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Herausforderungen des demografischen Wandels

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Alter, Produktivität und Arbeitsmarkteffekte 91<br />

Alter, Produktivität und Arbeitsmarkteffekte<br />

129. Der demografische Wandel dürfte in Deutschland in den kommenden Jahren eine Alterung<br />

und einen Rückgang der Erwerbsbevölkerung mit Folgen für den Arbeitsmarkt auslösen<br />

(Ziffern 43 ff.). Insbesondere das Ausscheiden der in den späten 1950er- und den 1960er-<br />

Jahren geborenen Baby-Boomer aus dem Arbeitsmarkt in den Jahren 2015 bis etwa 2030 wird<br />

die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter voraussichtlich deutlich reduzieren. Selbst<br />

mit einer Erhöhung <strong>des</strong> jährlichen Wanderungssaldos auf 200 000 Personen (statt<br />

100 000 Personen) ab dem Jahr 2020 und einer Steigerung der Geburtenziffer auf<br />

1,6 (statt 1,4) Kinder je Frau wird sich die Verkleinerung der Bevölkerung im Erwerbsalter<br />

nur abschwächen lassen. Dabei würde sich eine Erhöhung der Nettozuwanderung von Personen<br />

im erwerbsfähigen Alter sofort positiv auf die Anzahl der Erwerbsfähigen auswirken,<br />

während dies bei einer Erhöhung der Geburtenrate erst mit einer Verzögerung von etwa<br />

20 Jahren der Fall wäre.<br />

130. Infolge dieser <strong>demografischen</strong> Veränderungen wird das Arbeitsangebot, das sich aus<br />

dem Zusammenspiel der Erwerbsquote und der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ergibt,<br />

bei realistischen Annahmen über die Entwicklung der Geburtenrate und <strong>des</strong> Wanderungssaldos<br />

erstmals in der Nachkriegsgeschichte deutlich zurückgehen. Während das Angebot an<br />

Arbeitskräften seit den 1950er-Jahren aufgrund <strong>des</strong> Eintritts der Baby-Boomer-Generation in<br />

den Arbeitsmarkt, positiver Nettozuwanderung und der Erhöhung der Erwerbsneigung von<br />

Frauen stetig stieg, erfolgt nun eine Trendumkehr. Der Rückgang <strong>des</strong> Arbeitsangebots bewirkt<br />

eine Verschiebung der Arbeitsangebotskurve nach innen und würde bei konstanter Arbeitsnachfragekurve<br />

im Normalfall eine Reduktion der Erwerbslosigkeit und eine Erhöhung der<br />

Reallöhne bedeuten.<br />

131. Ob die Arbeitsnachfragekurve sich bewegt, hängt entscheidend davon ab, inwieweit<br />

Deutschland es zukünftig schafft, verstärkt Investitionen durch attraktive Standortbedingungen<br />

zu attrahieren. Zusätzliche Investitionen verschöben die Arbeitsnachfragekurve nach außen,<br />

was bei der Bewegung der Arbeitsangebotskurve nach innen eine weitere Verringerung<br />

der Erwerbslosigkeit und eine zusätzliche Erhöhung der Löhne und Gehälter zur Folge hätte.<br />

Neben den Verschiebungen der Arbeitsangebots- und der Arbeitsnachfragekurve beeinflussen<br />

Bewegungen auf der jeweiligen Kurve die Entwicklung der Erwerbslosigkeit. Starke Reallohnerhöhungen<br />

bewirken eine Bewegung auf der Nachfragekurve nach innen und auf der<br />

Angebotskurve nach außen und erhöhen dadurch die Erwerbslosigkeit. Eine Reduzierung der<br />

Erwerbslosigkeit auf Null dürfte es allerdings selbst bei einer relativ geringen Veränderung<br />

der Arbeitsnachfrage nicht geben, da geeignete Arbeitskräfte aufgrund von Mismatch-<br />

Problemen nicht in der jeweiligen Region und mit den geforderten Qualifikationen verfügbar<br />

sein dürften.<br />

132. Neben dem Rückgang <strong>des</strong> Arbeitsangebots erhöht sich das Durchschnittsalter der Erwerbspersonen,<br />

was bei gegebener Kapitalintensität Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität<br />

haben könnte. Es besteht oftmals das Vorurteil, ältere Arbeitnehmer seien relativ zu Jüngeren<br />

weniger produktiv. Generell wird die Arbeitsproduktivität über das Erwerbsleben hinweg<br />

zum einen durch die Erfahrungsleistung und zum anderen durch die physische und kog-<br />

Sachverständigenrat - Expertise 2011

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