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kreisteil - CDU Kreisverband Rottweil

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Topthema Bildung KREISTEIL<br />

Jochen Schwarz:<br />

Ja zur Zukunft – Nein zur „Gemeinschaftsschule“<br />

Wir könnten es uns einfach machen. Das<br />

baden-württembergische Schulsystem ist<br />

gut. Das ist erwiesen und bekannt. Bestehende<br />

Mängel etwa im Bereich der<br />

Sprachförderung oder bei der sozialen Betreuung<br />

waren erkannt. Unterstützungsstrukturen<br />

wurden geschaffen. Wir waren<br />

weiter auf einem guten Weg. Das könnten<br />

wir einfach und richtig sagen. Das weiß<br />

auch jeder.<br />

Doch was geschieht? Die grün-rote Landesregierung<br />

schafft unser vorbildliches<br />

Schulsystem ab. In aberwitzigem Aktionismus<br />

wird eine „Lernkultur“ installiert, auf<br />

die weder Lehrer, noch Eltern, noch die<br />

Schulträger, noch die Arbeitgeber, am wenigsten<br />

die Schüler vorbereitet sind.<br />

Wo bleibt der Aufstand der Betroffenen?<br />

Warum regt sich kein Widerstand, wenn<br />

die Zukunft unserer Kinder, die Sicherheit<br />

der Gesellschaft und unser aller Wohlstand<br />

auf dem Altar sozialistischer Ideologie<br />

geopfert wird? Sind den Baden-Württembergern<br />

Juchtenkäfer, Gelbbauchunke<br />

und Platanen wichtiger als ihre Kinder?<br />

Ja, ich warne<br />

● die Gemeinden: „Gemeinschaftsschulen“<br />

im Sinne der momentanen Landesregierung<br />

funktionieren nur als Schulzentren<br />

von beträchtlicher Größe. Es<br />

geht um die Zentralisierung des Schulwesens.<br />

Der Klassenteiler von 28 Schülern<br />

pro Jahrgang bedeutet, dass es wegen<br />

der vorgeschriebenen Zweizügigkeit<br />

mindestens 29 Schüler im Ort geben<br />

muss, die sich für diese Schulart<br />

entscheiden. Schulkooperationen zwischen<br />

zwei Schulstandorten sind nicht<br />

erlaubt, denn das würde dem jahrgangsübergreifenden<br />

Konzept widersprechen.<br />

Das bedeutet z.B. für meine<br />

Gemeinde Deißlingen (die größte Gemeinde<br />

im Kreis <strong>Rottweil</strong> mit ca. 6.000<br />

Einwohnern), dass wir unsere Schule<br />

schließen müssen. Eine Beibehaltung<br />

der bisherigen Kooperation als Hauptund<br />

Werkrealschule Deißlingen-Niedereschach<br />

müsste in Konkurrenz zu<br />

den umliegenden „Gemeinschaftsschulen“<br />

treten. Das ist hinsichtlich der personalen<br />

und infrastrukturellen Bevorzugung<br />

der „Gemeinschaftsschulen“<br />

aussichtslos. Eine Weiterentwicklung<br />

der Schule im Ort ist ein nicht verantwortbares<br />

finanzielles Risiko. Die Arbeitsgruppe<br />

der Landesregierung, die<br />

einen Beteiligungsplan des Landes an<br />

den kommunalen Investitionen erarbeiten<br />

soll, gibt es noch nicht. Erste Ergebnisse<br />

werden nicht vor 2015 erwartet.<br />

<strong>Rottweil</strong> 4/2012 >>> Seite 6<br />

Bis dahin sollen die Kommunen in Vorleistung<br />

treten.<br />

● die Schulleitungen und die Kollegien:<br />

Der Lehrerberuf wird vollkommen neu<br />

definiert. Aus Lehrern werden „Lernbegleiter“<br />

oder einfach „Experten“. Wie<br />

schön sind die Werbebilder, die eifrig<br />

lernende Kinder in Kleingruppen zusammen<br />

arbeitend zeigen, während der<br />

Lehrer (?) im Hintergrund in Interviews<br />

davon schwärmt, wie schön doch sein<br />

Jochen Schwarz spricht Klartext: Sind uns<br />

Juchtenkäfer, Gelbbauchunke und Platanen<br />

wichtiger als unsere Kinder? Das darf<br />

nicht wahr sein!<br />

Berufsleben geworden ist. Doch das<br />

Bild täuscht eine Lernwelt vor, die ausschließlich<br />

