Februar - Berliner Behindertenzeitung
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6 STADTGESPRÄCHE<br />
BBZ – <strong>Februar</strong> 2008<br />
Friedrichshagener Behindertenfreizeitklub droht das Aus<br />
Bezirksamt Treptow-Köpenick will finanzielle Beihilfe nicht mehr leisten<br />
17 Jahre lang war es ein Treff<br />
für behinderte Menschen. Alt und<br />
Jung, Groß und Klein gaben sich<br />
hier die Klinke in die Hand. So<br />
manch ein Schnack wurde hier gemacht.<br />
Nicht nur die Geselligkeit<br />
stand in dem Club an der Friedrichshagener<br />
Bölschestraße 124<br />
hoch im Kurs. Basteln, Singen<br />
gehörten genauso zum vielfältigen<br />
Programmangebot wie das Erlernen<br />
mit dem PC, Ausflüge in Museen<br />
oder die Hilfe beim Schreiben<br />
und Rechnen. Nun soll nach dem<br />
Willen von Sozialstadträtin Ines<br />
Feierabend tatsächlich in der „Remise“<br />
ein für alle Mal Feierabend<br />
sein. Betroffene und Klubleitung<br />
sind in heller Aufregung.<br />
Die „Remise“ ist im Verlauf des Bestehens<br />
für viele ein zweites Zuhause<br />
geworden. In den ordentlich ausgestatteten<br />
Räumen finden wöchentlich<br />
zwischen dienstags und donnerstags<br />
Veranstaltungen unterschiedlichen<br />
Genres statt. „Hier werden Kontakte<br />
geknüpft und sich auch untereinander<br />
a n z e i g e<br />
ausgetauscht“, so Klubchefin Margarete<br />
Bastian. Diese Art der Kommunikation<br />
hält die Pädagogin für äußerst<br />
wertvoll, zumal die Betroffenen<br />
schon Probleme in der Teilnahme am<br />
gesellschaftlichen Leben haben. Ein<br />
vergleichbares Angebot für geistig<br />
behinderte Menschen in dieser Art,<br />
Umfang und Intensität ist in Berlin<br />
kaum anzutreffen. Die „Remise“ hat<br />
sich weit über die Bezirksgrenzen<br />
hinaus einen Namen gemacht und<br />
wird nicht nur von Einheimischen<br />
besucht. Ständig nutzen mehr als<br />
100 Frauen, Männer und Jugendliche<br />
die Wochentagsveranstaltungen<br />
als auch die Zusatzangebote über das<br />
Wochenende. Anfang der 90er Jahre<br />
ist extra für die Arbeit des Klubs ein<br />
denkmalgeschütztes Domizil umgebaut<br />
worden. Offenbar scheint das<br />
überdurchschnittliche ehrenamtliche<br />
Engagement der Mitglieder für den<br />
Bezirk nicht mehr auszureichen. Das<br />
gesamte Projekt soll an 12.000 Euro<br />
Mietunterstützung durch den Bezirk<br />
scheitern. Margarete Bastian ist sauer.<br />
Sie fragt sich zurecht:<br />
„Woran orientieren sich eigentlich<br />
unsere gewählten Volksvertreter?<br />
An der durch Misswirtschaft verursachten<br />
Einsparungspolitik oder an<br />
den Bedürfnissen der betroffenen<br />
Bürger?“ Der jährliche Zuschuss<br />
des <strong>Berliner</strong> Senats in Höhe von<br />
24.000 Euro reicht jedoch nicht aus,<br />
um das Fortbestehen der „Remise“<br />
zu gewährleisten. Erhebliche Angebotskürzungen<br />
stehen zur Debatte,<br />
die die Weiterführung der Freizeiteinrichtung<br />
mehr als in Frage stellen.<br />
„Wir wollen unseren Klub nicht<br />
schließen. Eine solche eigene Heimstatt<br />
werden geistig behinderte Menschen<br />
nicht wieder bekommen“, ist<br />
sich nicht nur die Klubchefin sicher.<br />
Hier sollte doch eine Lösung mög-<br />
a n z e i g e<br />
Der Freizeitclub für geistig behinderte Menschen „Remise“<br />
lich sein. Will denn tatsächlich die<br />
Sozialstadträtin ihrem Namen alle<br />
Ehre machen?<br />
Uwe Gieche<br />
Der Freizeitclub<br />
für geistig behinderte Menschen<br />
„Remise“<br />
ist von der Schließung bedroht<br />
Wer helfen kann, auch finanzieller<br />
Art, wendet sich an:<br />
Remise Köpenick e. V.<br />
Tel./Fax: 030- 641 88 80<br />
oder:<br />
remise-koepenick@gmx.de<br />
Foto: Verein