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der steirer land

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68<br />

Maria Brenner<br />

Bauersleut auf Probe<br />

Nicht immer war es so, dass automatisch <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die<br />

Erstgeborene den Hof übernahm. Gerade in Familien mit sehr<br />

vielen Kin<strong>der</strong>n und oft auch mit mehreren Wirtschaften musste<br />

man sich das Privileg „Bauer zu sein“ erst einmal verdienen. Frau<br />

Brenner kam in Langegg zur Welt, und da wenige Wochen nach<br />

ihrer Geburt die Mutter verstarb, kam sie zu ihrer Großmutter<br />

nach Glanz. Die Wirtschaft gehörte dem Vater und war an<br />

Mohr-Leut, wie sie die Winzer damals nannten, verpachtet. Für<br />

die Arbeit im Weingarten bekam <strong>der</strong> Winzer vom Vater bezahlt,<br />

<strong>der</strong> übrige Grund und das Vieh dienten dem Lebensunterhalt<br />

<strong>der</strong> Weinzerl, wobei die Fechsung (Ernteertrag) dem Vater<br />

zustand.<br />

„Meine Großmutter und ich bearbeiteten ein ¾ Joch Grund<br />

für uns selber“, beginnt Frau Brenner ihre Erzählung. „Darauf<br />

bauten wir alles an, was wir zum Leben brauchten und auch<br />

1-2 Stückl Vieh gehörten uns.“ Geld hatten wir keines, aber<br />

alles was wir zum Leben brauchten. In meiner Kindheit waren<br />

die schönen Jahreszeiten von <strong>der</strong> Arbeit mit Großmutter und<br />

die kalten Zeiten von saule<strong>der</strong>nen Schuhen und schafwollenen<br />

Strümpfen für den weiten Schulweg geprägt. Vater heiratete<br />

später auf Vermittlung eine Witfrau mit einer großen Wirtschaft,<br />

die bereits 10 Kin<strong>der</strong> hatte und fünf weitere kamen im<br />

Laufe <strong>der</strong> Jahre noch dazu. Bereits beim Ableben meiner<br />

Mutter bestätigte Vater notariell, dass ich seinen Heimathof<br />

übernehmen kann, falls ich das wollte. Doch <strong>der</strong> Weg bis dort<br />

hin war noch weit und steinig. Nach dem Abschluss <strong>der</strong> Schule<br />

blieb ich bei Großmutter daheim und wir bewirtschafteten<br />

unseren Grund und Boden. Wie damals üblich, ging man<br />

zwischenzeitlich Tagwerken und die nachbarschaftlichen Hilfen<br />

wie das Ernten o<strong>der</strong> das Woazschöln (Entblättern <strong>der</strong><br />

Maiskolben) brachten immer gesellschaftliche und lustige<br />

Abwechslung in unseren Alltag. Das Woazschöln war es auch,<br />

bei dem ich meinen späteren Mann „Jakob“ kennenlernte. Er<br />

war aus Gamlitz und als wir uns das erste Mal sahen, habe ich<br />

ihm gut gefallen und er mir natürlich auch. Er nutzte jede Möglichkeit,<br />

damit wir uns sahen, und kaufte auch des Öfteren bei<br />

unserem Weinzerl Fleisch, nur damit wir uns sehen konnten.<br />

Jakob war gelernter Zimmermann und von Berufswegen das<br />

schwere Arbeiten gewohnt.<br />

Dann kam das Jahr 1950 und wir haben geheiratet. Da unsere<br />

Mohr-Leit (Winzer) in diesem Jahr den Hof verließen, beschloss<br />

Vater uns die Wirtschaft auf Probe zu überlassen. Mein Mann<br />

musste seine Arbeit aufgeben und wir begannen zu wirtschaften.<br />

Im Stall standen eine Kuh und ein Kalb, aber wir hatten kein<br />

Futter, da die Weinzerl bis auf ein paar Streubogen voll alles<br />

mitnahmen. Als erstes kauften wir von den Straßenarbeitern<br />

das „Roahgros“, jenes Gras, das sie von den Weg- und Straßenrän<strong>der</strong>n<br />

mähten, damit wir unser Vieh füttern konnten.

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