PDF - Philosophische Fakultät - Friedrich-Alexander - Universität ...
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Projekttitel<br />
Der KSZE-Prozess: multilaterale Konferenzdiplomatie<br />
und ihre Folgen (1975-<br />
1989/91)<br />
Adresse<br />
Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte<br />
Bismarckstraße 12<br />
91054 Erlangen<br />
Tel: 09131/85-22363<br />
Fax: 09131/85-29336<br />
Forschungsfelder<br />
• Neuere und Neueste Geschichte<br />
• Gesellschaftsanalyse/Kulturvergleich<br />
Projektleitung<br />
Professor Dr. Helmut Altrichter<br />
Kooperationspartner<br />
• Institut für Zeitgeschichte (München/<br />
Berlin)<br />
• <strong>Universität</strong> Paris IV (Lehrstuhl Prof. Dr.<br />
Soutou)<br />
Mitarbeiter/innen<br />
Dehnert, Gunter, M.A.<br />
Müller, Benjamin M.A.<br />
Saal, Yuliya von, M.A.<br />
Wawra,Ernst,M.A.<br />
Laufzeit<br />
2008-2011<br />
Förderer<br />
Leibniz-Gemeinschaft<br />
Projektart<br />
Drittmittel<br />
Beschreibung des Projekts<br />
Am 21. November 1990 unterzeichneten<br />
die Regierungschefs der KSZE-Staaten<br />
die „Charta von Paris“, in der sie den Kalten<br />
Krieg, „das Zeitalter der Konfrontation und<br />
der Teilung Europas“ für beendet erklärten<br />
und ein neues Europa „der freundschaftlichen<br />
Beziehungen und der Zusammenarbeit“<br />
zu beginnen versprachen. Grundlage<br />
dafür sollten jene „10 Prinzipien“ sein, auf<br />
die sie sich 15 Jahre zuvor, bei ihrem ersten<br />
Gipfeltreffen in Helsinki, geeinigt hatten.<br />
Zu ihnen gehörten Gewaltverzicht, die<br />
Unverletzbarkeit der Grenzen, die Nichteinmischung<br />
in die inneren Angelegenheiten<br />
sowie die Achtung der Menschenrechte<br />
und Grundfreiheiten.<br />
Rückblickend betrachtet, war die Einbeziehung<br />
der Menschenrechte in die<br />
KSZE-Normen, ihre Implementierung und<br />
feierliche Festschreibung in der „Charta<br />
von Paris“ keineswegs selbstverständlich.<br />
Entstanden zunächst als Produkt<br />
der divergierenden und eher pragmatisch<br />
definierten, blockfreien Interessen schien<br />
die Konferenz als „lediglich“ politische<br />
Übereinkunft kaum tauglich für die Einhegung<br />
des Ost-West-Konflikts oder für die<br />
Beeinflussung innenpolitischer Strukturen<br />
in den sozialistischen Staaten Osteuropas<br />
zu sein. Spätestens mit der Gründung der<br />
ersten Menschenrechtsgruppen, wie z.B.<br />
die Öffentliche Gruppe zur Förderung<br />
der Durchführung der Abmachungen von<br />
Helsinki in der UdSSR in Moskau 1976,<br />
zeigte sich jedoch, dass die vereinbarten<br />
Normen nicht ohne Rückwirkung auf die<br />
Entwicklungen dieser Staaten blieben. In<br />
den nächsten Jahren wurde die Helsinki-<br />
Schlußakte nicht nur von Bürgerrechtsgruppen<br />
im ganzen Ostblock rezitiert<br />
und damit zu Legitimitätsgrundlage ihrer<br />
Existenz, in der Perestrojka-Zeit wurden<br />
die KSZE-Normen zu Schlagworten in der<br />
Auseinandersetzung mit dem Parteiestablishment,<br />
schufen die formellen Beteiligungsrechte<br />
für nichtsstaatliche Akteure,<br />
fanden den Eingang in die öffentliche Diskurse<br />
und innerparteilichen Debatten zwischen<br />
„Reformern“ und „Konservativen“,<br />
was immer mehr zur Erosion des kommunistischen<br />
Regimes beitrug und wiederum<br />
Auswirkungen auf die KSZE-Außenpolitik<br />
der Warschauer-Pakt Staaten hatte.<br />
Bei der Geschichte der KSZE 1975-1990,<br />
einer „multilateralen Konferenzdiplomatie<br />
und ihrer Folgen“ handelt es sich somit um<br />
einen komplexen, keineswegs geradlinig<br />
verlaufenden politischen Prozess. Dessen<br />
Intentionen und Widersprüchen sowie ineinander<br />
greifenden Entwicklungen und Verbindungen<br />
nachzugehen, ist das Ziel des<br />
Gesamtprojektes, das der Lehrstuhl für<br />
Osteuropäische Geschichte der <strong>Friedrich</strong>-<br />
<strong>Alexander</strong> <strong>Universität</strong> Erlangen-Nürnberg<br />
in Kooperation und als kleines Graduiertenkolleg<br />
mit dem Institut für Zeitgeschichte<br />
München-Berlin (Prof. Dr. Möller) sowie<br />
mit der <strong>Universität</strong> Paris IV (Lehrstuhl Prof.<br />
Dr. Soutou) durchführt. Das Vorhaben soll<br />
2010 mit einem alle neun Teilprojekte umfassenden<br />
Sammelwerk abgeschlossen<br />
werden.<br />
Der KSZE-Prozess<br />
Forschungsbericht (2008–2009)<br />
203