Herausforderungen des demografischen Wandels
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42 Auswirkungen auf die Güter- und Finanzmärkte<br />
Dienstleistungen zur Folge haben, ohne dass dies notwendigerweise wirtschaftspolitischen<br />
Handlungsbedarf begründen würde.<br />
65. Darüber hinaus wird in diesem Kapitel diskutiert, welche Veränderungen sich durch den<br />
<strong>demografischen</strong> Wandel für die Kapital- und Vermögensmärkte ergeben können. Die Verschiebung<br />
der Altersstruktur könnte zu einem insgesamt geringeren Sparvolumen führen, da<br />
die Ersparnisbildung der vergleichsweise wenigen Jungen den Rückgang der Ersparnis der im<br />
Bevölkerungsanteil zunehmenden Älteren nicht vollständig kompensieren kann. Dies mag das<br />
Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf den Vermögensmärkten und damit die Vermögenspreise<br />
spürbar beeinflussen. Gemäß einer in diesem Zusammenhang oftmals geäußerten<br />
Hypothese (Asset-Price-Meltdown-Hypothese) könnte es durch die demografische Entwicklung<br />
auf dem Markt für Vermögenstitel zu einem Angebotsüberhang kommen, der zu einem<br />
entsprechenden Rückgang der Vermögenspreise bewirkt.<br />
Ob diese These zutrifft, hängt in erheblichem Maße vom Grad der internationalen Integration<br />
der Vermögensmärkte ab. Da die demografische Entwicklung international stark variiert (Ziffern<br />
33 ff.), verlieren bei hoch integrierten Finanzmärkten Verschiebungen der lokalen Altersstruktur<br />
ihre Bedeutung für die Vermögenspreisbildung. Dies gilt jedoch nicht in gleichem<br />
Maße für Immobilienmärkte, da Immobilien als Sachkapital im weiteren Sinne nicht international<br />
handelbar sind. Somit kann die lokale Ausprägung <strong>des</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Wandels</strong> diese<br />
Märkte maßgeblich beeinflussen. Befürchtungen, es könne in den kommenden Jahrzehnten in<br />
Deutschland insgesamt zu einem dramatischen Verfall der Vermögenspreise kommen, erscheinen<br />
daher überzogen. Allerdings ist davon auszugehen, dass innerhalb Deutschlands<br />
regional unterschiedliche und zum Teil gegensätzliche Entwicklungen der Immobilienmärkte<br />
und -preise zu beobachten sein werden.<br />
Neben diesen makroökonomischen Auswirkungen ist die Portfoliostruktur <strong>des</strong> Geldvermögens<br />
von Bedeutung, da in der vergangenen Dekade große Anstrengungen unternommen<br />
wurden, die kapitalgedeckte Altersvorsorge auszubauen. Nach den bisherigen Erfahrungen<br />
ist es fraglich, ob damit das Ziel einer zusätzlichen Vermögensbildung zum Zweck der privaten<br />
Altersvorsorge erreicht worden ist.<br />
Sachverständigenrat - Expertise 2011<br />
I. Einfluss der Demografie auf den Konsum und<br />
die Ersparnis der privaten Haushalte<br />
66. Für die Analyse <strong>des</strong> individuellen Konsums und damit der Ersparnis bildet das Lebenszyklusmodell<br />
aus ökonomischer Sicht die angemessene theoretische Basis und ist somit der<br />
ideale Ausgangspunkt für empirische Untersuchungen. Dem traditionellen Lebenszyklusmodell<br />
liegt folgen<strong>des</strong> Sparmotiv zugrunde: Das Einkommen der Individuen schwankt über die<br />
verschiedenen Lebensphasen hinweg teilweise erheblich. Aufgrund <strong>des</strong> abnehmenden Grenznutzens<br />
<strong>des</strong> Konsums in jeder Lebensphase versuchen die Individuen ihren Konsum über den<br />
Lebenszyklus hinweg zu glätten, was die Wahl unterschiedlicher Spar- und Entsparintensitäten<br />
im Laufe <strong>des</strong> Lebenszyklus erfordert. Da etwa das Einkommen zu Beginn der beruflichen<br />
Laufbahn relativ gering ist, wird dort tendenziell der Konsum durch Kreditaufnahme geglättet.<br />
Dies kann über Finanzmärkte sowie durch finanzielle Unterstützung innerhalb der Familie