Februar - Berliner Behindertenzeitung
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16 REISEN<br />
BBZ – <strong>Februar</strong> 2008<br />
Der aufmerksame Leser der BBZ<br />
hat vielleicht noch den Artikel über<br />
die Auftaktveranstaltung der special<br />
guides in Erinnerung. Special guides<br />
nennt sich eine Gruppe von behinderten<br />
und nicht behinderten Menschen,<br />
die Stadtführungen in Berlin und anderswo<br />
anbieten. Projektziel ist es,<br />
durch die Methode der Stadtführung<br />
für Behinderungen und Barrieren<br />
zu sensibilisieren. Ihr neuestes Programm<br />
dazu heißt: Mitte (n) – Drin<br />
in Berlin – Barrierefreiheit in Mitte –<br />
Vision und Wirklichkeit ...<br />
Vorgestellt wurde dieses bereits<br />
am 23.11.2007 vor leider nur wenig<br />
Zuhörern. Denn es ist schon mit Interesse<br />
verbunden historische Orte,<br />
Stadtlandschaften und Einrichtungen<br />
des öffentlichen Lebens neu zu entdecken<br />
und bisher unbekannte Ecken<br />
der Hauptstadt kennen zu lernen. Wie<br />
auch im letzten Jahr oder besser im<br />
letzten Programm finden zwei der<br />
Touren in Berlin und eine in Potsdam<br />
statt. Beide <strong>Berliner</strong> Touren wurden<br />
im November vorgestellt. An zahlreichen<br />
konkreten Orten rund um die<br />
Zionskirche beleuchtet Ulrike Wolter<br />
auf der Route 1 die Unterschiede im<br />
Umgang mit Behinderungen in Ost-<br />
und Westdeutschland wie auch während<br />
des „Dritten Reiches“. Nicht nur<br />
beim Ausarbeiten der Tour machte<br />
sich Ulrike Wolter viel Mühe, auch<br />
die Vorstellung des Konzeptes zeigte<br />
ihren Einfallsreichtum – es wurde in<br />
Gedichtform vorgetragen. Trotzdem<br />
es Ziel ist, Barrieren nicht nur aufzuzeigen,<br />
sondern auch zu vermeiden,<br />
ist die Auswahl der Zionskirche ein<br />
Kompromiss. Sie ist nur über eine<br />
Stufe erreichbar. Auf dieser Tour<br />
sind die Bedürfnisse von Blinden und<br />
Sehbehinderten Besuchern noch nicht<br />
restlos bekannt. Manches ist tastbar,<br />
Skiabenteuer für „Rollis“: MonoSki Adventure 2008<br />
Dieser Winter bringt für<br />
Rollstuhlfahrer ein ganz neues<br />
Schneeabenteuer: Beim MonoSki<br />
Adventure 2008 des Christlichen<br />
Jugenddorfwerkes Deutschlands<br />
(CJD e.V.) können querschnittsgelähmte<br />
Jugendliche erfahren, wie<br />
es ist, auf einem Monoski durch<br />
den Schnee zu schwingen.<br />
Der Winter ist bei Rollstuhlfahrern<br />
wenig beliebt. Schnee und Eis halten<br />
sie oft zu Hause fest, während andere<br />
sich bei den verschiedensten Wintersportarten<br />
vergnügen. Das muss<br />
nicht so sein: Selbst „Rollis g können<br />
die Ski-Pisten für sich erobern. Mit<br />
einer einmaligen Aktion will darauf<br />
das CJD Berchtesgaden aufmerksam<br />
machen. Bei einem dreitägigen<br />
Training können sich querschnittsge-<br />
Special guides<br />
Berlin-Brandenburg-Europa<br />
empfehlenswert ist es eine Assistenz<br />
oder Begleitung dabei zu haben. Wie<br />
auf allen Touren, werden Pausen nach<br />
Wunsch eingelegt und je nach Länge<br />
der Diskussion dauert eine Tour 1½<br />
bis 2 Stunden. Zu allen drei Touren<br />
ist eine Audioversion geplant.<br />
