Herausforderungen des demografischen Wandels
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80 Auswirkungen auf die Güter- und Finanzmärkte<br />
ökonometrischer Untersuchungen (Corneo et al., 2009; 2010) – Indizien für eine solche Umschichtung.<br />
117. Angesichts dieser Evidenz wäre zu hinterfragen, ob eine staatliche Förderung der kapitalgedeckten<br />
Altersvorsorge zielführend ist. Immerhin müssen für die eingesetzten finanziellen<br />
Mittel erst Steuern erhoben werden, die wiederum selbst negative Wirkungen auf die gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung entfalten. Die Rechtfertigung von Förderungen dieser Art<br />
erfordert zunächst die Annahme, dass die Haushalte ohne diese Anreize falsche Entscheidungen<br />
treffen würden. Dies setzt voraus, dass die Bevölkerung im Allgemeinen nicht in der Lage<br />
ist, die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge richtig einzuschätzen. Selbst wenn dies<br />
der Fall wäre, so sind auch andere Maßnahmen, wie etwa die gezielte Information der Haushalte<br />
oder eine obligatorische Versicherung, grundsätzlich geeignet, dieses Problem zu lösen;<br />
möglicherweise zu geringeren Kosten.<br />
Sachverständigenrat - Expertise 2011<br />
V. Zusammenfassung und Fazit<br />
118. Der demografische Wandel wird sich über verschiedene Wirkungskanäle auf Güter- und<br />
Finanzmärkte auswirken. Die einzelnen Effekte werden jedoch nicht isoliert ablaufen, vielmehr<br />
sind erhebliche Wechselwirkungen zu erwarten. Einer der zentralen Aspekte für die<br />
Veränderungsprozesse auf den Gütermärkten ist die Konsumentscheidung der privaten Haushalte,<br />
die mit der Sparentscheidung identisch ist. Diese hat wiederum Auswirkungen auf die<br />
Kapital- und Finanzmärkte.<br />
Ähnlich wie der technologische Fortschritt löst der demografische Wandel Anpassungsprozesse<br />
auf den verschiedenen Märkten aus. Da demografische Veränderungen ebenso langsam<br />
wie vorhersehbar ablaufen, ist zu erwarten, dass die Märkte sich darauf rechtzeitig einstellen,<br />
sodass grundsätzlich kein wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf zu erkennen ist. Vielmehr<br />
sollte die Wirtschaftspolitik den ordnungspolitischen Rahmen so gestalten, dass dieser Strukturwandel<br />
ohne größere Friktionen ablaufen kann.<br />
Konsum und Ersparnis<br />
119. In Deutschland entspricht die Sparquote der privaten Haushalte dem Muster der modifizierten<br />
Lebenszyklushypothese: geringe positive Sparquoten im jungen und hohen Alter;<br />
höhere Sparquoten im mittleren Alter. Für die durchweg positiven Sparquoten sind verschiedene,<br />
koexistierende Sparmotive verantwortlich, wie beispielsweise die Konsumglättung oder<br />
das Vererbungsmotiv. Zu den Einflussfaktoren zählen ebenso die institutionellen Gegebenheiten,<br />
wie die Ausgestaltung der Gesetzlichen Rentenversicherung oder andere Elemente der<br />
Sozialen Sicherung.<br />
Von den <strong>demografischen</strong> Veränderungen gehen zudem Auswirkungen auf die Entwicklung<br />
der Leistungsbilanz aus. Eine ökonometrische Analyse liefert Hinweise auf eine Korrelation<br />
zwischen der Bevölkerungsstruktur und der Leistungsbilanz. Auf Basis dieser Analyse und<br />
der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zeigen Projektionen für Deutschland,<br />
dass die beschleunigte Alterung der Bevölkerung bis Mitte der 2030er-Jahre für sich genom-