />

Strandgut – ein Einbaum im Altarm<br />

ment sowie eingeschwemmten Blättern und<br />

Zweigen war das Boot leer. Auch in der Umgebung<br />

des Einbaums konnten über wie unter<br />

Wasser keine Funde ausgemacht werden.<br />

Das Boot wurde, vom Verfasser gemeinsam mit<br />

Dieter Nothnagel und Dr. Christoph Rinne in<br />

Fundlage dokumentiert, was amphibisch, halb<br />

im Wasser, erfolgen musste. Dr. Rinne konnte<br />

als Sporttaucher eine geeignete Ausrüstung zum<br />

Arbeiten im Wasser zur Verfügung stellen. Im<br />

Januar, zum Zeitpunkt der Dokumentation,<br />

herrschte kein Frost, dennoch machten Wasser-<br />

und Lufttemperaturen dafür Neoprenanzüge<br />

erforderlich.<br />

Der Einbaum wurde, noch im Wasser liegend,<br />

von darin liegendem Sand und Sediment befreit.<br />

Mittels Fluchtstangen wurde die Lage unter<br />

Wasser und gleichzeitig die Länge des Einbaums<br />

kenntlich gemacht.<br />

Ein längs über das Boot, vom Bug zum Heck<br />

gespanntes Maßband ergab eine Grundlinie für<br />

die Erfassung des Bootes. Hiervon konnte die<br />

Höhe und Breite des Bootskörpers per Gliedermaßstab<br />

abgemessen werden. Dies musste, da<br />

das Wasser leicht trübe war, unter Wasser geschehen.<br />

Die Ziffern der Messlatte waren nur<br />

auf 30 cm Distanz unter Wasser lesbar. In bis zu<br />

1 m Wassertiefe musste daher getaucht werden.<br />

Die gewonnenen Daten wurden an das nahe<br />

Ufer zu Protokoll gegeben und aus den Messwerten<br />

eine Zeichnung mit der Aufsicht auf den<br />

Einbaum angefertigt.<br />

Nach der Vermessung wurde eine Holzprobe<br />

für eine dendrochronologische Datierung aus<br />

der Bordwand gesägt. Nach Abschluss der Dokumentation<br />

des Bootes in Fundlage musste der<br />

Einbaum gesichert werden. Eine zeitnahe Bergung<br />

war ohne umfangreiche Vorbereitungen<br />

nicht möglich. Das Wasserfahrzeug wurde zunächst<br />

im tieferen Bereich des Altarms auf dem<br />

Grund abgelegt. Der Einbaum konnte so vor<br />

dem Austrocknen und vor neugierigen Blicken<br />

geschützt werden. Um ein Wegtreiben zu verhindern<br />

wurde das auf Grund gesetzte Boot mit<br />

Sand gefüllt. Seine Position wurde per GPS bestimmt.<br />

Im Sommer 2008 wurde der Einbaum aus dem<br />

Altarm geborgen. Das Boot war durch sommerlich<br />

niedrige Wasserstände des Altarms und den<br />

Badebetrieb in der Bucht akut gefährdet. Hinzu<br />

kam die Gefahr der erneuten Verlagerung des<br />

Wasserfahrzeuges bei künftigem Hochwasser.<br />

Für die Bergung wurden erneut taucherfahrene<br />

Kollegen hinzugezogen. Zur Bergung wurde der<br />

in unveränderter Position wiederaufgefundene<br />

Einbaum zunächst in Ufernähe bugsiert und<br />

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