17.01.2013 Aufrufe

der steirer land

der steirer land

der steirer land

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Glocken – geduldige Rufer<br />

in einer lauten Welt<br />

„Fest gemauert in <strong>der</strong> Erden, steht die Form aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke<br />

werden! Frisch, Gesellen, seid zur Hand! Von <strong>der</strong> Stirne heiß rinnen muss <strong>der</strong> Schweiß,<br />

soll das Werk den Meister loben! Doch <strong>der</strong> Segen kommt von oben.“<br />

Wer wurde in <strong>der</strong> Schulzeit nicht gequält von<br />

diesen Zeilen, die den Anfang von Friedrich<br />

Schillers „Das Lied von <strong>der</strong> Glocke“ bilden. Ein<br />

mächtiges Gedicht – über 2 000 Wörter mit über<br />

10 000 Zeichen - das nicht nur die technische<br />

Herstellung son<strong>der</strong>n auch die Aufgaben und das<br />

Wesen <strong>der</strong> Glocke beschreibt. Ein Lobgesang auf<br />

einen Alltagsgegenstand, <strong>der</strong> heute kaum noch<br />

bewusst wahrgenommen wird. Und wenn, dann<br />

wird gestritten, ob die Glocken nicht zum Schweigen<br />

gebracht werden sollen, weil sie unsere Ruhe<br />

stören.<br />

Doch vielleicht verbirgt sich hinter diesem „sich<br />

nicht stören lassen wollen“ mehr als nur eine<br />

Hintanhaltung von Lärmbelästigung. Vielleicht<br />

wollen wir unsere Gewohnheiten nicht unterbrechen. Vielleicht<br />

wollen wir uns nicht herausreißen lassen aus unserem bequemen<br />

Leben.<br />

Die Glocken hatten immer die Aufgabe, neben einer zeitlichen<br />

Strukturierung des Tages, auf das Beson<strong>der</strong>e hinzuweisen. Auf<br />

das, was den Alltag durchbricht und dennoch zum Leben dazu<br />

gehört: Freudvolles wie Leidvolles. Sie sind ein Verweis über<br />

unsere irdische Verfasstheit hinaus.<br />

Bevor es Uhren gab, die die Zeit maßen, zeigte <strong>der</strong> Glockenschlag<br />

den Morgen, den Mittag und den Abend an. Doch es war nicht<br />

nur ein Hinweis auf die jeweilige Stunde des Tages son<strong>der</strong>n<br />

die Einladung, in Erinnerung an das Leben und Sterben Jesus<br />

in einem kurzen Gebet – dem Engel des Herrn – zu bedenken,<br />

dass wir unser Leben und Dasein einem an<strong>der</strong>en verdanken,<br />

Mag. Helmut Kirchengast<br />

Direktor <strong>der</strong> Bischöfl.<br />

Gutsverwaltung<br />

dass wir es uns nicht selbst gemacht haben.<br />

Die Wetterglocken zeigten nicht nur zu schauen,<br />

dass man rechtzeitig vom Feld nach Hause kommt.<br />

Sie brachten auch zu Bewusstsein, dass die<br />

Gewalten <strong>der</strong> Natur nicht in unserer Verfügbarkeit<br />

stehen. Und das Leben selbst auch nicht.<br />

Die Totenglocken kündigten nicht nur den Tod<br />

eines Mitbewohners an son<strong>der</strong>n erinnerten auch<br />

an die eigene Sterblichkeit. Und luden ein, sich<br />

im Gebet mit dem Verstorbenen – ob bekannt<br />

o<strong>der</strong> unbekannt ist zweitrangig - und seinen<br />

Angehörigen in dieser schweren Stunde zu verbinden.<br />

Wenn keine Totenglocken mehr geläutet<br />

werden, verschwindet <strong>der</strong> Tod noch stärker aus<br />

dem öffentlichen Bewusstsein. Er ist kein Teil des Alltags mehr.<br />

Es wird gestorben und keiner merkt´s. Den Tod eines geliebten<br />

Menschen zu betrauern, wird für die Betroffenen ein sehr<br />

einsames Geschehen.<br />

Die Fest- und Sonntagsglocken machen uns allen hörbar, dass<br />

es im Leben auch Grund zum Feiern gibt. Dass es Vielfältiges gibt,<br />

worüber man sich freuen kann, dass das Leben ein Fest ist.<br />

Immer haben die Glocken etwas Gemeinschaftsstiftendes. Sie<br />

reißen uns heraus aus unserer kleinen Welt und stellen uns in<br />

ein großes Miteinan<strong>der</strong>. Und das, ohne ein technisches Gerät<br />

besitzen zu müssen, wie sonst oft in unserer mo<strong>der</strong>nen Zeit.<br />

Das einzige was wir brauchen ist ein offenes Herz und ein<br />

horchendes Ohr in einer sonst so lauten Welt.<br />

Sommertheater<br />

des KultURkreises St. Johann i. S.<br />

Spieltermine:<br />

Fr 31. Aug. 2012 20:20 Uhr<br />

So 02. Sep. 2012 18:18 Uhr<br />

Di 04. Sep. 2012 19:19 Uhr<br />

Fr 07. Sep. 2012 20:20 Uhr<br />

Sa 08. Sep. 2012 20:20 Uhr<br />

Fr 14. Sep. 2012 20:20 Uhr<br />

Sa 15. Sep. 2012 20:20 Uhr<br />

31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!