FORSCHUNGSSTELLE OSTEUROPA BREMEN
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Zweifellos geht von der "wilden" Jagd durch globale Kulturlandschaften ein gewisser<br />
Reiz aus. Welches zentrale Motiv aber könnte mögliche Rezipienten an den Text<br />
fesseln'? Eine weiterführende Hypothese ist an dieser Stelle aufzustellen. Es ist der<br />
Topos von der "Zeit der großen Synthese", der sich durch die gesamte Handlung wie<br />
ein roter Faden zieht. Er stellt eine Synthese durch Destruktion dar, die am Ende<br />
des 20. Jahrhunderts nach einer bestimmten Zahl von Revolutionen eine unübersehbare<br />
Menge von materialen und psychomentalen Bruchstücken hinterlassen hat,<br />
die es nach Art von kontaminierten Zitaten auf eine andere, noch nicht bekannte<br />
Weise zu verbinden gilt.<br />
"Das Wort Synthese ist hier gewissermaßen das Schlüssel-Wort - weil es nämlich<br />
schon zu Beginn der Erzählung zeigt, daß ihr Held eine Synthese von Raum und<br />
Zeit anstrebt. "90<br />
Daß er dieser Aufgabe ebenso wenig gewachsen ist wie seine Helden, die auf der<br />
Folie von realen Ereignissen mit globusbedrohenden Konsequenzen ihr burleskes<br />
Spiel mit solchen Makroelementen wie 'Revolution' oder 'Geschichte' treiben und<br />
vergeblich deren Abschaffung fordern, verdeutlicht Bielecki in der sog. "Sieben-<br />
Trompeten-Sequenz" am Schluß seines "Romans". Unter Hinweis auf allmögliche<br />
symbolische und reale Bezugsobjekte schränkt er deren Funktionen auf ein ausschließlich<br />
subjektives Interesse ein. Er, als Chronist der Zukunftsgeschichte, verkünde<br />
seinen Lesern, daß es keine apokalyptischen Trompeten seien, sondern nur<br />
die Trompeten des Autors, auf denen er sein Buch "ausgespielt" habe. Doch bevor<br />
es soweit ist, meditiert der Ich-Erzähler als Autor über die Funktion seiner sieben<br />
Trompeten, deren musikalische Aussage in der Form von ironischen und sarkastischen<br />
Zitaten" und tautologischen Figurationen über "das Ende der Enden" ein<br />
breites semantisches Feld aufbauen. Auf ihm wird der Gedanke der Finalität in immer<br />
neuen Varianten ins Spiel gebracht. Das Ende des Textes End & Fin Company<br />
wird dabei im Redestrom des Erzählers überlagert von der Vision des endgültigen<br />
Untergangs der Welt als Globus. Doch die angekündigte Apokalypse findet natürlich<br />
nicht statt. Statt dessen verkündet der Erzähler-Autor augenzwinkernd: "Der Roman<br />
stirbt und sein Autor stirbt. Nur noch einmal gibt er dem Wort die Hand und sagt<br />
ihm: Mach's gut, Roman, abgeschlossen ist meine fantastische, geliebte Geschich-<br />
te."92<br />
90<br />
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92<br />
ken verwendet werden (Tagebuehfragmente, Monologe, Erzählungen in Erzählungen)." Bugajski,<br />
Leszek. Koniec koncow. In: "End&Fin Cornpany", loc.cit., 12.<br />
Loc.cit., 11.<br />
So zum Beispiel zitiert der Text aus fiktiven Grabgesängen, intoniert von der fünften Trompete<br />
(vgl. Ioc.cit., 215f.).<br />
Loe.ciL,217.<br />
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