Ausgabe E, Olpe, (15.78 MB) - Siegerländer Wochen-Anzeiger
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Seite 15 E / Sonntags-<strong>Anzeiger</strong> SPORT Sonntag, 15. November 2009<br />
Die Trauer sitzt tief – und das nicht nur in Fußball-Deutschland. Robert Enke, Torwart bei Hannover 96 und der Deutschen Nationalmannschaft,<br />
hat am Dienstag Selbstmord begangen. Das gestrige Länderspiel fand nicht statt. Foto: dpp<br />
Riesige Anteilnahme<br />
Über 50 000 Menschen werden heute zur Trauerfeier für Robert Enke erwartet<br />
Hannover. Letzte Ehre für Robert<br />
Enke: In einer der größten<br />
Trauerfeiern in der Geschichte<br />
der Bundesrepublik nimmt Fußball-Deutschland<br />
heute im Stadion<br />
von Hannover Abschied<br />
vom Nationaltorhüter, der am<br />
Dienstag Selbstmord begangen<br />
hatte. Mehr als 50 000 Menschen<br />
werden zum Trauergottesdienst<br />
erwartet, die komplette<br />
Nationalmannschaft samt Trainerstab<br />
sowie Delegationen der<br />
Bundesligavereine haben sich<br />
angesagt.<br />
Auch zahlreiche Kollegen<br />
und ehemalige Wegbegleiter<br />
Enkes werden an der Trauerfeier<br />
(11 Uhr/live in der ARD) teilnehmen.<br />
Dabei wird der Sarg<br />
mit Enkes sterblichen Überresten<br />
auf dem Rasen im Mittelkreis<br />
der Arena aufgebahrt. Wie<br />
Enkes Klub Hannover 96 mitteilte,<br />
liegen zudem Anmeldungen<br />
von Vertretern des FC Barcelona<br />
und von Benfica Lissabon<br />
vor, für die der Torwart in<br />
Kurz & bündig informiert<br />
Gläsner zu RW Ahlen<br />
seiner Karriere aktiv war. „Die<br />
Dimension der Anteilnahme ist<br />
überwältigend – nicht nur in<br />
Hannover, sondern in ganz<br />
Deutschland und sogar im Ausland“,<br />
sagt 96-Klubpräsident<br />
Martin Kind. Da aus Sicherheitsgründen<br />
nur 45 000 der<br />
49 000 Plätze im Stadion freigegeben<br />
werden, sollen der Gottesdienst<br />
und die Trauerreden<br />
zusätzlich auf zwei Großleinwänden<br />
vor der Arena übertragen<br />
werden. Dort erwarten die<br />
Organisatoren nochmals mehrere<br />
Tausend Menschen.<br />
„Man sieht, wie vielen<br />
Menschen Robert Enke etwas<br />
bedeutet hat und was für eine<br />
tolle Persönlichkeit er war“,<br />
sagt Kind. Bereits am Mittwochabend<br />
waren rund 35 000<br />
Menschen in einem Trauermarsch<br />
von der Stadtmitte zum<br />
Stadion gezogen. Am Freitag erinnerte<br />
Enkes Witwe Teresa mit<br />
einer Todesanzeige an ihren<br />
verstorbenen Ehemann. „Hoff-<br />
Ahlen. Rot Weiss Ahlen, Tabellen-Schlusslicht der 2. Fußball-<br />
Bundesliga, hat zunächst bis zum Saisonende Hermann Gläsner als<br />
Sportlichen Leiter verpflichtet. „Ich will beratend tätig sein”, sagt<br />
der 47-Jährige, „und mit meinem Wissen den Kader modifizieren,<br />
passende Spieler finden, und das alles unter betriebswirtschaftlichen<br />
Überlegungen umsetzen.” Gläsner kommt nicht völlig unbelastet<br />
nach Ahlen. 2007 war ihm bei der TuS Koblenz fristlos<br />
gekündigt worden, weil er als damaliger Geschäftsführer im Alleingang<br />
höhere Ablöseverträge für die Transfers zweier serbischer<br />
Profis unterschrieben haben soll. Die Deutsche Fußball Liga<br />
