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Wirtschaftliches Potenzial - AHK Italien

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Entwicklung des Unternehmenssektors<br />

Für ausländische Unternehmen bieten sich in Mittelitalien und der Emilia-Romagna gerade nach<br />

der Krise gute Möglichkeiten der Kooperation. Die italienischen Unternehmen müssen ihre Stellung<br />

auf den internationalen Märkten verteidigen und sind dabei verstärkt auf Partner angewiesen,<br />

die nicht nur ihre Finanzierungsmöglichkeiten erweitern und aktuelles Know-how über die<br />

Zielmärkte mitbringen, sondern auch neue Technologien beherrschen, die auf dem nationalen<br />

Markt, zum Beispiel wegen neuer Umwelt- oder Energieeffizienzauflagen von entscheidender Bedeutung<br />

für die Konkurrenzfähigkeit sind. Bei solchen Kooperationen sind von ausländischen Unternehmen<br />

aber einige italienische Besonderheiten zu berücksichtigen.<br />

In ganz <strong>Italien</strong> werden Industrie und Handel von kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

(KMU) dominiert, rund 95% aller Unternehmen gehören diesem Segment an. In Unternehmen, die<br />

weniger als 100 Beschäftigte zählen, arbeiten 70% der gesamten Erwerbstätigen. Zum Vergleich: in<br />

Frankreich und im Vereinigten Königreich sind es circa 30%, in Deutschland und USA lediglich nur<br />

circa 20%.<br />

In Mittelitalien und der Emilia-Romagna haben KMU einen größeren Stellenwert als im Norden<br />

des Landes, lediglich im Großraum Rom sind auch eine Reihe von Großunternehmen angesiedelt,<br />

allerdings meist aus dem Dienstleistungssektor, weniger aus der Industrie. Das Familienunternehmen<br />

mit einem streng hierarchischen Aufbau und personenbezogenen Entscheidungen ist hier<br />

die Regel. Nach Angaben von Paolo Preti von der Wirtschaftsuniversität Bocconi in Mailand wird<br />

sich an dieser Unternehmensstruktur auf absehbare Zeit nichts ändern, dass familiengeführte<br />

Kleinunternehmen, insbesondere in Mittelitalien, dominierend bleiben und gerade im Exportsektor<br />

weiterhin den Ton angeben.<br />

Das kleine Familienunternehmen hat im internationalen Kontext einen entscheidenden Nachteil -<br />

die Größe. Dieser Nachteil soll durch Clusterbildung ausgeglichen werden. Es kann aber auch, gerade<br />

in Krisenzeiten, eine Reihe von Vorteilen ausspielen. Es ist höchst anpassungsfähig an Veränderungen<br />

des Geschäftsumfeldes und kann extrem schnell reagieren. Durch den Familienbezug<br />

kann es Ressourcen mobilisieren, die einem nur aus Angestellten bestehenden Unternehmen<br />

nicht oder zu hohen Kosten zur Verfügung stehen würden. Die Finanzierung dieser Unternehmen<br />

ist in der Regel solider und weniger von den Banken abhängig als die von familienfremden Gesellschaften.<br />

Schließlich haben diese Unternehmen in <strong>Italien</strong> sich in starken Industrieverbänden zusammengeschlossen,<br />

die eine effiziente Lobbyarbeit gegenüber der Regierung machen und die<br />

Vernetzung unter den Firmenchefs ist eng.<br />

Deutsche Unternehmen müssen sich auf diese, in Mittelitalien besonders personenbezogene<br />

Unternehmenskultur einstellen und die oft auf eine einzige Person fixierten Entscheidungsstrukturen<br />

berücksichtigen. Gelingt das, können wenig störungsanfällige, vertrauensvolle und lange<br />

währende Geschäftsbeziehungen aufgebaut werden. Bei einer Ansiedlung eines Unternehmens in<br />

Mittelitalien oder der Emilia-Romagna entscheidet die Integration in das informelle Netzwerk der<br />

persönlichen Beziehungen über Erfolg oder Misserfolg.<br />

Neben diesen grundsätzlichen Strukturen existiert noch eine andere Eigenheit im italienischen<br />

Geschäftsverkehr, auf die deutsche Unternehmen sich einstellen müssen: Die ungewohnt langen<br />

Zahlungsziele. Die in Deutschland übliche Zahlungsweise innerhalb von 30 Tagen ist nur schwer<br />

durchsetzbar, die italienischen Unternehmen gehen generell davon aus, dass 90 bis 120 Tage als<br />

Zahlungsziel gewährt werden. Viele Unternehmen haben ihre Liquiditätsplanung an diesen Fristen<br />

ausgerichtet, d.h. sie können kurzfristig gar nicht auf ein kürzeres Zahlungsziel umstellen.<br />

Gerade bei Kleinunternehmen ist der Zahlungsaufschub ein wichtiges Finanzierungselement.<br />

34 Region Mittelitalien und Emilia-Romagna

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