pdf Seite 65–117 - terramare - Archäologische Dienstleistungen
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Neues zu Altfunden von Booten aus Bayern<br />
Franz Herzig und Timm Weski<br />
Zusammenfassung<br />
Aus Kiesgruben entlang des Mains werden immer wieder Einbäume gemeldet, die sich durch eine schlanke Form und Löcher in Bordwänden und<br />
Schiffsenden auszeichnen. Die zwei neuen, aus Tannen gefertigten Exemplare stammen aus dem Bamberger Raum und datieren dendrochronologisch<br />
auf 1338 AD und 1415 AD. Aufgrund ihrer schlanken Form scheidet ein Gebrauch als Einzelfahrzeug aus. Stattdessen ist an eine Verwendung<br />
als Teil eines Katamarans oder pontonartigen Fahrzeugs zu denken. Vermutlich handelt es sich um Teile von Flussfähren. Auffälligerweise lassen<br />
sich Einbäume mit vergleichbaren Merkmalen und ähnlicher Zeitstellung auf einen Teilbereich des Mains einengen, so dass es sich um ein örtliches<br />
Phänomen handelt.<br />
Aus der Donau bei Kelheim stammen Teile eines Plankenbootes. Trotz der fragmentarischen Erhaltung lässt sich der Rumpfquerschnitt als doppelter<br />
Knickspant rekonstruieren. Diese Bauweise ist zwar für den Fundort untypisch, kommt jedoch am mittleren Rhein häufig vor. Die dendrochronologischen<br />
Untersuchungen ergaben nicht nur ein Alter von 1755 AD, sondern auch, dass die Eichen in Westdeutschland gewachsen sind. Deshalb muss<br />
das Boot irgendwie vom Rhein zur Donau gelangt sein.<br />
Abstract<br />
Logboats are often recorded from gravel pits along the river Main. These are characterised by their narrow beam. Further holes in the sides and<br />
in their ends must be mentioned. Two new ones were discovered in the Bamberg area. They are cut out of fir and are dendrodated to 1338 AD<br />
and 1415 AD. Due to their narrow shape they could not be used as single crafts, but only as pairs like a catamaran, or even more in the form of a<br />
pontoon. Most likely they represent river ferries. Logboats with similar characteristics and dates are typical for a certain region on the river Main,<br />
and thus are a local phenomenon. In the river Danube near Kelheim the remains of a plank boat were recovered. Though only fragmentary, the<br />
section can be reconstructed as a double hard chine. This hull section is untypical for the site, but common along the middle stretches of the Rhine.<br />
Dendrochronological examination proved a date of 1755 AD and also that the oak trees had grown in western Germany. Therefore the vessel must<br />
have been transported somehow from the Rhine to the Danube.<br />
Neben systematisch geborgenen Neufunden<br />
bieten auch ältere, oft ohne Beobachtung entdeckte<br />
Wasserfahrzeuge interessante Einblicke.<br />
Meist kamen sie bereits vor etlichen Jahren oder<br />
sogar Jahrzehnten zu Tage und lagern seitdem<br />
in den jeweiligen Sammlungen, ohne dass sie in<br />
der Literatur gewürdigt worden wären.<br />
Die Einbäume aus dem Main<br />
Einleitung<br />
Im November 2006 stieß man bei Baggerarbeiten<br />
in einer Kiesgrube in Oberhaid-Staffelbach,<br />
Lkr. Bamberg, unmittelbar neben dem<br />
heutigen Mainverlauf auf einen ausgehöhlten<br />
Baumstamm, der vom Kiesgrubenbetreiber<br />
Hartlieb als Einbaum erkannt wurde. Im Wrack<br />
hatten sich Kalksteinplatten befunden. Zusätzlich<br />
wurden drei angespitzte Pfähle geborgen,<br />
die nach der dendrochronologischen Untersuchung<br />
gleichzeitig mit dem Einbaum einsedimentiert<br />
wurden. Die Funde wurden auf dem<br />
Bauhof eingelagert, wo sie im März 2007 von<br />
H. Voß und T. Wanke vom Bayerischen Landesamt<br />
für Denkmalpflege (BLfD), Dienststelle<br />
(DST) Seehof, dokumentiert wurden. Während<br />
eines Besuchs des Verfassers im Mai legten die<br />
Mitarbeiter des Kieswerkes einen zweiten Einbaum<br />
vor, der bereits in den 1980iger Jahren<br />
herausgebaggert worden und seitdem in einer<br />
Halle verwahrt worden war. Da eine Gemeindegrenze<br />
durch das Kiesgrubenareal verläuft, gehört<br />
die Fundstelle zu Stettfeld, Lkr. Hassberge.<br />
Abb. 1: Stettfeld. Einbaum<br />
des frühen 9. Jahrhunderts.<br />
Foto: F. Herzig, Bayer.<br />
Landesamt für Denkmalpflege<br />
(BLfD).<br />
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