PDF Öffnen - Biokreis
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n_3_11.qxp 01.06.2011 10:24 Seite 33<br />
Sonne zu schützen, werden um die<br />
Felder herum Hecken mit verschiedensten<br />
Bäumen und Sträuchern angelegt.<br />
Mehrjährige Baumkulturen (Nutzhölzer)<br />
und landwirtschaftliche Nutzpflanzen<br />
(einjährig) werden auf derselben<br />
Fläche integriert. Die Bäume werden<br />
in Reihen gepflanzt, in den<br />
Zwischenräumen werden Nutzpflanzen<br />
angebaut. Die Abstände dazwischen<br />
sind zwischen drei und zehn Meter<br />
lang. Agroforst stabilisiert den Wasserhaushalt;<br />
die Bäume erzeugen Schatten,<br />
beugen Erosion vor und helfen,<br />
Überschwemmungen zu vermeiden. Sie<br />
ermöglichen eine große Artenvielfalt<br />
für ein stabiles Ökosytem und höhere<br />
Erträge.<br />
Allerdings erfordert Agroforst eine<br />
intensive Beschäftigung mit dem<br />
Thema, unter anderem mit Aufzucht,<br />
Baumschnitt, Fälltechnik. Verhältnismäßig<br />
kleine Mengen bedeuten auch<br />
einen erhöhten Arbeitsaufwand. Zielsetzung<br />
ist es auch, durch sorgfältige<br />
Wahl der Fruchtfolge den Boden immer<br />
von Pflanzen bedeckt zu halten und<br />
eine Bodenbearbeitung so schonend<br />
wie möglich durchzuführen. Damit sollen<br />
eine Störung des Bodenlebens und<br />
Nährstoffabbau vermieden werden. Bei<br />
der Fruchtfolge wechseln sich im Anbau<br />
Starkzehrer mit Leguminosen wie<br />
Klee, Bohnen, Erbsen, Erdnüsse ab.<br />
Ein sorgfältiges Wassermanagement<br />
bringt die optimale Menge Wasser<br />
dahin, wo es am sinnvollsten für die<br />
Pflanze und das Bodenleben ist. So<br />
kann man die Pflanzen dazu „erziehen“,<br />
mit ihren Wurzeln tiefer zu<br />
gehen, das heißt mehr Wurzelmasse<br />
auszubilden, indem man mehr Wasser,<br />
aber dafür weniger oft zugibt. So muss<br />
die Pflanze mit ihren Wurzeln dem<br />
Wasser nachgehen, erschließt damit<br />
den Boden tiefer und baut ihn auf.<br />
In Sekem schützen Bäume die Felder vor Sonne und Wind: Auf dieser<br />
Agroforstfarm, die seit 33 Jahren besteht, wird bodennah bewässert.<br />
Einnahmen durch<br />
Handel mit Zertifikaten<br />
Für Sekem hat der Kompost jedoch<br />
nicht nur eine lebensgebende Kraft. Er<br />
dient auch dem Klimaschutz und<br />
dadurch auch als zusätzliche Einnahmequelle<br />
durch den CO2-Zertifikatehandel.<br />
Organische Abfallprodukte<br />
werden in Ägypten normalerweise zum<br />
allgemeinen Müll geworfen. Zusammen<br />
mit anderen Abfällen entstehen<br />
Methangase, welche bis zu 24 Mal klimaschädlicher<br />
sind als CO2. Weil der<br />
Kompostierungsprozess einer anerkannten<br />
Methodologie der Klimawandelrahmenkonvention<br />
der Vereinten<br />
Nationen entspricht, kann Sekem sich<br />
die Emissionsersparnisse durch den<br />
TÜV zertifizieren lassen. Am Ende dieses<br />
Zertifizierungsprozesses steht ein<br />
Bericht, der über die gesparte CO2-<br />
Menge der Sekem-Kompostierung<br />
informiert. Im Jahr 2009/2010 hat<br />
Sekem dadurch rund 90.000 Tonnen<br />
CO2 eingespart. Diese CO2-Ersparnisse<br />
in Tonnen sind so genannte<br />
Verifizierte Emissionsreduktionen, welche<br />
zu verschiedenen Preisen auf dem<br />
Emissionsmarkt verkauft werden. Einer<br />
von verschiedenen Zertifikattypen über<br />
die geprüfte Vermeidung einer bestimmten<br />
Menge CO2-Ausstoß ist VER<br />
(Verified Emission Reductions). Der<br />
Preis dafür liegt je nach Projekt zwischen<br />
12 und 24 Euro je Tonne.<br />
„Die Natur hat immer Recht“<br />
Die Humuswirtschaft erfordert, über<br />
bisherige Ökolandbaumethoden hinaus<br />
zu denken und bekannte Landnutzungssysteme<br />
und Bewirtschaftungsmethoden<br />
zu verändern, bzw. diese an<br />
der Natur zu orientieren. Daraus werden<br />
sich neue Landnutzungssysteme<br />
(Agroforst- und Mischkultursysteme)<br />
entwickeln, die die Trennung zwischen<br />
Mischkultur zum Humusaufbau in der Steiermark:<br />
Sonnenblume, Leguminose u. Wicke.<br />
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und<br />
Gemüsebau überwinden, da sie ökonomisch<br />
und ökologisch effizienter sind.<br />
Eine multifunktionale, unabhängige,<br />
bedarfsgerechte und nachhaltige Landund<br />
Forstwirtschaft stellt das Rückgrat<br />
der Gesellschaft dar, und sie gilt es<br />
weiter zu entwickeln. Wir brauchen<br />
ein neues Verständnis von Natur und<br />
müssen bewusster wahrnehmen. So<br />
werden wir schneller verstehen, wie<br />
Natur funktioniert. Die Natur ist immer<br />
einfach, so wie die wichtigen Dinge<br />
immer einfach sind; nur die einfachen<br />
Dinge im Leben sind oft so schwer.<br />
Abschließend sei das Zitat von Goethe<br />
erwähnt, der da sagt.<br />
„Verfälscht ist alles, was sich von der<br />
Natur entfernt. Die Natur hat immer<br />
Recht. Die Fehler und Irrtümer sind<br />
immer des Menschen.<br />
Bakk. Birgit Birnstingl-Gottinger ist<br />
Biobäuerin aus der Steiermark und<br />
Inhaberin der Agentur AKREMI,<br />
Consulting für Erneuerbare Energie,<br />
Beratung, Forschung und Konzeptplanung.<br />
Sie ist außerdem Gründerin<br />
der ARGE Kreislaufwirtschaften mit<br />
Mischkulturen, Geschäftsführerin der<br />
Sekem Energy GmbH (Consultingbüro<br />
für nachhaltige Energiesystemlösungen),<br />
stellvertretende Obfrau des Öko-<br />
Clusters (eines gemeinnützigen Vereins<br />
im Bereich Erneuerbare Energien in<br />
Österreich) sowie Leiterin der ARGE<br />
Energieschaustraße (Exkursionsmanagement<br />
und Bewusstseinsbildung im<br />
Bereich erneuerbare Energietechnologien).<br />
Gehören hier ebenfalls zusammen:<br />
Bioraps und Mohn.<br />
BioNachrichten 3 | Juni/Juli 2011 33<br />
Serie Biowelt