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Warum online sein immer wichtiger wird - atr.de

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Werkstattpraxis Oldtimer<br />

Stoßstangen nachfertigen<br />

Stoß um Stoß<br />

Stoßstangen sollen schützen. Bei Oldtimern<br />

sind sie allerdings oft auch Zier<strong>de</strong>. Wenn kein<br />

Ersatz mehr lieferbar ist, müssen sie von<br />

Hand nachgefertigt wer<strong>de</strong>n. Das ist ganz schön<br />

aufwändig und nicht ganz billig.<br />

Die ersten Automobile kamen noch völlig ohne sie aus. Stoßstangen<br />

wur<strong>de</strong>n erst interessant, als <strong>de</strong>r Verkehr zunahm. Allerdings<br />

dachte man in früheren Zeiten weniger an Schutz bei Unfällen,<br />

die während <strong>de</strong>s Fahrens geschehen. Es ging allein ums<br />

Parken: Man war es noch nicht gewohnt, mit <strong>de</strong>r Länge <strong>sein</strong>es<br />

Fahrzeuges umzugehen. Die Kunst <strong>de</strong>s Einfä<strong>de</strong>lns in enge<br />

Parklücken musste erst noch erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Als erste Stoßstangen aufkamen, re<strong>de</strong>ten jedoch schnell die<br />

Gestalter mit. Plumpe Konstruktionen dul<strong>de</strong>ten sie nicht. Nicht<br />

<strong>immer</strong> war ihnen jedoch Einfluss gegönnt, <strong>de</strong>nn für populäre<br />

Mo<strong>de</strong>lle kamen in <strong>de</strong>n zwanziger und dreißiger Jahren standardisierte<br />

Stoßstangen aus <strong>de</strong>m Zubehörkatalog in Mo<strong>de</strong>. Man<br />

schraubte sie einfach an. Hin und wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n sich diese Teile<br />

auf Ersatzteilmärkten o<strong>de</strong>r im Internet.<br />

Deutlich schwieriger <strong>wird</strong> ein Ersatz für Autos, <strong>de</strong>ren Stoßstangen<br />

<strong>de</strong>r Karosserieform folgen. Beson<strong>de</strong>rs bei Mo<strong>de</strong>llen, die in<br />

kleinerer Stückzahl gefertigt wur<strong>de</strong>n, gelten Stoßstangen heute<br />

als Mangelware. Meist waren sie die ersten Teile, die Scha<strong>de</strong>n<br />

nahmen, und man überließ sie oft <strong>de</strong>m Schrott.<br />

Ersatz passt meist nicht<br />

Wer für einen VW Käfer o<strong>de</strong>r eine Merce<strong>de</strong>s-Limousine aus <strong>de</strong>r<br />

Nachkriegszeit eine Stoßstange sucht, <strong>wird</strong> schnell Erfolg haben.<br />

Sie <strong>wird</strong> auch passen, sofern es sich um ein Original han<strong>de</strong>lt.<br />

Deutlich schwieriger <strong>wird</strong> es bei Fundstücken für seltenere<br />

Mo<strong>de</strong>lle. Sie wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Fertigung bereits einzeln von Hand<br />

an das dazugehörige Fahrzeug angepasst.<br />

Allerdings ist für fehlen<strong>de</strong> Stoßstangen oft keinerlei Ersatz mehr<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Dann bleibt als Lösung nur eine aufwändige Nachfertigung.<br />

Versierte Karosseriebauer können diese Arbeit übernehmen,<br />

allerdings ist längst nicht je<strong>de</strong>r auf die Arbeit mit hohen<br />

Blechstärken spezialisiert. Sie erfor<strong>de</strong>rt eine an<strong>de</strong>re Herangehensweise<br />

als die Arbeit mit dünnem Karosserieblech.<br />

Vor <strong>de</strong>m Start einer Stoßstangennachfertigung ist ein gutes Originalteil<br />

als Leihgabe nötig. An ihm wer<strong>de</strong>n alle Maße, Profile<br />

und Radien abgenommen. Dabei sollte <strong>de</strong>r Grundriss aufgezeichnet<br />

sowie Schablonen aus Sperrholz o<strong>de</strong>r Hartfaser angefertigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Es empfiehlt sich, alle Details unmittelbar an <strong>de</strong>r<br />

Karosserie zu überprüfen, für die die Stoßstange nachgefertigt<br />

<strong>wird</strong>.<br />

60 blinklicht 2/2008<br />

Ohne individuelle Werkzeuge geht es nicht<br />

Die Materialstärke sollte sich am Original orientieren. Zwei Millimeter<br />

misst das alte Stahlblech häufig. Dünneres Blech lässt<br />

sich zwar <strong>de</strong>utlich einfacher verarbeiten, ist später aber zu instabil.<br />

Je nach Form <strong>de</strong>r Stoßstange kann es notwendig <strong>sein</strong>,<br />

das Mittelteil und die Eckstücke getrennt zu fertigen, selbst<br />

wenn ihr Profil ähnlich ist.<br />

Zunächst <strong>wird</strong> ein Blech für das Mittelteil zugeschnitten und<br />

grob in die Form <strong>de</strong>s späteren Querschnitts gekantet. Damit ist<br />

das Profil bereits angelegt. Im nächsten Schritt erhält das Blech<br />

im Kraftformer in etwa die Form <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Grundrisses.<br />

