Tag des offenen Denkmals - Handwerkskammer Bremen
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Fotos: John Lund/Getty Images, ZWH<br />
Suchen, finden, binden<br />
Bewerbersuche und -auswahl. Wie spreche ich als Meister eines Handwerksbetriebs<br />
am besten Azubis mit Migrationshintergrund an? pa praxis aktuell<br />
hat einige Tipps für Sie zusammengestellt.<br />
Viele Handwerksunternehmen sind heutzutage bereit, Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />
eine Chance zu geben. Doch stellt sich für viele die Frage,<br />
wie sie diese Lehrlinge entdecken können, zumal Leistungsfähigkeit und -bereitschaft<br />
sich selten aus Schulnoten ableiten lassen.<br />
Sinnvoll bei der Suche nach dem Azubi ist, mit den Lehrern der sich bewerbenden<br />
Jugendlichen zu sprechen, um Stärken und Schwächen auszuloten.<br />
Auf der anderen Seite sollten Bewerber ruhig andere Referenzen (Engagement<br />
in Vereinen oder Ähnliches) nennen. Um sich dann ganz praktisch ein<br />
umfassen<strong>des</strong> Bild von dem Jugendlichen zu machen, ist ein Praktikum ein<br />
guter Weg. Hier können Kandidaten schwache Schulnoten durch Engagement,<br />
Aufgeschlossenheit und Einsatzwillen wettmachen. Über die Betriebliche Einstiegsqualifizierung<br />
fördert die Arbeitsagentur Maßnahmen finanziell. Infos<br />
gibt es unter www.arbeitsagentur.de > Unternehmen > Ausbildung > Ausbildungsvorbereitung<br />
> Einstiegsqualifizierung.<br />
Patenschaft. Einen Azubi zu finden, ist das eine, junge Menschen zu binden,<br />
das andere. Zwar gehört das Handwerk zu den Branchen, in denen Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund am häufigsten eine Ausbildung beginnen. Allerdings<br />
ist auf der anderen Seite auch die Quote der Abbrecher hoch. Vermieden<br />
werden kann das mit Paten oder Mentoren, die den Auszubildenden von<br />
Beginn an unter die Arme greifen. Sie bilden eine Schnittstelle zwischen Azubi,<br />
Ausbildungsbetrieb und Ausbildern. Mit diesen Lehrstellentandems können betriebliche<br />
Spannungen, Konflikte und Missverständnisse oder auch private Probleme<br />
oft rechtzeitig ausgeräumt werden.<br />
Informationen bietet das „Mentorenhandbuch – Stark durch die Lehre“ der<br />
Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk: www.zwh.de > Unser Angebot ><br />
Projekte > Xenos.<br />
nachgefragt:<br />
Hermann Röder ist Geschäftsführer der Zentralstelle für Weiterbildung<br />
im Handwerk (ZWH). Die zentrale Einrichtung für handwerkliche<br />
Bildungsstätten fördert die berufliche Qualifizierung.<br />
Die Verbesserung von Arbeitsmarkt- und Ausbildungschancen<br />
von Migranten steht auf der Agenda.<br />
Die Ausbildungsquote von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist<br />
niedrig, in den vergangenen Jahren sogar rückläufig. Warum?<br />
Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig können zugewanderte Familien die<br />
Chancen und die Bedeutung einer dualen Ausbildung nicht richtig einschätzen,<br />
aber auch sprachliche oder schulische Schwierigkeiten erschweren<br />
die Ausbildungsplatzsuche.<br />
Warum ist es trotzdem wichtig, dass sich das Handwerk um<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund bemüht?<br />
Trotz der Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt bleiben immer noch<br />
viele Migranten ohne Ausbildung und ohne anerkannten Berufsabschluss.<br />
Auf der anderen Seite blieben 2011 etwa 11 000 Ausbildungsplätze im Handwerk<br />
unbesetzt. Diese Lücke schließt sich nicht von allein. Die Nachwuchskräfte<br />
sicherung bleibt eine zentrale Herausforderung gerade für unsere<br />
Branche. Handwerkliche Tradition ist es, Jugendlichen mit unterschiedlichen<br />
schulischen, sozialen und kulturellen Hintergründen eine Ausbildungschance<br />
zu geben. Und wenn dies gelingt, profitieren alle davon:<br />
Betriebe erhalten Nachwuchs und Jugendliche eine qualifizierte Ausbildung<br />
im Handwerk.<br />
Wie kann ein Unternehmen Jugendliche mit Potenzial finden?<br />
Oft ist ein Praktikum eine gute Chance, damit Jugendliche ihre Fertigkeiten<br />
und ihr Potenzial unter Beweis stellen können. So können beide Seiten testen,<br />
ob sie zueinander passen. Erfahrungen aus dem Handwerk zeigen, dass<br />
gerade Jugendliche mit schlechteren Schulnoten in der praktischen Arbeit<br />
überzeugen und sich durch ihr Engagement eine Lehrstelle erkämpfen können.<br />
Wie können Jugendliche, denen die Ausbildungsreife fehlt, qualifiziert<br />
werden und wie können Unternehmen dazu beitragen?<br />
Jugendliche mit Startschwierigkeiten sind oftmals in ihrer Ausbildung erfolgreich,<br />
wenn berufserfahrene Paten sie begleiten. Der Senior Experten<br />
Service (SES) unterstützt beispielsweise Jugendliche während der Ausbildung.<br />
Die Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen<br />
aus Zuwandererfamilien (RAA) bieten sozialpädagogische Hilfe. Bei<br />
schulischen Problemen können ausbildungsbegleitende Hilfen in Anspruch<br />
genommen werden. Gerade in kleinen Betrieben lassen sich im direkten<br />
Gespräch zwischen Meister und Auszubildenden flexible Lösungen finden.<br />
Welche Ansätze sind Erfolg versprechend?<br />
Insbesondere die kontinuierliche Begleitung der Jugendlichen durch Mentoren<br />
hat sich in der Praxis sehr bewährt. Dieser Ansatz hat viele Namen:<br />
Mentoring, Patenschaft, Tandem, Senior Experten …<br />
@ hroeder@zwh.de