in schulfernen Ideologenköpfen<br />

existiert. „Individualisiertes Lernen“<br />

erfordert ein hohes Maß an außerfachlichen<br />

sozialen Kompetenzen der<br />

Lehrer und der Schüler. Es geht tatsächlich<br />

um eine (heute schon entwickelte<br />

und durchaus sinnvolle) Ergänzung des<br />

konventionellen Unterrichtens, es geht<br />

jedoch nicht um dessen Ersatz. Es gibt<br />

bisher nicht eine einzige Schule, nicht<br />

ein einziges Kollegium im Land, das in<br />

Gesamtheit über eine oberflächliche<br />

Anwendung dessen, was einmal als<br />

„selbstorganisiertes Lernen“ oder „Lernen<br />

als selbstgesteuerter Prozess“ entwickelt<br />

wurde, hinausgehen kann. Die<br />

Schulen im Land waren, sind und bleiben<br />

sehr gut. Es darf nicht sein, dass<br />

sich Schulen, Lehrer und Schulmitarbeiter<br />

plötzlich in der Art abqualifizieren<br />

lassen, als hätten sie bisher nicht hervorragende,<br />

engagierte und soweit irgend<br />

möglich individuell ausgerichtete<br />

Arbeit geleistet.<br />

● die Eltern: Was die Schulen und die Lehrer<br />

nicht leisten können, das kann Ihren<br />

Kindern nicht zugutekommen! Eine<br />

Schulideologie macht keinen guten Unterricht.<br />

Aufgesetzte Begeisterung ersetzt<br />

nicht die Qualität. Lehrer sind<br />

Profis. Sie kennen Ihre Kinder im Bereich<br />

des Lernens und der Schule am<br />

besten. Deshalb tun Eltern gut daran,<br />

auf die Grundschulempfehlung der<br />

Lehrer zu vertrauen und den Kindern<br />

späteren Frust zu ersparen. Das differenzierte<br />

Schulsystem hat sich bewährt.<br />

Die Durchlässigkeit ist je nach<br />

individuellem Leistungsstand gewährleistet.<br />

Es gibt nichts, was die „Gemeinschaftsschule“<br />

einer gut geführten herkömmlichen<br />

Schule voraus hat. Dabei<br />

galt und gilt weiterhin: Das Glück eines<br />

Menschen beginnt nicht mit dem Abitur.<br />

Das der „Gemeinschaftsschule“ innewohnende<br />

Versprechen des „höchstmöglichen<br />

Schulabschlusses“ ist ein<br />

leeres Versprechen. Über Jahre hinweg<br />

keine Noten zu vergeben und jedem<br />

Schüler das 10. Schuljahr zu ermöglichen<br />

ist keine Garantie, den jungen<br />

Menschen fit für seine Zukunft zu machen.<br />

Den für jeden Schüler geeigneten<br />

Schulabschluss in Verbindung mit der<br />

angemessenen messbaren Qualifikation<br />

gewährleistet ausschließlich das differenzierte<br />

Schulsystem.<br />

● die Arbeitgeber: Wir leben vom Handwerk<br />

und von der mittelständischen Industrie.<br />

Der bevorstehende Facharbeitermangel<br />

bedroht unseren Wohlstand.<br />

Wir haben bisher hervorragende junge<br />

Leute über den Hauptschulabschluss<br />

und eine fundierte duale Ausbildung<br />

für die Betriebe gewonnen. Der ländliche<br />

Raum lebt von diesen jungen Menschen,<br />

die hier bleiben, hier arbeiten,<br />

hier Familien gründen, hier gesellschaftlich<br />

engagiert sind, die hier<br />

glücklich werden. Geschenkte „höhere“<br />

Abschlüsse (vgl. die Erfahrungen in<br />

Sachsen mit dem „Gemeinschaftsschul“-Versuch<br />

und den einhergehenden<br />

Qualitätsverlusten) führen nicht zu<br />

höherem Glück. Wer der „Gemeinschaftsschule“<br />

das Wort redet, muss die<br />

Frage beantworten, woher die Facharbeiter<br />

der Zukunft kommen sollen.<br />

● die Schüler: Bei allen Lobpreisungen<br />

neuer „Bildungskonzepte“: Eine der ältesten<br />

pädagogischen Erfahrungen lautet<br />

„Gelernt wird immer noch allein!“ Es<br />

geht nicht ohne Pauken, ohne Anstrengung,<br />

ohne Leistung.<br />

Fortsetzung auf Seite 7

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