Wirtschaftliches Potenzial - AHK Italien
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<strong>Wirtschaftliches</strong> <strong>Potenzial</strong><br />
Obwohl die Zuwachsrate der Bevölkerung von 2001 bis 2008 mit 0,8% jährlich nahe beim italienischen<br />
Durchschnitt (0,7%) und weit unter der des Latium oder der Emilia-Romagna liegt, hat auch<br />
die Toskana ein Immigrationsproblem. 2008 erreicht der Ausländeranteil 8,4% der Bevölkerung<br />
gegenüber 3,1% im Jahr 2001. In Florenz, Arezzo und Siena liegt die Ausländerquote um knapp 50%<br />
über dem italienischen Durchschnitt. In einigen Gebieten in Prato und Florenz haben sich starke<br />
Kolonien von chinesischen Zuwanderern gebildet, die nach chinesischem Muster Waren herstellen,<br />
die dadurch vollkommen zu Recht das Label „Made in Italy“ tragen.<br />
Die Arbeitslosigkeit hat während der letzten Jahre konstant zwischen 4% und 5% gelegen, deutlich<br />
unter dem Durchschnitt ganz <strong>Italien</strong>s. Im dritten Quartal ist sie krisenbedingt auf 5,6% gestiegen<br />
und dürfte 2010 die Sechs-Prozent-Marke überschreiten, obwohl die Toskana von der internationalen<br />
Wirtschaftskrise nicht so stark betroffen ist, wie die stärker industrialisierten Regionen <strong>Italien</strong>s.<br />
Ein Strukturproblem stellt die Jugendarbeitslosigkeit dar (14,4% der 15- bis 24-jährigen), gegenüber<br />
dem Süden <strong>Italien</strong>s mit Raten zwischen 30 und 40% relativiert sich diese Problematik allerdings.<br />
Die Einkommensverteilung mit einem Gini-Koeffizienten von 0,275 ist ausgeglichener als in den<br />
meisten anderen Regionen <strong>Italien</strong>s. Die Armutsquote liegt mit 5,3% der Familien etwa beim Niveau<br />
der norditalienischen Regionen und weit unter dem italienischen Durchschnitt, der von den extrem<br />
hohen Armutsquoten im Süden des Landes (25 bis 30%) nach unten gezogen wird. Das Durchschnittseinkommen<br />
einer Familie wird für 2007 mit 31.880 Euro jährlich angegeben - in Mittelitalien<br />
liegt die Toskana damit an der Spitze der Einkommensskala.<br />
Bezogen auf die Einwohner sind in der Toskana weitaus mehr Unternehmen angesiedelt als in allen<br />
anderen Regionen <strong>Italien</strong>s, außer dem Aosta-Tal. Nach den Zahlen von ISTAT entfallen auf 1.000<br />
Einwohner 81,4 Unternehmen, im italienischen Durchschnitt liegt diese Kennziffer bei 65,9. Mit<br />
durchschnittlich 3,48 Beschäftigten sind die Unternehmen allerdings kleiner als in den nördlichen<br />
Regionen. In der Toskana, wie in ganz Mittelitalien, übertrifft die Anzahl von Gründungen und<br />
Schließungen von Unternehmen den italienischen Durchschnitt. Der Grund liegt wahrscheinlich<br />
in der Dominanz der Kleinunternehmen, die anfälliger gegenüber Konkurrenz und einem sich<br />
verändernden wirtschaftlichen Umfeld sind, als die relativ großen Unternehmen im Norden. Die<br />
Arbeitsproduktivität, gemessen an der Wertschöpfung pro Arbeitsstunde erreicht in der Toskana<br />
nicht ganz den nationalen Durchschnitt.<br />
Nach der offiziellen Statistik werden 70% der Wertschöpfung in der Toskana vom Dienstleistungssektor<br />
erbracht, 28% von verarbeitender Industrie, Bergbau und Bauwirtschaft und nur 2% von der<br />
Landwirtschaft. In Wirklichkeit dürfte die Landwirtschaft einen höheren Stellenwert haben, denn<br />
die Erfassung ist gerade in diesem Sektor oft lückenhaft. Jedenfalls hat sich die Toskana mit seinen<br />
qualitativ hochwertigen landwirtschaftlichen Produkten hohes Ansehen im In- und Ausland erworben.<br />
Sie war übrigens die erste Region in Europa, die den Anbau und den öffentlichen Konsum<br />
von genmanipulierten Nahrungsmitteln verboten hat (April 2000).<br />
Ideal geeignet sind hügelige Landschaft und das ausgeglichene Klima für den Anbau von Wein<br />
und Oliven, die auch die landwirtschaftlichen Hauptexportprodukte darstellen. Für Olivenöl existieren<br />
fünf geschützte Anbaugebiete (DOP), für Wein sechs kontrollierte und geschützte (DOCG)<br />
und 34 kontrollierte (DOC) Anbaugebiete. Esskastanien, Pilze und Trüffel, die ebenfalls hervorragende<br />
natürliche Bedingungen vorfinden, werden zwar auch exportiert, vor allem aber in der<br />
heimischen Küche verwendet. Mit der Rinderrasse Chianina verfügt die Toskana über die größten<br />
Rindviecher der Welt. Berühmt ist die Region auch für den Marmor, der in der Provinz Carrara<br />
gewonnen wird.<br />
14 Region Mittelitalien und Emilia-Romagna