Networking - VdU
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hilfe schaffen. Interessant ist allerdings, dass ich für die wenigen<br />
Frauen auf Anteilseignerseite keinen signifikanten Vergütungsunterschied<br />
im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen festgestellt<br />
habe, wogegen weibliche Arbeitnehmervertreterinnen signifikant<br />
weniger verdienen als ihre männlichen Pendants. Dies deutet darauf<br />
hin, dass für Frauen auf Anteilseignerseite der Eintritt in den<br />
Mandatsträgerkreis die wesentliche<br />
Hürde ist, wenn dieser<br />
geschafft ist, aber keine<br />
geschlechterspezifischen Differenzen<br />
mehr gemessen werden<br />
können. Auf Arbeitnehmerseite<br />
hingegen ist die<br />
Schwelle in den Mandatsträgerpool offensichtlich niedriger, aber<br />
zugleich sind geschlechterspezifische Unterschiede eindeutig feststellbar.<br />
Das ist ein Hinweis darauf, dass Frauen auf Arbeitnehmerseite<br />
zwar leichter in den Aufsichtsrat kommen, dort aber keine<br />
Verantwortung übertragen bekommen und dies sich in signifikanten<br />
Vergütungsunterschieden widerspiegelt.<br />
Dr. Martin Arnegger hat an der<br />
Universität mannheim eine Promotion<br />
zum thema „aufsichtsräte deutscher<br />
Unternehmen“ verfasst, die mit summa<br />
cum laude ausgezeichnet wurde.<br />
inzwischen arbeitet er als Vorstandsassistent<br />
bei der Celesio ag. Das in<br />
stuttgart ansässige und im mDaX<br />
gelistete Unternehmen ist ein international<br />
führender handels-, logistik- und<br />
serviceanbieter im Pharma- und<br />
gesundheitsbereich. anfang 2012<br />
wurde mit Frau Dr. marion helmes als<br />
Finanzvorstand die erste Frau in den<br />
Vorstand des Unternehmens bestellt.<br />
Was die Einführung einer Quote anbelangt, bin ich zwiegespalten.<br />
Einerseits würde sie auf dem Weg zur Erhöhung des Frauenanteils<br />
wie ein Katalysator wirken. Andererseits sehe ich die Gefahr, dass<br />
eine schnelle Anhebung des Frauenanteils mit Hilfe einer Quotenregelung<br />
eine Wirkung haben kann, die man mit der frischen Lackierung<br />
eines rostigen Autos vergleichen kann: oberflächlich wird<br />
eine öffentlichkeitswirksame Lösung geschaffen, aber die eigentlichen,<br />
darunter liegenden Probleme bleiben ungelöst. Hierzu<br />
zählt beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die<br />
bislang häufig zu Karrierebrüchen auf unteren Ebenen führt.<br />
Die Unternehmerin: Was wären aus Ihrer Sicht Stellschrauben, mit<br />
denen in Punkto Geschlechter-Diversity in den nächsten zehn Jahren<br />
positive Effekte in Aufsichtsräten erzielt werden können?<br />
Grundsätzlich glaube ich, dass die Entwicklung in die richtige<br />
Richtung geht. Nach meiner Wahrnehmung ist jedenfalls das<br />
Interesse, Top-Positionen mit Frauen zu besetzen, bereits heute<br />
sehr groß. Und beim jüngsten Treffen von Vorstandsassistenten<br />
der deutschen Wirtschaft waren die Hälfte der Teilnehmer<br />
Frauen. Das war vor kurzem<br />
noch anders. Darüberhinaus<br />
sehe ich wesentliche<br />
Stellhebel in Ihren Initiativen<br />
zur gezielten Qualifizierung<br />
von Kandidatinnen<br />
und zur Bildung eines weiblichen<br />
Kandidatenpools, die ich sehr begrüße. Daneben müssen<br />
aber auch grundlegende Dinge verbessert werden, wie die schon<br />
erwähnte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn so mehr<br />
Frauen Karriere machen und ins operative Top-Management aufsteigen<br />
können, wird automatisch der weibliche Kandidatenpool<br />
in zehn Jahren wesentlich größer sein.<br />
„Das Interesse, Top-Positionen<br />
mit Frauen zu besetzen,<br />
ist schon heute groß“<br />
Die Unternehmerin 01 i 2012 17