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Politikwissenschaft 140 - DVPW

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mismusforschung<br />

mismusforschung“ mismusforschung statt. Rolf Frankenberger (Universität Tübingen) benannte<br />

in seinem Vortrag analytische Probleme der Vergleichende Regimeforschung.<br />

Mit dem von Talcott Parsons entwickelten AGIL-Schema, so Frankenberger,<br />

stehe ein vergleichsweise umfassendes Instrumentarium zur Analyse<br />

politischer Systeme und deren Umweltbeziehungen zur Verfügung, das<br />

sich aufgrund des konzeptionellen Ordnungsrahmens und seiner großen Anschlussfähigkeit<br />

sehr gut eigne, die bisherigen Ansätze der Autoritarismusforschung<br />

neu zu überdenken, zu sortieren und zu re-integrieren und nicht<br />

zuletzt eine originäre Definition von autoritären Systemen ermögliche.<br />

In Anlehnung an ältere Arbeiten von Martin Drath stellte Johannes Gerschewski<br />

(Wissenschaftszentrum Berlin) einen integrativen, ideologieorientierten<br />

Analyserahmen vor, in dem die Durchsetzung der Exklusivität einer alle<br />

Lebensbereiche umfassenden Ideologie das Primärphänomen darstellt.<br />

Durch Erosionsprozesse in den Sekundärphänomenen nehme, so der Referent,<br />

die ideologische Prägekraft ab, was zur erhöhten Notwendigkeit einer<br />

ökonomischen, politischen und/oder sozialen Performanzlegitimation in totalitärideologisch<br />

unterfütterten Regimen führe. Abschließend illustrierte<br />

Gerschewski den integrativen Analyserahmen an der Entwicklung Nordkoreas,<br />

dessen innere Dynamik durch statischere Modelle verdeckt werde.<br />

Uwe Backes (HAIT Dresden) untersuchte die Geschichtspolitik verschiedener<br />

Typen von Autokratien. Er arbeitete heraus, dass Geschichtspolitik in allen<br />

autokratischen Regimen einen zentralen Bestandteil der Herrschaftslegitimation<br />

darstellt und der Identitätsbildung diene, jedoch in den verschiedenen<br />

Autokratietypen unterschiedliche Funktionen erfüllt. Wie das Beispiel Turkmenistan<br />

zeige, könne die Geschichtspolitik in despotischen Regimen in eine<br />

pseudo-traditionale Legitimationsfassade eingebettet sein. Regime mit<br />

weithin intakter traditionaler Legitimationsbasis beriefen sich dagegen häufig<br />

auf einen seit langer Zeit gefestigten Gründungsmythos. Im Fall Saudi-<br />

Arabiens sei dies etwa das legendäre Bündnis zwischen Stammesführer und<br />

religiösem Reformer. In der autoritären Autokratie Weißrusslands rekurriere<br />

Lukaschenko selektiv auf das gemeinsame, in der Bevölkerung überwiegend<br />

positiv konnotierte sowjetische Erbe. In Ideokratien stehe wiederum die Geschichtspolitik<br />

wie bei Lenin und Stalin in einem engen Zusammenhang mit<br />

den chiliastischen Projekten.<br />

Veranstaltungsankündigung<br />

Veranstaltungsankündigung<br />

Rolf Frankenberger (Universität Tübingen) und Holger Albrecht (American<br />

University of Cairo) organisieren in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale<br />

für Politische Bildung Baden-Württemberg und der Ad-hoc Gruppe „Vergleichende<br />

Diktatur- und Extremismusforschung“ vom 11. bis 14. Juni im „Haus<br />

auf der Alb“ in Bad Urach die Tagung „Autoritarismus Autoritarismus reloaded reloaded“. reloaded<br />

Durch die<br />

144<br />

Frühjahr 2009<br />

Nr. <strong>140</strong>

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