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Herausforderungen des demografischen Wandels

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Wirkungskanäle 125<br />

duktionspotenzial ergibt sich dabei einerseits durch eine Veränderung der Sparquote und andererseits<br />

über Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität.<br />

Die Folgen einer alternden Bevölkerung für die Sparquote und somit für den Kapitalstock<br />

einer Volkswirtschaft sind weithin umstritten. Ein in der ökonomischen Literatur verbreiteter<br />

Erklärungsansatz für die Ersparnisbildung stellt die Lebenszyklushypothese dar. Demnach<br />

sparen Individuen vor allem während ihres Erwerbslebens und entsparen das angesammelte<br />

Vermögen tendenziell im Rentenalter. Empirische Untersuchungen deuten auf einen immerhin<br />

recht hohen Erklärungsgehalt dieser Hypothese hin (Ziffern 66 ff.). Im Hinblick auf die<br />

bevorstehende Alterung der Bevölkerung impliziert die Hypothese somit einen Rückgang der<br />

Sparquote, der in einer geschlossenen Volkswirtschaft tendenziell zu einem Rückgang der<br />

Investitionen führt. In einer offenen Volkswirtschaft wie Deutschland hängen die kapitalstockrelevanten<br />

inländischen Investitionen hingegen vor allem von der Entwicklung <strong>des</strong><br />

Weltmarktzinssatzes ab, sodass es keine direkte Übereinstimmung mit der inländischen Ersparnis<br />

mehr geben muss. Langfristprojektionen für das Produktionspotenzial sollten daher<br />

zwischen geschlossenen und offenen Volkswirtschaften unterscheiden. In der im dritten Teil<br />

dieses Kapitels betrachteten Langfristanalyse wird eine geschlossene Volkswirtschaft durch<br />

einen endogenen und die offene Volkswirtschaft durch einen exogenen Zinssatz charakterisiert.<br />

194. Ein weiterer möglicher Wirkungskanal <strong>des</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Wandels</strong> verläuft über die<br />

Größe <strong>des</strong> effektiven Arbeitsvolumens, genauer über die Durchschnittsproduktivität der Erwerbstätigen.<br />

Über einen langen Zeitraum hinweg erklärten Forscher den Zusammenhang<br />

zwischen Alterung und Arbeitsproduktivität anhand <strong>des</strong> Defizitmodells, demzufolge die Leistung<br />

der Arbeitnehmer aufgrund von abnehmenden physischen und kognitiven Fähigkeiten<br />

mit dem Alter zurückgeht. Bei der Verwendung von Löhnen als Produktivitätsmaß finden<br />

empirische Studien in der Tat einen umgekehrt u-förmigen Verlauf der Produktivität, wobei<br />

die Produktivität im Alter von etwa 50 Jahren ihren Höhepunkt erreicht (Ziffern 163 ff.). Die<br />

Annahme eines altersbedingten Rückgangs der Arbeitsproduktivität ist jedoch mittlerweile<br />

umstritten. Ältere Arbeitnehmer verfügen oftmals über ein hohes Maß an Erfahrung sowie an<br />

ausgeprägter sozialer Kompetenz, die in vielen Bereichen sogar mehr gefragt sind als körperliche<br />

Agilität. Zudem ist die Messung der Produktivität mit erheblichen methodischen<br />

Schwierigkeiten verbunden. Neueste empirische Untersuchungen deuten eher darauf hin, dass<br />

die Arbeitsproduktivität im Altersverlauf relativ konstant bleibt (Ziffern 174 ff.). Selbst wenn<br />

man einen umgekehrt u-förmigen Produktivitätsverlauf unterstellt, werden die daraus resultierenden<br />

altersbedingten Produktivitätsverschiebungen in Deutschland vermutlich kaum Auswirkungen<br />

auf das Produktionspotenzial haben (Ziffer 233).<br />

195. Ebenso wie die mit der Erfahrung der Beschäftigten wachsende Produktivität ist das<br />

durchschnittliche Bildungsniveau eine der zentralen Bestimmungsgrößen <strong>des</strong> Arbeitsvolumens.<br />

Eine bessere Ausbildung der Bevölkerung führt zu einer entsprechenden Ausweitung<br />

<strong>des</strong> in Effizienzeinheiten bewerteten Humankapitalbestan<strong>des</strong>. In Deutschland ist das durchschnittliche<br />

Bildungsniveau der Arbeitnehmer im Zeitverlauf gestiegen. So nahm der Anteil<br />

der Hochschulabsolventen an den gesamten Erwerbstätigen im Zeitraum der Jahre 1991<br />

Sachverständigenrat - Expertise 2011

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