Swiss Medical Informatics SMI 69 - SGMI
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PROCEEDINGS ANNUAL MEETING 2010<br />
Universalansatz oder Plattformstrategie?<br />
Erfahrungen mit einem KIS-Rollout<br />
Jens Diele, Daniel Voellmy<br />
Informatik Inselspital, Universitätsspital Bern<br />
Summary<br />
Hospitals need an integrated electronic patient record to<br />
stay competitive. The project “Integrated patient record<br />
Inselspital Berne” (i-pdos) has the objective of supporting<br />
the medical and nursing operating processes by using<br />
ahospital information system. In November 2007, after a<br />
tender under WTO rules aproject master plan was established.<br />
The project was divided into three main steps and<br />
a subsequent stage “hospital-specific documentation”.<br />
Step 1has been accomplished, step 2isinthe roll-out,<br />
and step 3will follow in2011. In step one a“centralist”<br />
software approach was chosen, whilst in step two acustomer-oriented<br />
platform approachwas applied.The paper<br />
describes the project history, the two development procedures<br />
at the Inselspital Berne and points out the differences<br />
in the user acceptance aswell as some pitfalls in<br />
the process.<br />
Einleitung<br />
Ein Spital ohne einheitliche, vernetzte und computergestützte<br />
Dokumentation (Klinikinformationssystem, KIS)ist<br />
mittelfristig kaum mehr vorstellbar und wettbewerbsfähig.Das<br />
Projekt «integriertes Patientendossier Inselspital»<br />
(i-pdos) hat das Ziel, eine Unterstützung der medizinischen<br />
und pflegerischen Arbeitsabläufe mittels eines Klinikinformationssystems<br />
umzusetzen. Im November 2007<br />
wurde nach einer WTO-Ausschreibung der Entscheid zur<br />
Umsetzung des Projekts gefällt. Das Projekt wurde indrei<br />
Basisdossierstufen und eine nachfolgende Stufe «klinikspezifische<br />
Dokumentation» aufgeteilt. Stufe 1ist eingeführt,<br />
Stufe 2ist im Rollout, Stufe 3folgt ab 2011. DieEntwicklung<br />
der Funktionalitäten unterschied sich zwischen<br />
den ersten beiden Stufen. In der Stufe 1wurde ein «zentralistischer»<br />
Softwareentwicklungsansatz gewählt, in<br />
Stufe 2ein kundenorientierter Plattformansatz. Der Beitragbeschreibtdie<br />
Projekthistorie,die beidenverschiedenen<br />
Entwicklungsvorgehensweisen am Inselspital und<br />
zeigt die Unterschiede inder User-Akzeptanz sowie Stolpersteine<br />
im Prozess auf.<br />
Zielsetzungen<br />
Die Einführung von Informationssystemen, gerade in einem<br />
Universitätsspital, ist ein komplexes Projekt und führt<br />
zu Veränderungen im sozio-technischen System. Der Projekterfolg<br />
hängt unter anderem von der Benutzerfreundlichkeit,<br />
der Verbesserung der Arbeitssituation und den<br />
gewünschten Funktionen ab. Eine wichtige Rolle spielt<br />
das «Alltagserleben»der Software, dietägliche Arbeit mit<br />
Dokumentation, Organisation und Kommunikationsfunktionen.<br />
Wichtig ist daher der frühzeitige Einbezug der<br />
User, da die Software in bereits optimierte Behandlungsprozesse<br />
und weitere Handlungsfelder der User implementiert<br />
wird [1, 2]. Im Inselspital bedeutet dies, dass<br />
32 Kliniken, 200 ambulante Fachabteilungen und mehrere<br />
Hundert Ärzte und Pflegende in die Vernehmlassung und<br />
Spezifikation von neuen Softwarebestandteilen einbezogen<br />
werden müssten. Bei einer definierten Rollout-Dauer<br />
von wenigen Jahren ist dies nicht realisierbar.Aus diesem<br />
Grund wurden innerhalb der bisherigen Projektlaufzeit<br />
zwei verschiedene Softwareentwicklungs-Vorgehensweisen<br />
gewählt, um eine schnelle Ausbreitung der Software<br />
am Spital zugewährleisten. Ein Ansatz wurde mit einem<br />
Universaldossiergewählt (Planwirtschaft),der zweite Ansatz<br />
mit einem marktwirtschaftlichen Ansatz, in dem eine<br />
Plattformstrategie zur Entwicklung eines neuen Moduls<br />
gewählt wurde. Beide Varianten wurden gewählt, um einen<br />
schnellen Projektfortschritt sicherzustellen.<br />
Material und Methoden<br />
Zu Beginn des Projekts im November 2007 wurde für die<br />
erste Basisdossierstufe das Universaldossier definiert.<br />
Dabei wurden die Funktionalitäten, Prozesse und Umsetzungsvarianten<br />
fürdie Einführung der allgemeinenstationären<br />
Dokumentation in 24 Kliniken festgelegt. Grundlage<br />
für die Entwicklung des Universaldossiers war die Einholung<br />
der damaligen Dokumentation am Inselspital<br />
durch Zusendung von Berichten, Anamnesebögen und<br />
weiteren Vorlagen, zumeist auf Papier. Diese wurden auf<br />
Gemeinsamkeiten der Dokumentation hin analysiert. Intensiv<br />
begleitet wurde dieser Prozess von den Benutzervertretern<br />
(Userboard), welche den für eine initiale Nutzung<br />
des Patientendossiers erforderlichenMindestumfang<br />
mitdefinierte. Dabei war es wichtig, den «gemeinsamen<br />
Nenner» fürdie unterschiedlichen medizinischenDisziplinenzufinden,<br />
um einefür alle Anwender der verschiede-<br />
Korrespondenz:<br />
Daniel Voellmy<br />
Leiter Service Center Medizinische Applikationen<br />
Inselspital, Universitätsspital Bern<br />
Direktion Dienste, Bereich Informatik<br />
Freiburgstrasse<br />
CH-3010 Bern<br />
daniel.voellmy@insel.ch<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Medical</strong> <strong>Informatics</strong> 2010; n o <strong>69</strong><br />
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