Swiss Medical Informatics SMI 69 - SGMI
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kardialen Variabilitätsanalysehandelt es sichumdie HRV<br />
und BPV.<br />
Herzratenvariabilität<br />
In den letzten Jahren wurde eineVielzahlvon Parametern<br />
entwickelt, wobei einige davon durch die «Task Force of<br />
the European Society of Pacing and Electrophysiology» als<br />
Standard vorgeschlagen wurden [6]. Grundsätzlich wird<br />
zwischen Analysen im Zeit- und Frequenzbereich unterschieden.<br />
Analysen im Zeitbereich<br />
Die Grundlage der Analyse imZeitbereich bildet die Aufnahme<br />
der lückenlosen NNI-Zeitreihen. Die Parameter<br />
werden mit Hilfe statistischer Aufbereitung aus den gefilterten<br />
NNI-Zeitreihen gewonnen.<br />
Die von der Task Force empfohlenen Parameter sind:<br />
– HRV_i: Integral der Dichteverteilung (Anzahl aller NNI<br />
dividiertdurch das Maximum [Höhe] der Dichteverteilung)<br />
– meanNN: Mittelwert der NNI<br />
– sdNN: Standardabweichung der NNI<br />
– sdaNN5: Standardabweichung aller über 5Minuten gemittelten<br />
NNI<br />
– rmssd: Quadratwurzel des quadratischenMittelwertes<br />
der Summe aller Differenzen zwischen benachbarten<br />
NN-Intervallen<br />
– pNN50: relativer Anteil aufeinanderfolgender NN-Intervalle,<br />
die mehr als 50ms voneinander abweichen<br />
Mit dem Plugin «CardioAnalysis» werden zusätzliche Parameter<br />
berechnet wie bspw.der Variationskoeffizient, die<br />
Renyi- und Shannon-Entropie oder die Standardabweichung<br />
des Mittelwertes innerhalb unterschiedlicher Zeitintervalle.<br />
Analysen im Frequenzbereich<br />
Die Frequenzanalyse der HRV basiert auf der Periodizität<br />
der Regelsysteme, und untersucht die Häufigkeit der auftretenden<br />
Frequenzen in unterschiedlichen Frequenzbändern.<br />
Damitkönnen zusätzliche Informationen gewonnen<br />
werden, die inder Zeitbereichsanalyse nicht erfasst werden,<br />
wie bspw. die Herzfrequenzschwankung über die<br />
Dauer einer Periode.<br />
Durcheine Unterteilung in Frequenzbänderwird einegenauere<br />
Aussage über autonome Einflüsse auf den Sinusknoten<br />
möglich. Anteile hoher Frequenzen charakterisieren<br />
eine vagale Prägung und Anteile niedriger Frequenzen<br />
zeigen den sympathischen Einfluss auf den Sinusknoten<br />
auf. Durch die Spektralanalyse werden somit Aussagen<br />
über sympathische und parasympathische Efferenzen und<br />
die Sinusaktivität möglich.<br />
Bei der HRV-Quantifizierung werden drei typische Höchstwerte<br />
beschrieben, ersterer im Rhythmusder Atmung entsprechend<br />
der Sinusarrhythmie bei 0,2 Hz, zweiterer in<br />
Bezug zur Regulation des arteriellen Blutdrucks bei 0,1 Hz<br />
und der drittebei 0,004 Hz verbunden mit der peripheren<br />
vasomotorischen Regulation. DieFrequenzbänderkönnen<br />
somit den unterschiedlichen Anteilen des autonomen Nervensystems<br />
zugeordnet werden.<br />
PROCEEDINGS ANNUAL MEETING 2010<br />
Die Frequenzbereichs-Analyse wird mittels dem mathematischen<br />
Verfahren der Fast Fourier Transformation<br />
(FFT) durchgeführt.<br />
Die Anteile der Frequenzbänder resp. deren Parameter:<br />
Tabelle 1<br />
Frequenzbereichsparameter der HRV-Analyse.<br />
Parameter Bezeichnung Leistungen im Frequenzbereich<br />
ULF ultra low frequency Von 0Hzbis 0,0033 Hz in ms²<br />
VLF very low frequency Von 0,0033 bis 0,04 Hz in ms²<br />
LF low frequency Von 0,04 bis 0,15 Hzinms²<br />
HF high frequency Von 0,15 bis 0,4 Hz in ms²<br />
P total power Gesamtspektrum (0 bis 0,4 Hz) in ms²<br />
Aus den berechneten Frequenzbändernwerden zusätzlich<br />
folgende Parameter gebildet:<br />
– als Normierung zum Gesamtspektrum<br />
‘ULF/P’, ‘VLF/P’, ‘LF/P’, ‘HF/P’<br />
‘ULF+VLF/P’, ‘ULF+VLF+LF/P’<br />
– als Summe der Frequenzbänder<br />
‘ULF’, ‘VLF’ und ‘LF’<br />
‘UVLF’<br />
Blutdruckvariabilität<br />
Zur Analyse des systolischen und diastolischen Blutdruckes<br />
werden sowohl zur Zeitbereichs- als auchFrequenzbereichsanalyse<br />
dieselben Methoden angewandt wie zur<br />
HRV. Einzig auf die Parameterindenen dieDruckdifferenzen<br />
grösser als 50 mm Hg betragen wurde verzichtet, da<br />
die Variabilität des Blutdruckes weitaus begrenzter ist.<br />
Multivariate Analyseverfahren<br />
In multivariatenVerfahren werden mehrdimensionale Zufallsgrössen<br />
untersucht. Dieses Verfahren wird in der Analyse<br />
mit den beiden Kenngrössen systolischer Blutdruck<br />
und Herzratenintervall (NNI)zur Betrachtungder Barorezeptorsensitivität<br />
angewandt.<br />
Barorezeptorsensitivität<br />
Vereinfacht kann das Regulationsverhalten der Barorezeptoren<br />
folgendermassen dargestellt werden:<br />
Blutdruckanstieg 3 Frequenzabfall<br />
Blutdruckabfall 3 Frequenzanstieg<br />
Aus dem Wissen dieser Relation kann dieBRS (BRS =NNI/<br />
BP)berechnet und infolgedessen auf diesympathische und<br />
vagale Steuerung der Herztätigkeit geschlossen werden.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass diespontane BRS als<br />
wichtiger Marker zur Risikostratifizierung u.a. für Postinfarktpatienten<br />
[7] und bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit<br />
und Linksherzinsuffizienz [4] dient.<br />
Ebenso wird bei Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie<br />
eine signifikant niedrigere BRS nachgewiesen als bei<br />
Gesunden [5].<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Medical</strong> <strong>Informatics</strong> 2010; n o <strong>69</strong><br />
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