PDF Öffnen - Biokreis
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bn_3_11.qxp 01.06.2011 10:16 Seite 21<br />
Was die Kinkers sonst noch so treiben:<br />
Fernseheltern spielen<br />
Für die Fernsehsendung „Die strengsten<br />
Eltern der Welt“ haben sich die<br />
Kinkers im Februar 2010 bereit erklärt,<br />
zwei pubertierenden und schwierigen<br />
Mädchen aus der Großstadt eine<br />
Woche lang ein stabiles Familienleben<br />
zu bieten – vor laufender Kamera. „Wir<br />
wollten Marie und Beverly helfen“,<br />
erzählt Franz Kinker. Doch das war gar<br />
nicht so einfach. Mit allen Mitteln<br />
wehrten sich die Mädchen, sich einzugliedern,<br />
erst zum Schluss wurden sie<br />
weich. „Zum Film gekommen“ sind die<br />
Kinkers schon 2001, als auf ihrem Hof<br />
der schönen Lage wegen ein Werbespot<br />
für Hipp gedreht wurde. Im vergangenen<br />
Jahr war der Berghof auch in<br />
einem Almette-Spot zu sehen. Warum<br />
die Kinkers mitmachten? „Weil es eine<br />
persönliche Herausforderung ist und<br />
gut für unser Image. Und weil es interessant<br />
ist, die Filmwelt kennen zu lernen“,<br />
erklärt Franz Kinker.<br />
Wie alles anfing –<br />
zu Bio wurden sie überredet<br />
Auf ökologischen Landbau stellte das<br />
Paar im Jahr 1999 zwar eigentlich nur<br />
um, weil die Molkerei Scheitz Milchlieferanten<br />
suchte und der Nachbar, ein<br />
Biobauer, gute Überredungskünste<br />
besaß. Doch mittlerweile sind sie überzeugte<br />
Biobauern, und auch die eigene<br />
biologische Ernährung ist ihnen wichtig<br />
geworden. Bis 2006 waren sie bei<br />
einem anderen Bioverband, nach dem<br />
Auseinanderbrechen der GbR wurden<br />
Impressionen<br />
sie Mitglied beim <strong>Biokreis</strong>.<br />
Wie es mit der Energieversorgung<br />
aussieht – So gut wie autark<br />
Der ökologische Gedanke schlägt sich<br />
auch der Energieversorgung nieder:<br />
Für Waschmaschinen und Toiletten<br />
wird Regenwasser verwendet, ein<br />
Sonnenkollektor sorgt für Warmwasser.<br />
Strom wird seit 2009 von einer<br />
Photovoltaik-Anlage erzeugt und ins<br />
Netz eingespeist. Den Zukauf von<br />
Elektrizität möchte der Betriebsleiter<br />
auf zertifizierte regenerative Energien<br />
umstellen, sobald die Verträge auslaufen.<br />
Das Wohnhaus und das<br />
Austragshaus werden seit zwölf Jahren<br />
mit einer Hackschnitzelheizung<br />
erwärmt, damals eine der ersten dieser<br />
Anlagen in der Region. Das<br />
Brennmaterial stammt aus dem eigenen<br />
Wald. „Nur Diesel und Kraftfutter<br />
müssen wir kaufen“, sagt Franz Kinker.<br />
Welche Ziele sie noch haben –<br />
Coachings für Manager<br />
Er kann sich auch vorstellen, mit<br />
Experten zusammen Coachings für<br />
Geschäftsleute anzubieten – und diese<br />
zurück zur Ursprünglichkeit der<br />
Lebensmittelproduktion zu führen.<br />
„Manche Urlaubsgäste kommen hier<br />
total fertig an. Sie erzählen, dass sie<br />
zwar tolle Jobs haben, sich aber überfordert<br />
und ausgenutzt fühlen. Nach<br />
ein paar Tagen auf dem Hof geht es<br />
ihnen besser“, berichtet Irmgard<br />
Kinker. Dazu soll bald auch ein neuer<br />
Wellness-Bereich beitragen, den ihr<br />
Ährlich bio! <strong>Biokreis</strong><br />
Mann bauen will. Um jederzeit gut auf<br />
die Feriengäste eingehen zu können,<br />
dürfe die Landwirtschaft eine bestimmte<br />
Größe nicht überschreiten, erklärt er.<br />
Welche Werte wichtig sind –<br />
Glaube und Bodenständigkeit<br />
Neben einer ökologischen Lebensweise<br />
spielt vor allem für Irmgard Kinker der<br />
Glaube an Gott eine große Rolle. „Das<br />
Gebet gibt mir Ruhe und Kraft, um das<br />
zu schaffen, was mir wichtig ist“,<br />
erklärt sie. Die christlichen Werte<br />
geben sie und ihr Mann auch an ihre<br />
Kinder weiter.<br />
Tochter Katrin (15) tendiert beruflich in<br />
Richtung Hotelfach, Sohn Thomas (17)<br />
lässt sich zum Mechatroniker ausbilden.<br />
„Vielleicht setzt er ja noch eine<br />
landwirtschaftliche Lehre drauf“, hofft<br />
Franz Kinker, betont aber: „Wir hinterlassen<br />
den Kindern keine Schulden und<br />
erlegen ihnen keine Zwänge auf.“<br />
Lieber halten sie die Landwirtschaft<br />
überschaubar. „Das Wichtigste ist, dass<br />
es meiner Familie, den Feriengästen<br />
und den Tieren gut geht“, findet<br />
Kinker. Und eines will er sicher nicht:<br />
Seine Flächen an einen Golfclub verkaufen.<br />
Vor ein paar Jahren hatte er diese<br />
Gelegenheit – und angesichts der<br />
großen Summe, die ihm geboten wurde,<br />
durchaus gehadert, was er nun tun<br />
sollte. Doch er entschied sich für die<br />
Landwirtschaft – und für die<br />
Feriengäste. „Ein gutes Maß an<br />
Bescheidenheit ist viel Wert“, sagt<br />
Franz Kinker.<br />
Am Berghof Kinker dürfen die Feriengäste und Kinder fleißig mit anpacken, ob es um das Füttern der Milchkühe geht, oder um das Hereinholen eines<br />
Kälbchens von der Weide. Damit es im Hof weniger staubt, möchte Franz Kinker die Einfahrt noch teeren lassen. Ährlich bio!-Beauftragte Eva Schuster<br />
vergab die Punkte für den Wettbewerb.<br />
BioNachrichten 3 | Juni/Juli 2011 21