Swiss Medical Informatics SMI 69 - SGMI
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ZweiweitereKategorien (Körperpflege/Kleidung und Ausscheidung)<br />
zeigen zudem relevante Abweichungen gegen<br />
unten in Bezug zur manuellen Erfassung von 2008. Dies<br />
dürfte unter anderem durchden eher retrospektiven Charakter<br />
dieser beiden Kategorien begründet sein: Die Planung<br />
wird in diesem Bereich oft nicht vorgenommen (im<br />
Gegensatz zur retrospektiven Leistungserfassung), und<br />
zudem ist die Ableitung der korrekten Leistung bei der<br />
schlichten Dokumentation z.B. einer Ausscheidung nicht<br />
ganz trivial (wenn sie jederzeitkorrekt sein soll) und wurde<br />
in der Phase 2auch noch nichtumgesetzt(so kann z.B. anhand<br />
der Dokumentation eines Stuhlgangs vom System<br />
nicht abgeschätzt werden, welchen Unterstützungsgrad<br />
der Patient benötigte).Auf der anderenSeite werden Massnahmen,<br />
diedurch die Automatisierung sicher eher bevorteilt<br />
werden(allen vorab dieMedikation, aber auchLaborproben,<br />
Sicherheitsmassnahmen und Berichte), zum Teil<br />
erheblichbesser dokumentiertals bisher.Das kann sicher<br />
verstärkt werden durch die Häufigkeit der Handlung (gerade<br />
im Fallder Medikation) und damitder im bisherigen<br />
System eher unterschätzten Leistung, andererseits auch<br />
an der lückenlosen Erfassung dank der vollständigen elektronischen<br />
Akte.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mit einem<br />
pragmatischen, zielorientierten Ansatz der Automatisierung<br />
über alle Kliniken hinweg annähernd 90% der bisher<br />
durch die Pflege erfassten LEP-Leistungen ohne jegliche<br />
Zusatzarbeit der Pflege aus der Patientenakte erfasst werden<br />
können. Dabei besteht Spielraum für die ergänzende<br />
Erfassung durch eine weitergehende Automatisierung<br />
odersogar durcheine gezielte(z.B. Gespräche)Erfassung<br />
durch die Pflege. Die Automatisierung hatimVergleichzur<br />
bisherigen Erfassungspraxis zudem den Vorteil, dass sie<br />
vollständig Erfasser-unabhängig und für alle Stationen<br />
gleich funktioniert, was die Aussagekraft sowohl Spitalgruppen-intern<br />
als auch gegenüber anderen Spitalgruppen<br />
erhöht.<br />
DieUntersuchung hat einige Limitationen. Erstens wurde<br />
zusammen mit der Umstellung auf die Massnahmenplanung<br />
aucheine aktuellere Versiondes LEP-Kataloges eingeführt,<br />
was in Teilbereichen inhaltliche Änderungen mit<br />
sich brachte und somit einen direktenVergleichder Kategorien<br />
erschweren könnte. Zweitens wurde die bisherige<br />
Erfassungals Standard gesetztund dieautomatisierteErfassungandiesen<br />
Wertengemessen; dabei ist zu beachten,<br />
dass die bisher manuell erfolgte Erfassung durchaus manipulierbarwar<br />
und der Standard dementsprechend nicht<br />
PROCEEDINGS ANNUAL MEETING 2010<br />
als fixe Einheit betrachtet werden kann. Allerdingszeigen<br />
die Vergleiche zu früheren Jahren, dass in den einzelnen<br />
Kategorien und über dieAbteilungen die Werte im Grossen<br />
und Ganzenstabilwaren und der Einfluss der Willkür damit<br />
zumindest konstant, wenn nicht irrelevant sein dürfte.<br />
Drittens wurdefür die Analysevon 2010 kein vollständiges<br />
Kalenderjahr ausgewertet, sondernnur die bisher erfassten3Monate.<br />
Da jedocheine stattliche Anzahlvon Leistungen<br />
und Pflegetagen erfasst wurdeund dieZahlen prorata<br />
sehr gut mit den Vorjahren korrelieren, kann diese Teilauswertung<br />
alsrepräsentativ betrachtet werden. Viertens<br />
wurde bewusst nicht die maximal mögliche Zusatzparametrierung<br />
für die Automatisation gewählt, sondern nur<br />
die wichtigsten und vorallem eindeutigdefinierbaren Entitäten;<br />
dieser Umstand lässt die erreichten Quoten eher<br />
als unterbewertet erscheinen.<br />
Konklusion<br />
Durch die pragmatische Automatisierung der Pflegeleistungserfassung<br />
aus der elektronischen Patientenakte können<br />
im Durchschnitt 88% der bisher erfassten Leistungen<br />
dokumentiert werden. Dabei zeigt sich einerseits ein gewaltiges<br />
Einsparpotential bei direkter Arbeit der Pflegefachpersonen<br />
und andererseits ein weiterhin bestehendes<br />
Potential, die Automatisierung noch zu erweitern. Wenn<br />
hingegen die reine Auswertung der geplanten Pflegemassnahmen<br />
betrachtet wird,ergibt sich lediglich ein Prozentsatz<br />
von 33% der bisher manuell erfassten LEP-Leistungen,<br />
was als absolutungenügend zu betrachten ist und die<br />
Divergenz zwischen gezielt geplanten Massnahmen und<br />
erbrachten Leistungen aufzeigt.<br />
Die Einheitlichkeit der Automatisierung ergibt damit ein<br />
kongruentes Abbild der bisher manuell erfassten Pflegeleistungen,<br />
vermag direkte Erfassungsarbeit zuverhindernund<br />
ermöglicht jederzeiteinenstandardisierten Vergleich<br />
aller Stationen, Kliniken und Standorte.<br />
Literatur<br />
1Fauss-HardyB.Automatedpatient careactivity records: Newdimensions<br />
in patient care. Healthcare <strong>Informatics</strong>. 1991;8(12):pp.46–8.<br />
2Brosziewski A, Brügger U. Zur Wissenschaftlichkeit von Messinstrumenten<br />
im Gesundheitswesen: Am Beispiel der Methode LEP. Pflege 2001;<br />
14;59–66. Hans Huber Verlag Bern, 2001.<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Medical</strong> <strong>Informatics</strong> 2010; n o <strong>69</strong><br />
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