(DFL), die nicht unterrichtet gewesen sein soll, hatte Koblenz mit<br />
einem Abzug von sechs Punkten in der Saison 2007/08 und im<br />
Jahr darauf noch einmal drei Punkten sowie einem Bußgeld von<br />
200 000 Euro bestraft. (sid)<br />
Doppelsieg für Jenny Wolf<br />
Heerenveen. Die Berlinerin Jenny Wolf hat beim zweiten Eisschnelllauf-Weltcup<br />
der Saison in Heerenveen über 500 m einen<br />
Doppelsieg gefeiert. Nach ihrem Erfolg am Freitag verbuchte die<br />
Weltmeisterin und Weltrekordlerin im zweiten Sprintrennen gestern<br />
ihren 43. Weltcup-Sieg. Wolf gab in 37,83 Sekunden, neun<br />
Hundertstel schneller als am Vortag, erneut ihrer Erzrivalin Wang<br />
Beixing aus China (38,07) und Annette Geritsen aus den Niederlanden<br />
(38,18) das Nachsehen. In der Weltcup-Sprintwertung<br />
vergrößerte Wolf mit 380 Punkten nach dem dritten Sieg im<br />
vierten Saisonrennen ihren Vorsprung auf Wang (340) auf 40<br />
Punkte. (sid)<br />
Frauen dürfen nicht springen<br />
Vancouver. Bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver<br />
2010 (12. bis 28. Februar) wird es kein Skispringen der Frauen<br />
geben. Ein kanadisches Gericht wies nach zweitägigen Beratungen<br />
die Klage von 14 Skispringerinnen ab, die damit ihre Teilnahme<br />
an den Spielen erzwingen wollten. Die Sportlerinnen hatten das<br />
Organisationskomitee in Vancouver verklagt, da ihrer Meinung<br />
nach ihre Nicht-Teilnahme gegen das kanadische Anti-Diskriminierungsgesetz<br />
verstoße. Das Gericht argumentierte jedoch, dass<br />
nicht die lokalen Veranstalter, sondern lediglich das Internationale<br />
Olympische Komitee IOC über die Sportarten bei Olympia entscheide.<br />
Da das IOC nicht unter die kanadische Gesetzgebung<br />
falle, wurde die Klage abgewiesen. (sid)<br />
nung ist nicht die Überzeugung,<br />
dass etwas gut ausgeht, sondern<br />
die Gewissheit, dass etwas Sinn<br />
hat, egal wie es ausgeht“, heißt<br />
es in der Anzeige mit einem<br />
Zitat des tschechischen Schriftstellers<br />
und ehemaligen Staatspräsidenten<br />
Vaclav Havel.<br />
Die Reden bei der Trauerfeier<br />
werden von Kind, Niedersachsens<br />
Ministerpräsident<br />
Christian Wulff, Oberbürgermeister<br />
Stephan Weil und DFB-<br />
Präsident Theo Zwanziger gehalten.<br />
Die Andacht hält Pfarrer<br />
Heinrich Plochg, der der Familie<br />
Enke seit dem Tod ihrer<br />
kleinen Tochter Lara vor drei<br />
Jahren verbunden ist. Ein<br />
Streichquartett soll musikalisch<br />
für einen würdigen Rahmen sorgen.<br />
Die Beisetzung wird anschließend<br />
auf dem Friedhof in<br />
Empede, dem Wohnort der Enkes,<br />
im engsten Familienkreis<br />
stattfinden. Dort liegt seit 2006<br />
auch das nach einem angeborenen<br />
Herzfehler im Alter von<br />
zwei Jahren verstorbene Töchterchen<br />
der Enkes. Mit der Teilung<br />
der Trauerfeier soll sowohl<br />
den vielen Fans die Chance<br />
zum Abschied, als auch der Familie<br />
die Möglichkeit zu einer<br />
friedvollen Bestattung gegeben<br />
werden. Man wolle auf dem<br />
kleinen Friedhof Tumulten aus<br />
dem Weg gehen, erklärte 96-<br />
