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pdf Seite 65–117 - terramare - Archäologische Dienstleistungen

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nige Jahrringe auf. Daher wurde eine 14 C-Datierung<br />

durch eine AMS-Messung vorgenommen.<br />

Die Probe aus den äußeren Jahrringen des Einbaumes<br />

lieferte ein Datum auf 1250±30 AD.<br />

Aufgrund der Beilspuren ist anzunehmen, dass<br />

der Einbaum zeitnah nach dem Schlagen des<br />

Baumes aus dem noch frischen Stamm gearbeitet<br />

worden ist.<br />

Die Lebens- bzw. Nutzungsdauer des Bootes ist<br />

unbekannt. Bei sorgfältigem Umgang mit dem<br />

Wasserfahrzeug – z.B. Einlagern während der<br />

Wintermonate unter Wasser um Frostschäden<br />

zu vermeiden – kann der Einbaum viele Jahre<br />

in Benutzung gewesen sein. Die Verwitterung<br />

der Bordwände bei gleichzeitig relativ guter Erhaltung<br />

des Bodens deutet auf einen längeren<br />

Nutzungszeitraum hin.<br />

Fundlage<br />

Der Einbaum wurde in Schräglage an dem<br />

Steilufer in einer sandigen Bucht im Altarm<br />

„Schwarzer Wehl“ entdeckt. Nach dem Verwitterungszustand<br />

des aus dem Wasser ragenden<br />

Holzes, im Vergleich zu den unter Wasser liegenden<br />

Bereichen, hat das Boot eine längere<br />

Zeit, mehrere Wochen oder Monate, dort gelegen.<br />

Es kann sich nicht um die Fundlage in<br />

Situ handeln, da das Boot in der Fundlage seit<br />

dem Mittelalter mindestens den aus dem Wasser<br />

ragenden Teil durch Verwitterung eingebüßt<br />

hätte.<br />

Der Einbaum wurde wahrscheinlich in die angetroffene<br />

Fundlage gespült. Hierfür kommt<br />

das Hochwasser der Elbe im Frühjahr 2006 in<br />

Betracht. Dieses Hochwasser ist in den Medien<br />

kaum beachtet worden, da die Elbdeiche glücklicherweise<br />

gehalten haben und kaum Schäden<br />

entstanden. Die Wiesengebiete, in denen der<br />

Altarm gelegen ist, liegen im Deichvorland und<br />

wurden von diesem Hochwasser vollständig<br />

überflutet. Die Fluthöhe war im Gelände noch<br />

an Treibgut erkennbar, welches in Bäumen und<br />

Büschen hing.<br />

Es ist zu vermuten, dass mit diesem Hochwasser<br />

der Einbaum aus einer tiefer im Wasser liegenden<br />

Position freigespült wurde und über die<br />

Elbwiesen in den Altarm der Elbe gelangte.<br />

Im Vergleich zu den überfluteten Wiesen weist<br />

der Wehl im Altarm der Elbe wesentlich größere<br />

Wassertiefen auf. Die bei Hochwasser auf<br />

den Elbwiesen herrschende Strömung dürfte am<br />

Rande des Altarmes deshalb nachlassen. Treibgut<br />

dürfte also am ehesten hier absinken und<br />

zur Ablagerung gelangen. Auch der Einbaum<br />

Strandgut – ein Einbaum im Altarm<br />

wird aus diesem Grunde hier liegen geblieben<br />

sein. Nur das aufragende Heck war 20–30 cm<br />

in den Sand des Steilufers einsedimentiert, wobei<br />

der Sand möglicherweise ebenfalls durch das<br />

Hochwasser hierher verlagert wurde.<br />

Jedenfalls wird der Einbaum, der flach auf dem<br />

Sandgrund auflag und in dessen Innerem sich<br />

kaum Sand oder anderes Sediment befand,<br />

kaum am Fundort freigespült worden sein und<br />

zuvor dort über längere Zeit gelegen haben.<br />

Viel eher stammt der Einbaum ursprünglich<br />

von einem elbaufwärts gelegenen Ort.<br />

Ob der Einbaum durch ein Missgeschick verloren<br />

gegangen ist, während eines Winters aus der<br />

Einlagerung bei einem Hochwasser fortgespült<br />

wurde oder einfach in den Fluss entsorgt worden<br />

ist, ist unklar.<br />

Einbäume sind keine seltenen Fundobjekte im<br />

Elberaum. Der Bootstyp war für verschiedenste<br />

Einsatzmöglichkeiten gut geeignet und konnte<br />

in der Ausgestaltung seiner Nutzungsform angepasst<br />

werden. Die Herstellung eines Einbaumes<br />

ist zwar relativ arbeitsintensiv, aber einfach in<br />

der Ausführung. Es ist daher anzunehmen, dass<br />

Fischer oder andere Elbanrainer sich diese Fahrzeuge<br />

selbst gefertigt haben.<br />

Einbäume waren sicherlich als Verkehrsmittel<br />

und in der Fischerei auf der Elbe und auf ihren<br />

Nebenflüssen in großer Zahl im Einsatz.<br />

Das Querschott im Bootskörper bietet Anhaltspunkte<br />

zur Nutzung des Einbaums. Möglicherweise<br />

ist damit der Innenraum des Bootes in<br />

einen vorderen Abschnitt zum Transport von<br />

Waren oder Gütern und einen hinteren Bereich,<br />

in dem eine Person paddelnd gesessen hat, auf-<br />

Abb. 2: Der Einbaum<br />

in Fundlage. Die Lampe<br />

am Fuß der Fluchstange<br />

markiert das unter<br />

Wasser liegende Ende des<br />

Bootes. Foto: Matthias<br />

Lindemann, LDA.<br />

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