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pdf Seite 65–117 - terramare - Archäologische Dienstleistungen

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Zwischen den beiden Planken befand sich eine<br />

braune Masse aus teergetränktem Moos, die als<br />

Kalfaterung diente. Am hochgezogenen Rumpfende<br />

war ein massiver Klotz aufgenagelt (Abb.<br />

21). Eine Plankenlasche legt nahe, dass es sich<br />

bei dem erhaltenen Schiffsende um das Heck<br />

handelt. In der Regel werden die überlappenden<br />

Enden der Laschen so angeordnet, dass die<br />

vordere außen zu liegen kommt, da andernfalls<br />

bei Fahrt Wasser verstärkt in die Naht gedrückt<br />

wird (Abb. 22).<br />

T.W.<br />

Dendrochronologische Auswertung<br />

Leider waren nicht mehr alle Bauteile mit Fundzetteln<br />

versehen, so dass nicht jedes der Hölzer<br />

auf den Plänen wieder gefunden werden konnte.<br />

Bohrkerne von Bauteilen, welche noch mit einer<br />

Nummer versehen waren, wurden mit derselben<br />

benannt. Bauteile ohne Nummer wurden mit X1<br />

bis X5 bezeichnet. Bei der Auswertung erwies<br />

sich das Holz X1 auf Grund seiner Datierung<br />

auf 1344 AD und des Wuchsortes des Baumes<br />

in Bayern als nicht zugehörig. Insgesamt wurden<br />

von neun Bauteilen bis zu jeweils vier Bohrkerne<br />

entnommen. Unter den Bauteilen befanden sich<br />

vier Spanten aus Eichenholz. Die Spanten waren<br />

aus Bereichen von sehr breitringigem Reaktionsholz<br />

gefertigt und wiesen vorwiegend<br />

wenige, breite Jahresringe auf. Innerhalb des<br />

Reaktionsholzes traten beträchtliche intraanuelle<br />

Breitenschwankungen auf. Einzig der Spant<br />

X4 wies genügend Jahresringe auf. Von diesem<br />

wurde ein Bohrkern mit 44 Jahresringen gezogen.<br />

Mit Nr. 1 wurde ein klotzartiges Bauteil<br />

aus Eichenholz, das an der Spitze des Hecks<br />

aufgenagelt war, bezeichnet. Bei Nr. 2 handelt<br />

es sich um eine Planke aus dem Bugbereich.<br />

Die 30 cm breite und 2 cm starke Planke aus<br />

Eichenholz war radial aus einem Eichenstamm<br />

geschnitten und wies 227 Jahresringe auf. Die<br />

übrigen Planken aus verschiedenen Stellen des<br />

Bootes waren tangential aus Eichenstämmen geschnitten.<br />

An den Planken 9/10 und 12 fanden<br />

sich noch Hinweise auf die verwendeten Werkzeuge.<br />

Demnach sind beide Planken gesägt und<br />

partiell mit dem Beil zugearbeitet worden. Von<br />

den übrigen Fragmenten, welche von Planken<br />

oder anderen Bauteilen stammen dürften, wurden<br />

keine Bohrkerne gezogen, da deren geringe<br />

Anzahl von Jahresringen eine Datierung nahezu<br />

aussichtslos machte. Die makroskopische Begutachtung<br />

dieser Bauteile ergab aber, dass es<br />

sich durchweg um Eichen handelte.<br />

Neues zu Altfunden von Booten aus Bayern<br />

Für die Datierung erwies sich die Planke 2<br />

aus dem Bugbereich als ausschlaggebend. Aus<br />

den vier Bohrkernen des radial geschnittenen<br />

Eichenbrettes resultierte eine 227-jährige Eichenserie.<br />

Ergänzt durch die Jahrringserien der<br />

Planken 9/10 und X5 ließ sich eine Eichenmittelkurve<br />

bilden, die auf bayerischer und süddeutscher<br />

Eichenchronologie auf dem Jahr 1734<br />

n. Chr. zur Deckung gebracht werden konnte.<br />

Da es sich ausschließlich um Kernholzjahresringe<br />

handelt, liegt ein terminus post quem vor.<br />

Das bedeutet, die Eichen, aus deren Jahrringserien<br />

die Mittelkurve gebildet wurde, können<br />

nicht vor dem Jahr 1755±10 AD gefällt worden<br />

sein 20 . Auch die Jahrringserie von der Planke X2<br />

konnte, ohne dass sie sich in die Mittelkurve<br />

hätte integrieren lassen, über die Referenzchronologien<br />

auf das Jahr 1731 AD datiert werden.<br />

Für die übrigen Jahrringserien konnten zwar<br />

ebenfalls Positionen im 18. Jahrhundert gefunden<br />

werden, die aber aufgrund einer zu geringen<br />

optischen und rechnerischen Übereinstimmung<br />

nicht als gesichert gelten können (Abb. 23).<br />

Der Herkunftsnachweis des für bayerische<br />

Gewässer ungewöhnlichen Bootstyps machte<br />

es notwendig, außerbayerische Referenzchronologien<br />

hinzuziehen. Erste Vergleiche zwischen<br />

den Referenzen zeigten bereits, dass die<br />

Jahrringserien des Bootes mit den bayerischen<br />

Jahrringchronologien in wesentlich geringerem<br />

Maß übereinstimmten, als mit der süddeut-<br />

Abb. 21: Kelheim-Kelheimwinzer.<br />

Provisorische Montage<br />

des Heckklotzes. Das<br />

Balkenknie auf der linken<br />

<strong>Seite</strong> gehört dort nicht hin.<br />

Foto: <strong>Archäologische</strong> Staatssammlung<br />

München, Neg<br />

Nr. K-163-76.<br />

Abb. 22: Kelheim-Kelheimwinzer.<br />

Plankenlasche. Foto:<br />

<strong>Archäologische</strong> Staatssammlung<br />

München, Neg. Nr.<br />

K-159-76.<br />

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