Schritt für Schritt ensteht so aus einem Blechstreifen eine<br />

Art Rohbau <strong>de</strong>r späteren Stoßstange.<br />

Aus einem zwei Zentimeter starken Stück Stahl lässt sich ein<br />

zweiteiliges Werkzeug fertigen, <strong>de</strong>ssen Form <strong>de</strong>m Stoßstangenprofil<br />

entspricht. Im Kraftformer eingespannt, zwingt es als<br />

Stempel und M<strong>atr</strong>ize das vorgebogene Blech in die gewünschte<br />

Kontur. Anschließend sind im Grundriss wie<strong>de</strong>r Korrekturen<br />

nötig. Diese Arbeit erfor<strong>de</strong>rt viel Geduld und Erfahrung.<br />

Die meist stark gewölbten Eckstücke entstehen meist aus je einer<br />

Ober- und Unterschale. Nur so sind sind sie von Hand herzustellen.<br />

Für sie wer<strong>de</strong>n mit Hilfe von Trennschleifer und Feilen<br />

eigene Klopfformen aus Stahlplatten angefertigt. Im Schraubstock<br />

eingespannt, lässt sich mit ihrer Hilfe das Blech gut <strong>de</strong>ngeln.<br />

Ein Brenner hilft dabei mit Hitze. Die vielen Falten und<br />

Wellen, die beim Formen entstehen, glättet im Anschluss <strong>de</strong>r<br />

Kraftformer.<br />

Die Formen dienen auch als Lehre beim Verschweißen. Wenn<br />

die Nähte verschliffen sind, fallen weitere Anpassarbeiten an –<br />

nur Könner wissen, wo und mit welcher Kraft sie ansetzen müssen,<br />

um auch die letzten Abweichungen zu eliminieren.<br />

Das Ergebnis: perfekt. Doch Illusionen über <strong>de</strong>n Aufwand sollte<br />

sich niemand machen: Dutzen<strong>de</strong> von Stun<strong>de</strong>n verschlingt ein<br />

solcher Nachbau, für <strong>de</strong>n im Anschluss zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Galvaniker<br />

<strong>sein</strong>e Rechnung stellen <strong>wird</strong>. So <strong>wird</strong> eine nachgefertigte Stoßstange<br />

in <strong>de</strong>r Summe leicht mehrere tausend Euro kosten. Für<br />

rare Klassiker lohnt sich diese Investition häufig. Bei gängigeren<br />

Mo<strong>de</strong>llen dagegen kann <strong>de</strong>r sparen, <strong>de</strong>r die Werkzeuge häufiger<br />

nutzt. Oft lohnt es sich, über eine kleine Auflage nach-<br />

zu<strong>de</strong>nken.<br />

blinklicht 2/2008<br />

1 2<br />

Ohne ein Originalteil gelingt kein<br />

guter Nachbau. Zunächst wer<strong>de</strong>n<br />

Schablonen angefertigt und <strong>de</strong>r<br />

Grundriss auf eine Platte gezeichnet.<br />

3 4<br />

In einem entsprechend vorbereiteten<br />

Amboss formt <strong>de</strong>r Hammer das<br />

Blech weiter. Aus <strong>de</strong>m flachen Blech<br />

entsteht ein U-Profil.<br />

5 6<br />

Aus dicken Stahlplatten entstehen<br />

mit Trennschleifer und Feilen die<br />

Klopfformen für die Stoßstangenecken.<br />

7 8<br />

Die Falten, die unvermeidbar sind,<br />

glättet <strong>de</strong>r Kraftformer. Weil sich<br />

dabei die Form wie<strong>de</strong>r än<strong>de</strong>rt, muss<br />

nachgearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

9 10<br />

Wenn die obere und untere Schale<br />

<strong>de</strong>r Eckteile fertig sind, wer<strong>de</strong>n sie<br />

verschweißt. Die Klopfform dient<br />

dabei als Lehre.<br />

Werkstattpraxis Oldtimer<br />

Ein grob zugeschnittenes, zwei<br />

Millimeter starkes Stahlblech <strong>wird</strong><br />

gekantet und am Kraftformer <strong>de</strong>m<br />

Grundriss angepasst.<br />

Dieses angefertigte Werkzeug folgt<br />

<strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r originalen Stoßstange.<br />

Mit ihm kann <strong>de</strong>r Kraftformer <strong>de</strong>m<br />

Blech <strong>sein</strong> Profil geben.<br />

Anschließend <strong>wird</strong> ein Stück Stahlblech<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r Klopfform<br />

eingespannt. Wärme hilft beim<br />

Dengeln <strong>de</strong>r Eckteile.<br />

Es ist wichtig, die neuen Teile <strong>immer</strong><br />

wie<strong>de</strong>r auf ihre Maßhaltigkeit<br />

zu überprüfen. Die Korrekturen for<strong>de</strong>rn<br />

eine Menge Erfahrung.<br />

Erst jetzt wer<strong>de</strong>n Kanten beschnitten,<br />

Löcher gebohrt o<strong>de</strong>r – wie in<br />

diesem Fall – noch eine Abflachung<br />

eingeschweißt.<br />

61

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