pdf Seite 65–117 - terramare - Archäologische Dienstleistungen
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Entdeckt in Magazinen, Akten und Gewässern – Einbäume in Sachsen-Anhalt<br />
droprobe datierte den Einbaum an das Ende des<br />
12. Jhs. (DAI Berlin: Labornr. C49130, Holzart<br />
Buche, Probe Einbaum, Beginn 1077, Ende<br />
1165, Fälldatum nach 1165).<br />
In Wittenberg-Piesteritz, Ldkr. Wittenberg,<br />
wurde 1988 gegenüber der Einfahrt zum Industriehafen<br />
an einer Buhne zwischen Stromkilometer<br />
220 und 221 während der Niedrigwasserperiode<br />
ein Einbaumrest entdeckt und<br />
zur Bergung zersägt (Abb. 10). Erhalten ist eine<br />
Bootseite mit Bordwand- und Bodenteilen von<br />
L-förmigem Querschnitt (Länge 3,18 m, Breite<br />
28 cm, Höhe 14 cm, Bordwanddicke 4,6 cm,<br />
Bodenstärke 5 cm). Das Boot befindet sich heute<br />
in den Städtischen Sammlungen der Lutherstadt<br />
Wittenberg.<br />
Im Museum Wolmirstedt lagert ein Einbaumfragment,<br />
das im Jahre 1932 bei Wolmirstedt,<br />
Bördekreis, in der Ohreniederung gefunden<br />
wurde (Abb. 11). Erhalten ist die kastig gestaltete<br />
Bootsmitte auf eine Länge von 1,6 m mit den<br />
Bordwänden (Breite 44 cm, Höhe 32 cm). Ein<br />
Ende ist abgesägt. Ein weiteres Bootfragment<br />
liegt ebenfalls im Museum Wolmirstedt (Abb.<br />
12). Da seine Herkunft unbekannt ist – vermutet<br />
werden die Kiesgruben Bertingen oder Rogätz,<br />
beide Bördekreis – läuft es unter Region<br />
Wolmirstedt. Hierbei handelt es sich um ein<br />
gerade abschließendes Heckteil mit Bordwänden<br />
von 1,8 m Länge, 42 cm Breite und 30 cm<br />
Höhe.<br />
Außerhalb Sachsen-Anhalts liegen die Fundorte<br />
der nachfolgend bekannt gewordenen Einbäume.<br />
Sie selbst waren oder sind in Museen des<br />
Landes untergebracht. A. Mertens beschreibt<br />
das im Museum Magdeburg befindliche und<br />
in den Kriegwirren verloren gegangene Wasserfahrzeug<br />
aus Hitzacker, Ldkr. Lüchow-Dannenberg,<br />
Land Niedersachsen (Mertens 1925, 238;<br />
Taf. VII,2a.b), das bei Baggerarbeiten in der<br />
Stromelbe bei Hitzacker zutage kam (Länge 2,9<br />
m, Breite 52 cm, Höhe 32 cm, Bordwand- und<br />
Bodenstärke 3,5 cm). Er erwähnt eine „trogförmige<br />
Gestalt“, einen Spant und bezeichnet es<br />
ansonsten als „ähnlich in der Form, aber kleiner“<br />
als der Einbaum aus dem Handelshafen<br />
Magdeburg.<br />
Drei Einbäume stammen aus dem heutigen<br />
Land Brandenburg. Der aus dem Havelbett<br />
bei Böhne, Ortsteil von Rathenow, Ldkr. Havelland,<br />
gehobene Einbaum mit stammrundem<br />
Querschnitt liegt im Museum Genthin (Abb.<br />
13). Sein Funddatum ist unbekannt. Das Boot,<br />
dessen Heck fehlt, wird als Altbestand geführt.<br />
Es ist 8,35 m lang, 72 cm breit und 34–40 cm<br />
hoch. Das Dendrodatum wies es als Wasser-<br />
fahrzeug aus der ersten Hälfte des 12. Jhs. aus<br />
(DAI Berlin: Labornr. C44989, Holzart Eiche,<br />
Probe Böhne, Beginn 992, Ende 1111, Fälldatum<br />
um/nach 1121). Zugleich ist das Stück aus<br />
Böhne wohl auch das längste in Sachsen-Anhalt<br />
aufbewahrte Exemplar.<br />
Ch. Hirte (1987, 291 Nr. 88) erwähnt in seinem<br />
Katalog einen Einbaum aus Plessa, Ldkr. Elbe-<br />
Elster, und beschreibt ihn unwissentlich einige<br />
<strong>Seite</strong>n später auch (Hirte 1987, 301 Nr. 120)<br />
als fundortloses Exemplar (s. Detering 1939,<br />
160 Nr. 13), ohne eine Verbindung zwischen<br />
den beiden herstellen zu können. Das gelang<br />
erst durch intensive Recherchen im Landesfundarchiv<br />
des LDA. Zwischenzeitlich hatte<br />
der Einbaum fundortlos seit 1925 in der alten<br />
Tab. 2: Datierte Einbäume aus Museen in Sachsen-Anhalt.<br />
Datierung Anzahl Sachsen-Anhalt Brandenburg Verfahren<br />
1./2. Jh. 1 Ziesar Dendro<br />
8. Jh. 1 Schartau 14 C<br />
12. Jh. 3 Muldenstein Dendro<br />
12. Jh. 1 Wansleben a. See Dendro<br />
12. Jh. 1 Böhne Dendro/ 14 C<br />
13. Jh. 1 Neukirchen 14 C<br />
14. Jh. 1 Arendsee Dendro<br />
15. Jh. 2 MD-Cracau Dendro<br />
15. Jh 1 Schlagenthin 1973 14 C<br />
16./17. Jh. 1 Plessa 14 C<br />
Abb. 9: Wansleben a. See., Ldkr. Mansfeld-Südharz.<br />
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