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der steirer land

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12<br />

Vom zweitältesten Gewerbe.<br />

Ein Handwerk,<br />

das alles zusammenhält<br />

Schon in <strong>der</strong> Antike wurden Seile von Hand hergestellt und noch heute<br />

sind die meisten Seile so beschaffen wie vor mehr als 2 000 Jahren.<br />

Wir besuchten den letzten Seiler <strong>der</strong> Steiermark, Herrn Friedrich<br />

Teppernegg, in seiner Werkstatt in Preding. Bereits in<br />

3. Generation dreht er Seile, knüpft Netze, seine Maschinen<br />

stammen von seinem Vater, <strong>der</strong> sie seinerzeit von seinem<br />

Lehrmeister bekommen hat. Eigentlich könnte Herr Teppernegg,<br />

<strong>der</strong> in Nie<strong>der</strong>österreich eine Seilerschule besuchte, dort seinen<br />

Lehrabschluss gemacht und die Meisterprüfung abgelegt hat,<br />

ja schon in Pension gehen. Er arbeitet aber gerne noch weiter.<br />

Er liebt seinen Beruf und findet immer wie<strong>der</strong> neue Nischen.<br />

Denn „von <strong>der</strong> Seilerei leben kann man heute nicht mehr“.<br />

Das ist auch <strong>der</strong> Grund dafür, dass sich kein Nachfolger für<br />

ihn findet. Und nur weil Herr Teppernegg immer wie<strong>der</strong> neue<br />

Ideen kreierte, konnte er überleben, sonst hätte er schon Ende<br />

<strong>der</strong> 1960er Jahre aufhören müssen, wie er uns erzählt. Denn<br />

damals begann die schlechte Auftragslage. Was zuvor ein gutes<br />

Geschäft gewesen war, sei heute vorbei. Das Hauptgeschäft lag<br />

schließlich immer in <strong>der</strong> Landwirtschaft. Die großen Abnehmer<br />

<strong>der</strong> Seile waren Bauern und Viehhändler, die täglich 100 Stricke<br />

gebraucht haben, weil mit jedem verkauften Vieh auch <strong>der</strong> Strick<br />

mitverkauft worden ist. Seit es die Ladewägen gibt und keine<br />

Seile mehr zum Nie<strong>der</strong>binden vom Heu o<strong>der</strong> für Ochsengespanne<br />

gebraucht werden, und seit <strong>der</strong> verbotenen Anbindehaltung<br />

<strong>der</strong> Rin<strong>der</strong> im Stall, sind die Strickbestellungen drastisch<br />

zurückgegangen. Heute macht Herr Teppernegg noch ca.<br />

30 Streubögen pro Jahr. Vor allem Wochenendhäusler kommen<br />

deshalb zu ihm, weil sie ihre kleinen Gras- und Heumengen<br />

damit gut transportieren können. Früher gab es in jedem Dorf<br />

einen Seiler, <strong>der</strong> nächste war in St. Florian, in Eibiswald und<br />

auch <strong>der</strong> Vater des jetzigen Sport Strauß in Leibnitz war ursprünglich<br />

Seiler.<br />

Zurück zu Herrn Tepperneggs Nischen: Das sind zum einen die<br />

Fischernetze wie z. B. Treibnetze und Schöpfbeere, womit die<br />

Fische aus dem Teich geschöpft werden. Weil die Netze konisch<br />

sind, kann man sie nur händisch knüpfen. Aus dem gleichen<br />

Grund werden Knallpeitschen aus Le<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Hanf erzeugt.<br />

Heute ist <strong>der</strong> Hanf übrigens THC-frei und damit gibt es keine<br />

Probleme mehr bei <strong>der</strong> Herstellung von Hanfseilen. Früher<br />

bekamen die Seiler nämlich vom Hanfstaub immer wie<strong>der</strong><br />

einen “Hanfrausch”. Außerdem wird <strong>der</strong> Hanf nicht selbst<br />

aufbereitet, weil <strong>der</strong> in Österreich angebaute Hanf nur bis ca.<br />

2 m hoch wird und die Fasern dann nur 10 cm lang sind. Daher<br />

kauft Herr Teppernegg seinen Hanf in Ägypten (“je mehr Sonne<br />

in einem Land scheint, desto länger werden die Fasern”). Dieser<br />

wird 4 m hoch und die Fasern bis zu einem halben Meter lang.<br />

Früher hat man halt mit dem Kurzfasrigen gearbeitet und hat<br />

auch alles selbst händisch gesponnen. Heute lässt er seinen<br />

Hanf in Vorarlberg spinnen und bekommt ihn einfädig geliefert.<br />

Er verdreht dann den Faden, macht die Litze daraus und kann<br />

im Freien auf diese Art ein bis 200 m langes Seil herstellen.<br />

Seit 1992 fertigt er auch Bungee-Jumping Seile. Die sind aus<br />

Naturkautschuk und unbehandelt und die Verarbeitung ist wie<strong>der</strong><br />

ganz an<strong>der</strong>s als beim Hanf. Es werden 2 000 – 5000 Fäden mit<br />

1,2 mm Stärke parallel gelegt und <strong>der</strong> Trick ist, aus den Fäden<br />

ein unendliches Seil zu machen. Damit die Seile auf ihrem Platz<br />

bleiben, werden sie mit einer Kreuzwicklung umwickelt. Mehr<br />

wollte und durfte <strong>der</strong> Seiler über diese Seilherstellung nicht<br />

verraten. Für einen 135 m Sprung z. B. auf <strong>der</strong> Grazer Messe ist<br />

das Bungee-Jumping-Seil nur 28 m lang, <strong>der</strong> Rest dehnt sich.<br />

„Bis vor 2 Jahren hat Herr Teppernegg noch für Indoor-Golfanlagen<br />

Schutznetze gemacht, aber dieser Markt sei schließlich 2009

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