der steirer land
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Grenzen müssen beweglich sein.<br />
Die Rede ist von <strong>der</strong> Kirche Hl. Geist am Osterberg, <strong>der</strong>en bewegte<br />
Geschichte ein Symbol für den Glauben und ein Synonym für<br />
gelebte Gemeinschaft ist. Der Legende nach, so berichtet die<br />
Chronik, soll einst eine weiße Taube immer wie<strong>der</strong> auf einem<br />
Felsen gesessen sein, wo heute die Heiligengeistkirche steht. Als<br />
die damalige Herrin von Schmierenberg, Anna Kreszenzia, im<br />
Jahre 1667 die Erlaubnis zum Kirchenbau vom Fürstbischof von<br />
Seckau erhielt, hatte <strong>der</strong> Ort bereits eine bewegte Geschichte<br />
hinter sich. Lange vor <strong>der</strong> eigentlichen Kirche, wahrscheinlich<br />
dort, wo sich heute die Augustini-Kapelle befindet, stand<br />
die ursprüngliche Primuskirche. Diese diente <strong>der</strong> Sekte <strong>der</strong><br />
Springer als Ort <strong>der</strong> Zusammenkunft und wurde im Zuge <strong>der</strong><br />
Gegenreformation im Jahre 1600 von Soldaten zerstört.<br />
„137 Jahre war Hl. Geist <strong>der</strong> Diözese Graz-Seckau zugeordnet<br />
und wurde erst definitiv 1963 <strong>der</strong> Diözese Maribor übergeben“,<br />
beginnt Pfarrer Klug seine Geschichte. Und da die Kirche<br />
auf <strong>der</strong> steirischen Seite weithin sichtbar ist, war <strong>der</strong> Bezug<br />
<strong>der</strong> Süd<strong>steirer</strong> zu Hl. Geist auch sehr groß. Es war eine lange<br />
Tradition, dass zu Pfingsten die Menschen hinaufpilgerten, um<br />
dort Gottes Segen für das Jahr zu erbitten. Bis zum Jahre 1914<br />
ging alles seinen gewohnten Gang, dann kamen die Wirren des<br />
Ersten Weltkrieges, und nach dem Friedensschluss 1919 wurden<br />
die Grenzen neu gezogen und ab 1924 beinahe geschlossen.<br />
Plötzlich war <strong>der</strong> Nachbar ein Frem<strong>der</strong>, die Kin<strong>der</strong> konnten<br />
nicht mehr zur Schule und die Menschen in Großwalz nicht<br />
mehr zu ihren Verstorbenen auf den Friedhof. Die jährliche<br />
Wallfahrt fand nicht mehr statt und was über Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
zusammengehörte, wurde getrennt. Erst im Jahre 1965 schaffte<br />
es ein Leutschacher Kaplan wie<strong>der</strong>, einen deutschsprachigen<br />
Gottesdienst in <strong>der</strong> Kirche abzuhalten.<br />
Am Pfingstsonntag 1970 gab es erneut eine eigene Messe für<br />
die deutschsprachigen Wallfahrer von nah und fern, wodurch<br />
<strong>der</strong> uralte Brauch <strong>der</strong> Pfingstwallfahrt nach Sveti Duh aufs<br />
Neue erwachte. Langsam lebte die Tradition wie<strong>der</strong> auf und<br />
begann zu blühen, jedoch war es über Jahre nicht einfach, die<br />
Grenze zu passieren. Ich selbst erlebte einige Male die Willkür<br />
<strong>der</strong> Grenzbeamten und die ablehnende Haltung gegenüber dem<br />
gemeinschaftlichen Zusammenkommen. Erst im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
wurde <strong>der</strong> Übertritt für die Wallfahrer etwas erleichtert. Im<br />
Jahre 1983 standen <strong>der</strong> Pfarrer von Sveti Duh Franc Pecnik,<br />
<strong>der</strong> damalige Bezirkshauptmann HR Dr. Seiler und ich vor <strong>der</strong><br />
Kirche und Dr. Seiler meinte mit bedächtigem Blick auf die<br />
Kirche, dass wir in spätestens drei Jahren hier keine Messe mehr<br />
feiern werden. Der Zustand <strong>der</strong> Kirche war mehr als desolat.<br />
Das Dach war nicht mehr dicht und an allen Ecken und Enden<br />
konnte man dem Verfall zusehen. Damals wurde <strong>der</strong> Gedanke<br />
geboren, gemeinsam die Renovierung <strong>der</strong> Kirche in Angriff zu<br />
nehmen. Viel gab es zu tun, bis die Arbeiten tatsächlich be-