Sportdirektor Jörg Schmadtke.<br />
In ihrer Dimension dürfte<br />
die Trauerfeier Ausmaße annehmen,<br />
wie sie in der deutschen<br />
Nachkriegsgeschichte nur bei<br />
wenigen Anlässen erreicht wurde.<br />
Nach den Amokläufen von<br />
Erfurt (2002) und Winnenden<br />
(2009) hatten jeweils mehrere<br />
Zehntausend Menschen bei<br />
öffentlichen Veranstaltungen<br />
Anteil am Tod der Opfer genommen.<br />
Zur Prozession vor<br />
der Beisetzung des ersten deutschen<br />
Bundeskanzlers Konrad<br />
Adenauer waren entlang des<br />
Rheins ebenfalls Tausende von<br />
Menschen erschienen. (sid)<br />
Ein Ausrufezeichen<br />
Riesch mit Sieg für Olympia qualifiziert<br />
Levi. Ski-Rennläuferin Maria<br />
Riesch hat 13 <strong>Wochen</strong> vor den<br />
Olympischen Winterspielen in<br />
Vancouver ein Ausrufezeichen<br />
gesetzt und den Weltcup-Slalom<br />
im finnischen Levi gewonnen.<br />
Die 24-jährige Torlauf-<br />
Weltmeisterin lag in einer Gesamtzeit<br />
von 1:48,71 Minuten<br />
nur hauchdünn vor ihrer Dauerrivalin<br />
Lindsey Vonn (USA/<br />
1:48,79) und qualifizierte sich<br />
damit schon im zweiten Saisonrennen<br />
souverän für die Spiele<br />
in Kanada (12. bis 28. Februar<br />
2010). Das Kunststück glückte<br />
auch Rieschs jüngerer Schwester<br />
Susanne, die hinter der Finnin<br />
Tanja Poutiainen (1:49,87)<br />
Platz 4 belegte und damit ihr<br />
bestes Karriere-Resultat einfuhr.<br />
Überraschend holte sich auch<br />
die erst 20 Jahre alte Katharina<br />
Dürr mit Platz 7 die Fahrkarte<br />
nach Vancouver, für die eine<br />
Top-Acht-Platzierung oder zwei<br />
Fahrten unter die besten 15 erforderlich<br />
sind. Für die Germeringerin<br />
Dürr war es ebenfalls<br />
das beste Rennen im Weltcup.<br />
Das gute deutsche Teamergebnis<br />
komplettierten Fanny<br />
Chmelar aus Partenkirchen und<br />
Barbara Wirth (Lenggries) auf<br />
den Plätzen 9 und 28. Die weiteren<br />
sechs deutschen Athletinnen<br />
verpassten das Finale deutlich<br />
– darunter Riesenslalom-<br />
Weltmeisterin Kathrin Hölzl<br />
(Bischofswiesen). (sid)<br />
Maria Riesch sicherte sich mit ihrem gestrigen Weltcup-Sieg in<br />
Levi bereits jetzt die Qualifikation für die Olympischen Spiele in<br />
Vancouver. Foto: ddp<br />
Der Weg in die Normalität<br />
Die Nationalmannschaft zwischen Trauer und Training<br />
Neuss. Mit einer bewegenden<br />
Todesanzeige hat die deutsche<br />
Fußball-Nationalmannschaft<br />
Robert Enke gedacht. „Wir sind<br />
alle geschockt. Uns fehlen die<br />
Worte. Bei uns herrscht Fassungslosigkeit<br />
und Bestürzung.<br />
Er wird noch lange anhalten,<br />
dieser Zustand der stillen Trauer<br />
über diesen unbegreiflichen,<br />
viel zu frühen Tod”, heißt es<br />
unter anderem in der von Bundestrainer<br />
Joachim Löw, Teammanager<br />
Oliver Bierhoff und<br />
Kapitän Michael Ballack gezeichneten<br />
Anzeige, die einen<br />
Tag vor der Trauerfeier für den<br />
Nationaltorwart in Hannovers<br />
Stadion in vielen deutschen Tageszeitungen<br />
erschien.<br />
Enke hatte sich am Dienstag<br />
im Alter von 32 Jahren das<br />
Leben genommen und damit<br />
nicht nur die Nationalmannschaft<br />
