Herausforderungen des demografischen Wandels
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176 Die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte<br />
lifizierten Personen aus, aber auch eine Erhöhung der Erwerbsquoten insbesondere von Frauen<br />
und Älteren hätte positive Effekte. Eine höhere Frauenerwerbstätigkeit setzt jedoch eine<br />
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf voraus. Dies könnte unter Umständen auch positive<br />
Effekte auf die Geburtenziffer haben, deren positive Wirkung auf die öffentlichen Haushalte<br />
allerdings erst zeitverzögert eintreten würde. Zudem wären von einer Anpassung der<br />
Lebensarbeitszeit an die in Zukunft voraussichtlich steigende fernere Lebenserwartung positive<br />
Wirkungen auf die Tragfähigkeitslücke zu erwarten.<br />
287. Zuletzt sind Maßnahmen im Hinblick auf eine Steigerung <strong>des</strong> Wirtschaftswachstums<br />
in Erwägung zu ziehen, durch welche die Lasten der <strong>demografischen</strong> Entwicklung leichter zu<br />
tragen wären. Solche Maßnahmen könnten beispielsweise auf die Schaffung notwendiger<br />
Rahmenbedingen für eine zunehmend kapitalintensive Produktion ausgerichtet sein, die mit<br />
weniger Arbeitskräften auskommt. Zentral erscheint im Hinblick auf die Wachstumsperspektiven<br />
ein leistungsfähigeres Bildungssystem, das durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />
zu einer höheren gesamtwirtschaftlichen Produktion beitragen könnte (Ziffern 243 ff.).<br />
288. Durch Sensitivitätsanalysen können die erwähnten Maßnahmen auf ihren möglichen<br />
Beitrag zur Schließung einer Tragfähigkeitslücke untersucht werden. Zu Bedenken ist dabei<br />
aber, dass viele dieser Maßnahmen mit weiteren Vor- und Nachteilen verbunden sind, die<br />
nicht in Tragfähigkeitsberechnungen erfasst werden. Insbesondere wachstumsfördernde Maßnahmen<br />
werden den materiellen Wohlstand der Gesellschaft auch jenseits <strong>des</strong> Staatssektors<br />
erhöhen. Hingegen sind pauschale Kürzungen von Sozialausgaben zwar zum Schließen einer<br />
Tragfähigkeitslücke geeignet, jedoch mit einem Verlust an materiellem Wohlstand der Betroffenen<br />
verbunden. Insofern wäre es falsch, aus der höheren Wirksamkeit einer Maßnahme direkt<br />
eine normative Empfehlung zur Umsetzung dieser Maßnahme abzuleiten.<br />
III. Projektionen zur langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte<br />
289. Ausgehend von einer Projektion der Ausgaben demografie-sensitiver Bereiche für ein<br />
Basisszenario wird eine Tragfähigkeitsberechnung durchgeführt, deren Ergebnis eine langfristige<br />
Tragfähigkeitslücke von 3,1 vH in Relation zum Bruttoinlandsprodukt ist; das heißt um<br />
diesen Wert müssten die Primärsalden sofort und dauerhaft erhöht werden, um eine langfristige<br />
Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte herzustellen. Die Tragfähigkeitslücke reagiert in<br />
besonderem Maße sensitiv auf Annahmen für die Erwerbslosenquote, für die Erwerbsbeteiligung<br />
Älterer und die Migration. Folglich können politische Maßnahmen, die an diesen Punkten<br />
ansetzen, dazu geeignet sein, die Tragfähigkeitslücke zu reduzieren.<br />
1. Das Basisszenario – Modellbeschreibung, Annahmen und Ergebnisse<br />
290. Die im Folgenden präsentierten Ergebnisse zur Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte<br />
basieren auf einem Projektionsmodell, mit dem die Ausgaben der demografie-sensitiven<br />
Bereiche staatliche Alterssicherung, Gesundheit, Leistungen bei Arbeitslosigkeit sowie Leistungen<br />
für zukünftige Generationen, insbesondere Bildungsausgaben, mit der Methodik der<br />
„<strong>demografischen</strong> Fortschreibung“ projiziert werden (Werding, 2011). Dabei werden Ände-<br />
Sachverständigenrat - Expertise 2011