lähmte Jugendliche in Berchtesgaden<br />
von dem querschnittsgelähmten Alpinweltmeister<br />
Karl Lotz in die Kunst<br />
des Skifahrens einführen lassen.<br />
Zum krönenden Abschluss starten<br />
die frischgebackenen Pistenspezialisten<br />
zusammen mit prominenten Behindertenleistungssportlern<br />
bei den<br />
CJD Winterspielen als „Vorläufer“.<br />
Bei diesem Großevent treffen sich<br />
gesunde und behinderte Jugendliche<br />
aus ganz Deutschland in Berchtesgaden<br />
zu einem Dreikampf mit den<br />
Disziplinen Alpin-Slalom, Langlauf<br />
und Rennrodeln. Das Spezialtraining<br />
für die „Rollis“ findet vom 19. bis<br />
22. <strong>Februar</strong> 2008 statt. Als Lohn<br />
für die Mühe locken neue sportliche<br />
Erfahrungen, ein Mobilitätsgewinn<br />
für die Winterzeit und der Zugang zu<br />
einem ganz neuen Naturerlebnis. Um<br />
Route 2 macht uns mit der Geschichte<br />
des Reichstages bekannt.<br />
Anschaulich vermittelt Nic Röhner<br />
durch Details über die Entstehung<br />
und Sanierung des Reichstages die<br />
Zusammenhänge zwischen Gesellschaft,<br />
Politik, Behinderung und<br />
eine Teilnahme können sich querschnittsgelähmte<br />
Jugendliche zwischen<br />
14 und 18 Jahren bewerben.<br />
Barrieren. Hier sind tastbare Modelle<br />
für Blinde und Sehbehinderte vorgesehen.<br />
Auch bei dieser Tour gilt die<br />
Mitnahme einer Assistenz für ungeübte<br />
Rollstuhlfahrer, denn auch ein<br />
Besuch von Dachterrasse und Kuppel<br />
sind im Programm enthalten.<br />
Auf Spurensuche nach Barrieren in<br />
der Vergangenheit begibt sich Beate<br />
Dienemann in Potsdam, auf Route 3.<br />
Beginnend an der Glienicker Brücke<br />
geht es durch schöne Parkanlagen<br />
zum Neuen Garten, von dort weiter<br />
in die Nauener Vorstadt und die hier<br />
gelegene Gedenkstätte „Ehemaliges<br />
KGB-Gefängnis“. Durch Kultur, Natur<br />
und Geschichte werden räumliche<br />
Barrieren aus der Zeit der Deutschen<br />
Teilung spürbar. Das Bestreben der<br />
special guides ist es europaweit Touristen<br />
anzulocken – ihr Internetauftritt<br />
ist beispielsweise auch in polnisch<br />
und englisch verfasst. Noch immer<br />
schrecken die Themen „Barriere“<br />
und „Behinderung“ in Zusammenhang<br />
mit einer Stadtführung ab. Nur<br />
ein langsamer Fortschritt ist spürbar.<br />
Hilfreich ist hier die Zusammenarbeit<br />
vom ABSV und „Hotel Mit-Mensch“.<br />
Um das Projekt besser zu vermarkten,<br />
sind Infobroschüren und Flyer<br />
gedruckt worden. Den Großteil der<br />
Druckkosten trug die Jugend- und<br />
Familien Stiftung des Landes Berlin.<br />
Ein Eigenanteil ist dennoch erforderlich<br />
– dieser wird versucht durch<br />
Teilnehmerentgelte und Spenden zu<br />
erwirtschaften. Die Gruppenstärke<br />
je Tour beträgt etwa 15 Personen inclusive<br />
Betreuer, lässt sich bei einer<br />
Schulklasse aber erhöhen.<br />
Neugierig geworden? Unter www.<br />
berlins-spg.de finden sich Termine<br />
und Infos. Tel.: N. Röhner 030/ 612<br />
842 97, U. Wolter 03362/ 888 429.<br />
Franziska Littwin<br />
Die Teilnahmebedingungen und das<br />
Bewerbungsformular gibt es unter<br />
www.cjd-berchtesgaden.de.