14.01.2013 Aufrufe

Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext

Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext

Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Friedrichsfehn – Nyabondo<br />

Von Friedrichsfehn nach Nyabondo -<br />

Praxisteam erlebt in Kenia Zahnmedizin einmal anders<br />

22<br />

„Wir haben eine<br />

komplette Zahnarztpraxisgespendetbekommen<br />

– hilfst Du<br />

mit, sie in Kenya<br />

aufzubauen?“<br />

hatte mich mein<br />

Hamburger Kollege<br />

Dr. Happ im<br />

vergangenen<br />

Oktober angerufen.<br />

Klar, wenn<br />

es mehr nicht<br />

ist! Ein Installationstechniker eines Oldenburger Dental-<br />

Depots war schnell gefunden und auch eine meiner Assistentinnen<br />

wollte sich auf das Abenteuer einlassen.<br />

Die im Container durch den Suez-Kanal geschipperte Praxis-Einrichtung<br />

war im März in Nairobi angekommen. Sie<br />

wurde von uns innerhalb einer Woche in einem Franziskanerinnen-Kloster<br />

am Rande des Slums der Millionenstadt<br />

installiert. Eine echte Herausforderung – fast ohne Werkzeug,<br />

selbst die Beschaffung eines Heimwerkerbohrers gelang<br />

uns erst am dritten Tag.<br />

Die Patienten waren seit Jahren ohne jede zahnärztliche<br />

Versorgung. Die 300.000 Bewohner dieses Slums leben<br />

ohne Strom, ohne Abwasserentsorgung, ihr Brauchwasser<br />

beziehen sie aus öffentlichen Kränen und transportieren es<br />

über große Entfernungen in Eimern auf dem Kopf in ihre<br />

fensterlosen Blechbehausungen. Fäkalien werden in Plastiktüten<br />

zwischen den Hütten „entsorgt“. Feuerausdünstungen<br />

der Kochstellen und der Müllverbrennung schweben Tag<br />

und Nacht über dem riesigen Gelände.<br />

Mehr als 50% der Menschen sind HIV-positiv, fast alle leiden<br />

an Malaria – in Afrika sterben daran täglich 3000 Kinder,<br />

Tendenz in den letzten 10 Jahren stark steigend.<br />

Krankheiten, die man als deutscher Zahnarzt nur in seinem<br />

Studium in Lehrbüchern gesehen hat - offene Tuberkulosen,<br />

schwere offene Hautkrankheiten, Missbildungen und<br />

große lebensbedrohliche Abszesse – dort gehören sie zum<br />

täglichen Straßenbild.<br />

Die meisten unserer Patienten erlebten durch uns ihre erste<br />

zahnärztliche Behandlung, viele von ihnen den ersten Kontakt<br />

mit Weißen.<br />

Tief beeindruckt hat unser kleines Team die würdevolle Gelassenheit,<br />

mit der sie trotz schwerster Schmerzen über viele<br />

Monate oder Jahre die sicher auch für sie stressige Behandlung<br />

über sich ergehen ließen.<br />

Unser Vorstellungsvermögen reicht nicht aus, um sich ein<br />

Bild oder ein Gefühl davon zu machen, was sich in diesen<br />

Slums alltäglich abspielt. Der uns gelegentlich begleitende<br />

ZAHNÄRZTLICHE<br />

NACHRICHTEN<br />

NIEDERSACHSEN 6/03<br />

betagte Ordensbruder, der dort seit 35 Jahren die Sterbenden<br />

seelsorgerisch betreut, antwortete mir auf meine Frage, ob<br />

diese Menschen irgendeine Hoffnung hätten, nach langem<br />

Nachdenken: „Ich habe noch nirgendwo auf der Welt so volle<br />

Gottesdienste mit so vielen fröhlichen Menschen erlebt...“<br />

Nach gut einer Woche Praxisbau und Slumerfahrung haben<br />

wir unsere beweglichen Sachen zusammengepackt und sind<br />

auf abenteuerlichen Straßen in ebenso abenteuerlichen<br />

Fahrzeugen 400 km nach Westen ins Landesinnere gefahren.<br />

Dort unterhält in Nyabondo, einem Dorf in den Bergen<br />

über dem Victoriasee, unser Verein (Arzt- und Zahnarzthilfe<br />

Kenya e.V.) in einem Franziskanerinnen-Konvent seit drei<br />

Jahren eine Zahnstation. Dort betreuen fast kontinuierlich<br />

deutsche Kolleginnen und Kollegen die Bevölkerung. Eine<br />

andere Versorgung außer dieser gibt es im Umkreis einer<br />

Tagesreise nicht. Auch dort gibt es für die Menschen keinen<br />

Strom und kein fließendes Wasser - es hatte seit sieben<br />

Monaten nicht mehr geregnet.<br />

Obwohl fast kein Geld im Umlauf ist, müssen die Patienten<br />

der Station für ihre Behandlung ein Honorar bezahlen, über<br />

dessen Höhe die Schwestern von Fall zu Fall entscheiden.<br />

So wurde ich gleich am ersten Tag Zeuge, wie das als Honorar<br />

mitgebrachte Huhn abschätzend durch mehrere Hände<br />

ging, als sich herausstellte, dass nicht wie geplant eine,<br />

sondern zwei Füllungen gemacht werden mussten. Aber es<br />

erwies sich dann doch als schwer genug, saß den restlichen<br />

Tag angebunden draußen unter unserem Wartebaum vor<br />

der Praxis und wanderte abends in die Küche. Es sollte<br />

nicht die einzige Gelegenheit zum Nachdenken über unser<br />

hiesiges Gesundheitssystem bleiben...<br />

Gesundheitswesen, Bildungseinrichtungen etc. werden auf<br />

dem Lande nur von Kirchen und anderen wohltätigen Organisationen<br />

unterhalten und von ihnen finanziert. Staatliche<br />

Einrichtungen wie Gerichte, Polizei, Müllabfuhr, Straßenbaubehörde<br />

oder Wasserversorgung sind praktisch nicht<br />

existent. Der im Dezember 2002 neu ins Amt gewählte Präsident<br />

Kibati hat versprochen, die einfache Grundschule<br />

vom Schulgeld zu befreien – Nebenkosten wie die obligatorische<br />

Schuluniform usw. müssen weiter bezahlt werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!