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der steirer land

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Überstandige Wiesen:<br />

Schandfleck o<strong>der</strong> Augenweide?<br />

Keine Frage: Schönheit braucht Pflege. Wer bunte und artenreiche Wiesen<br />

haben will, muss sie regelmäßig mähen. Ohne Nutzung verschwinden sie,<br />

durch Übernutzung verkümmern und degenerieren sie.<br />

Regelmäßig mähen heißt in diesem Fall aber nicht wöchentlich<br />

mit dem Rasenmähertraktor über die Wiese zu rattern und<br />

dabei einen kurzgehaltenen langweiligen Rasen zu erzeugen,<br />

den man gerne im Vorgarten seines Wohnhauses sieht. Diese<br />

Bewirtschaftungsweise ist definitiv eine Übernutzung. Stellen<br />

Sie sich vor, Sie wären eine Margerite, Karthäuser-Nelke o<strong>der</strong><br />

eine Wiesen-Flockenblume und möchten unbedingt wachsen<br />

und zu blühen beginnen. Aber jedes Mal, wenn einige Zentimeter<br />

an Wachstum geschafft sind, machen die scharfen Messer des<br />

Rasenmähers die Anstrengungen <strong>der</strong> letzten Tage zunichte.<br />

Als Margerite werden Sie sich dieser Frustration nicht länger<br />

aussetzen und aufgeben.<br />

Es gibt jedoch Pflanzen, die an solch kurze Intervalle angepasst<br />

sind. Sie sind sozusagen die Hochleistungssportler unter den<br />

Pflanzen: <strong>der</strong> Löwenzahn zum Beispiel. Er kann innerhalb<br />

weniger Tage wachsen, blühen, Samen ausbilden und sich vermehren.<br />

Zum Ärgernis <strong>der</strong> Kurzrasen-Fanatiker, denn genau<br />

diese Hochleistungspflanzen veranlassen die Gartenbesitzer<br />

den Rasenmäher wie<strong>der</strong> zu starten, um Löwenzahn und Co. den<br />

Garaus zu machen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Je<br />

kürzer <strong>der</strong> Mähintervall, desto schneller muss <strong>der</strong> Löwenzahn<br />

wachsen, um sich zu vermehren. Vertreiben kann man ihn dadurch<br />

nicht, man peitscht ihn lediglich zu Höchstleistungen.<br />

Nährstoffreiche Wiese<br />

Verlassen wir den kurzgeschorenen Rasen im Garten vor dem<br />

Haus und begeben uns auf die Wiesen in den Tallagen, die ihr<br />

Dasein <strong>der</strong> Gewinnung von Viehfutter verdanken. Beweidung<br />

o<strong>der</strong> Mahd und die Pflege durch den Landwirt sind Voraussetzungen<br />

für den Erhalt dieser Wiesen. Die Erfindung <strong>der</strong><br />

Sense ließ Mähwiesen entstehen und <strong>der</strong> Mensch konnte damit<br />

Heu als wertvolles Winterfutter für seine Tiere erzeugen. In <strong>der</strong><br />

Natur von uns Menschen liegt es, dass wir alles optimieren<br />

und spezialisieren wollen. Deshalb wurde in <strong>der</strong> Mitte des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts mit <strong>der</strong> Düngung <strong>der</strong> Wiesen begonnen. Stallmist<br />

und Jauche wurden nicht nur auf Äcker son<strong>der</strong>n auch auf<br />

Grün<strong>land</strong> ausgebracht, was das Wiesenwachstum natürlich<br />

enorm steigerte. Von zwei Mähterminen im Jahr wurde auf fünf<br />

o<strong>der</strong> sechs erhöht, die Produktion wurde gesteigert, <strong>der</strong> Landwirt<br />

hatte größere Mengen an Viehfutter zur Verfügung. Nur wenige<br />

Pflanzenarten überleben diese Nährstoffanreicherung und<br />

Ertragsmaximierung. Die Wiese besitzt zwar ein sattes Grün<br />

und kann pro Hektar mehr Vieh ernähren, verän<strong>der</strong>t sich aber<br />

hin zu einer Monokultur und die Vielfalt an Blütenpflanzen<br />

geht verloren. Dass Produktionssteigerung auf Dauer nicht<br />

funktioniert, erkennen immer mehr Landwirte: Bodenbeschaffenheit,<br />

Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch stehen<br />

unwi<strong>der</strong>ruflich miteinan<strong>der</strong> in Verbindung.

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