in einen Schockzustand<br />
versetzt. Dass die Mannschaft<br />
und der Trainerstab angesichts<br />
dieser Umstände heute in Düsseldorf<br />
die Vorbereitung auf das<br />
letzte Länderspiel des Jahres gegen<br />
die Elfenbeinküste aufnimmt,<br />
ist schwer vorstellbar.<br />
„Niemand von uns fühlt sich in<br />
der Lage, in dieser Situation<br />
einfach zur Tagesordnung überzugehen.<br />
Das ist ein Moment,<br />
bei dem man auch im Fußball<br />
innehalten muss”, heißt es in<br />
der Todeanzeige weiter. Alleine<br />
durch diese Worte wird deutlich,<br />
wie schwierig der Spagat<br />
zwischen Trauerarbeit und Normalität<br />
wird, den die DFB-Auswahl<br />
vor dem Spiel gegen die<br />
Elfenbeinküste versucht. Der<br />
komplette DFB-Tross wird am<br />
heute von Hannover aus nach<br />
Düsseldorf fliegen, wo am<br />
Nachmittag bereits eine Trainingseinheit<br />
im Mannschaftsquartier<br />
auf dem Programm<br />
steht.<br />
Ab morgen werden dann<br />
auch wieder die üblichen Pressekonferenzen<br />
stattfinden, Einzelinterviews<br />
werden die Spieler<br />
vor dem Anpfiff aber nicht<br />
geben. Während der kommenden<br />
Tage wird nicht nur Löw<br />
vermehrt das Gespräch mit den<br />
Spielern suchen, sondern auch<br />
Team-Psycholge Hans-Dieter<br />
Hermann, der den Akteuren<br />
jegliche Unterstützung angeboten<br />
hat – sofern sie es wünschen.<br />
Der Fußball wird auch in<br />
den kommenden Tagen im Hintergrund<br />
stehen, zumal vor dem<br />
Anpfiff in der Schalke-Arena<br />
noch einmal Robert Enke gedacht<br />
wird.<br />
Der sportliche Stellenwert<br />
des Kräftemessens mit den Ivorern<br />
ist angesichts des schreck-<br />
lichen Ereignisses vom vergangenen<br />
Dienstag ohnehin fraglich.<br />
Dies ist auch Joachim Löw<br />
bewusst, der sich aber trotz der<br />
traurigen Umstände mit Blick<br />
auf die WM-Endrunde 2010 in<br />
Südafrika den ein oder anderen<br />
Hinweis erhofft.<br />
So soll der Bremer Offensivspieler<br />
Aaron Hunt bei seinem<br />
ersten Einsatz in der A-Mannschaft<br />
den Nachweis seiner<br />
Klasse bringen. Im Tor wird Lokalmatador<br />
Manuel Neuer beginnen,<br />
der möglicherweise in<br />
der zweiten Hälfte von Tim<br />
Wiese abgelöst wird. Der Bremer<br />
sollte eigentlich gestern in<br />
Köln gegen Chile sein erstes<br />
Länderspiel von Beginn an bestreiten.<br />
Gegen die Elfenbeinküste<br />
kann Löw auch auf Miroslav<br />
Klose, dessen Söhne Luan und<br />
Noah an der Schweinegrippe<br />
erkrankt sind, zurückgreifen.<br />
Der Torjäger von Bayern München<br />
wurde aus der Quarantäne<br />
entlassen, nachdem bei ihm<br />
nach Ablauf der viertägigen Inkubationszeit<br />
keine Symptome<br />
aufgetreten waren. Sein Comeback<br />
wird am Mittwoch voraussichtlich<br />
der Leverkusener Stefan<br />
Kießling feiern, der erstmals<br />
seit Februar diesen Jahres wieder<br />
eingeladen wurde. (sid)<br />
Heute findet die Trauerfeier für Robert Enke statt, über 50 000 Menschen werden erwartet. Schon seit<br />
Tagen gedenken nicht nur die Fans dem Torhüter. Foto: ddp<br />
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